Das Haus des Handwerks am Hanauer Schlossplatz wird abgerissen
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Das Haus des Handwerks am Hanauer Schlossplatz wird abgerissen

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Soll einem Neubau weichen: das Haus des Handwerks. Es zu erhalten sei „bautechnisch und wirtschaftlich unsinnig“, heißt es aus dem städtischen Eigenbetrieb Immobilien- und Baumanagement.
Soll einem Neubau weichen: das Haus des Handwerks. Es zu erhalten sei „bautechnisch und wirtschaftlich unsinnig“, heißt es aus dem städtischen Eigenbetrieb Immobilien- und Baumanagement. © PATRICK SCHEIBER

Im kommenden Jahr rücken am Schlossplatz in der Hanauer Altstadt die Bagger an. Das Haus des Handwerks soll einem Erweiterungsbau für die Karl-Rehbein-Schule weichen. Zudem will man das alte Kanzleigebäude sukzessive weiter entwickeln.

Hanau – Die Nummer fünf ist die schwierigste. Und die langwierigste. Doch jetzt, nach einer langen Geburtsphase und etlichem Hin und Her, steht das Konzept für den neuen Schlossplatz. Er ist die Nummer fünf in der innerstädtischen Platzfolge. Die Planung sieht zwei große Bausteine vor: Zum einen den Abriss des Hauses des Handwerks mit anschließendem Neubau, der auch Teile des Fronhofs umfassen wird, sowie zum Zweiten die schrittweise weitere Entwicklung des historischen Kanzleigebäudes und auch der dortigen Gastronomie.

„Der Schlossplatz birgt viel Potenzial für innerstädtisches Leben“, ist Hanaus Bürgermeister Dr. Maximilian Bieri überzeugt.

Für den Platz in der Hanauer Altstadt gab es bereits viele Pläne

Im Zuge des 2008 begonnenen Innenstadt-Umbaus und der Umgestaltung von Freiheits- und Marktplatz sowie des Altstädter Markts und des Platzes an der Wallonisch-Niederländischen Kirche steht der Umbau des Schlossplatzes noch aus. Seit Jahren schon. Ideen gab es viele. Sie reichten von einem Brüder-Grimm-Kulturzentrum über einen Hotelstandort bis zu einem Mix aus Wohnen, Gastronomie, Büros und einer Tanzschule. Nichts davon wurde allerdings realisiert. Folge: Zurück auf Los.

Seit geraumer Zeit wird an einem konzeptionellen Neustart gearbeitet. Der sieht, wie kurz berichtet, den Abriss des aus den 1950er Jahren stammenden Hauses des Handwerks vor. Dann soll ein Neubau errichtet werden, der von der benachbarten Karl-Rehbein-Schule (KRS) genutzt wird. Der Zeitplan:

.  Ende 2025: Beginn der Abbrucharbeiten am Haus des Handwerks, anschließend Start des Neubaus.

.  In rund zwei Jahren Bauzeit soll das neue Gebäude errichtet werden. Geplante Inbetriebnahme: im Sommer 2028. Nach derzeitigem Stand kalkulierte Kosten: zehn Millionen Euro.

Das neue Gebäude besteht quasi aus zwei Teilen: zum Schlossplatz hin aus einem Bau, der sich an Form und Baulinie des bisherigen Hauses des Handwerks orientiert. „Er wird zwar etwas breiter, bleibt aber unter der Höhe des Kanzleigebäudes“, erläutert Sibylle Jesgarz, Leiterin des städtischen Eigenbetriebs Hanau Immobilien- und Baumanagement (IBM). Daran wird sich im Fronhof im rechten Winkel ein Flachbau anschließen mit zwei Vollgeschossen und einem sogenannten Staffelgeschoss. Auf insgesamt 2900 Quadratmetern sind unter anderem 17 Klassenräume, Lehrerzimmer, Nebenräume und ein Kiosk vorgesehen. Eine Erweiterung, so Bieri, die die KRS dringend braucht, „schließlich ist das Gymnasium mit 1900 Schülerinnen und Schülern das größte in Hessen“. Derzeit nutzt die Rehbein auch Räume in der nahen Pestalozzischule. Die werden dann für die Grundschule frei, die ihrerseits mehr Kinder aufnehmen muss. Alles vor dem Hintergrund, dass Hanau laut Bieri allein „von 2012 bis 2022 um gut 14 Prozent gewachsen ist“.

