Auf „Five Ways To Say Goodbye“, dem neuen Soloalbum von Mick Harvey, geht es ums Abschiednehmen. | Aachener Zeitung
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HörbarMick Harvey: „Five Ways To Say Goodbye“

Trauer und Schmerz, Liebe und Trost

Auf dem einnehmend melancholischen neuen Soloalbum des ehemaligen Nick-Cave-Mitstreiters Mick Harvey geht es ums Abschiednehmen.

Findet auf seinem neuen Soloalbum versöhnliche Klänge: der australische Musiker Mick Harvey.
Findet auf seinem neuen Soloalbum versöhnliche Klänge: der australische Musiker Mick Harvey. Foto: Matthew Ellery

Es gibt im Englischen eine Formulierung für Menschen, die gestorben sind, die auch Mick Harvey verwendet, wenn er über die Stücke auf seinem neuen Album spricht. „A lot of the songs are by people who have moved on“, sagt er. Wörtlich lässt sich das so übersetzen: „Eine Menge der Songs sind von Leuten, die weitergezogen sind.“ Das klingt gar nicht so, als seien sie aus dem Leben geschieden, für immer fort, sondern so, als hätten sie sich entschlossen, hier ihre Zelte abzubrechen, um sie andernorts wieder aufzuschlagen. Ein sehr tröstlicher Gedanke.

Man kennt Mick Harvey als langjährigen Mitstreiter von Nick Cave bei Birthday Party und den Bad Seeds. Er hat aber stets und vor allem nach seinem Abschied von den Bad Seeds im Jahr 2009 immer wieder mit anderen Künstlern zusammengearbeitet, unter anderem PJ Harvey. Zuletzt erschien im vergangenen Jahr das Album „Phantasmagoria in Blue“, das Duette mit der mexikanischen Sängerin und Filmemacherin Amanda Acevedo versammelt.

Dass es ums Abschiednehmen geht, ums Loslassen, verrät schon der Titel, „Five Ways To Say Goodbye“ – ein Sujet von Leonard Cohen’schen Ausmaßen. Der 2016 gestorbene kanadische Großmeister des melancholischen, poetischen Songwritings dürfte aber auch bei den Streicher-geschwängerten, getragenen Arrangements Pate gestanden haben.

Mick Harvey: „Five Ways To Say Goodbye“ (Mute/Rough Trade)
Mick Harvey: „Five Ways To Say Goodbye“ (Mute/Rough Trade) 

Zu den Autoren der neun von insgesamt zwölf Stücken, die sich Harvey zueigen macht, gehört Cohen entgegen der Erwartung allerdings nicht. Lee Hazelwood und Neil Young sind dabei, aber auch unbekanntere Komponisten wie Ed Kuepper (Mitbegründer von The Saints) und David McComb (The Triffids). Herausragend ist Harveys Interpretation von Lo Carmens „Nashville High“ das sich zu einer trotzigen Hymne aufschwingt. Besonders ist auch „A Suitcase In Berlin“, eine Adaption von „Ich hab‘ noch einen Koffer in Berlin“, das Marlene Dietrich einst berühmt machte. Versöhnlich ist Harveys Eigenkomposition „When We Were Beautiful And Young“.

Zusammengehalten wird alles von Harveys eigener, sehr warmer musikalischer Sprache, die aus den Stücken einen einnehmenden Reigen der Trauer und des Schmerzes, aber auch der Liebe und des Trostes macht.