Außen-Gastronomie am Kanzleigebäude wird verlagert

Noch bevor die Abrissbagger anrücken, wird sich am Schlossplatz selbst etwas tun. Der soll, wenn der Neubau fertig ist, autofrei werden. Die Verkehrsverbindung zwischen Congress-Park und Nordstraße bleibt zwar in beiden Richtungen erhalten, die Parkplätze auf dem Schlossplatz selbst fallen allerdings weg. Im Vorgriff auf die künftige Entwicklung an dem historischen Platz, an dem einst das im Krieg zerstörte Hanauer Stadtschloss stand, soll die im Fronhof bestehende Pop-up-Gastronomie („Wirtschaft im Hof“) einen Bereich direkt vor dem Kanzleigebäude (ehemals Stadtbibliothek) nutzen – und das „voraussichtlich schon ab der Sommersaison im kommenden Jahr“, sagt Daniel Freimuth, einer der Geschäftsführer der städtischen Marketing GmbH. Die zu Coronazeiten etablierte Fronhof-Wirtschaft mit Sitzgelegenheiten in gläsernen Gewächshäusern, mit Verkaufsständen und einer kleinen Veranstaltungsbühne hat nach wechselhaften Erfolgen im vorigen Jahr diesmal angeblich einen bemerkenswerten Saisonstart hingelegt. Freimuth: „An den bisherigen Wochenenden war es immer voll.“

Für die weitere Entwicklung des Kanzleigebäudes hat die Stadtverordnetenversammlung in zwei Tranchen insgesamt 1,1 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Die will man peu à peu einsetzen -- für überschaubare Sanierungsmaßnahmen. „Pinselsanierung nennen Fachleute das“, so Freimuth bei einem Ortstermin. Zuletzt wurden beispielsweise die Toiletten und der Eingangsbereich sowie ein Veranstaltungsraum mit Theke renoviert. Im anderen Teil des Erdgeschosses gibt es einen schallisolierten Clubraum. Er wird für Musik- und Technoevents genutzt.

Die Vermietung der Räumlichkeiten für Privat-, Vereins- oder Firmenveranstaltungen ist wesentlicher Teil des Konzepts fürs Kanzleigebäude. „Das soll jedenfalls in öffentlicher Nutzung bleiben“, unterstreicht Freimuth.

Zu dieser Nutzung gehört auch ein offenes Atelier im Obergeschoss. Jeder, der sich künstlerisch betätigen möchte, ist zweimal die Woche willkommen. Die Nutzung ist kostenlos.

Neue Büros für städtische Mitarbeiter

Außerdem wird im Kanzleigebäude eine Vorbereitungsküche eingerichtet. Sie soll fürs Catering bei Veranstaltungen in vermieteten Räumlichkeiten dienen. Bis vor Kurzem gab es auch Pläne für ein festes Restaurant im Kanzleigebäude. Die wurden aber fallengelassen. Grund: Allein die Einrichtung einer vollausgestatteten Küche wäre zu teuer gewesen, heißt es.

Das Haus des Handwerks, dessen Ende nun besiegelt ist, hat eine wechselvolle 70-jährige Geschichte. Es beherbergte unter anderem die Kreishandwerkerschaft, die Rentenstelle und das Kultur- und Sportamt der Stadt.

Wenn es Ende nächsten Jahres abgerissen wird, müssen rund 30 städtische Mitarbeiter umziehen, darunter die der Marketinggesellschaft, des Veranstaltungsbüros und der Stadtteilentwicklung. Außerdem nutzt die Interessengemeinschaft Hanauer Altstadt (IGHA) dort derzeit Räume und die Volkshochschule im Keller eine Töpferwerkstatt. Für alle, so HMG-Chef Daniel Freimuth, sollen rechtzeitig anderweitige Räumlichkeiten gefunden werden.

Von Christian Spindler

Beim Blick auf die Baupläne: Sibylle Jesgarz, Chefin des Eigenbetriebs HIS, und Bürgermeister Maximilian Bieri.
Beim Blick auf die Baupläne: Sibylle Jesgarz, Chefin des Eigenbetriebs HIS, und Bürgermeister Maximilian Bieri. © Patrick Scheiber
Wurde kürzlich hergerichtet: Ein Raum im Erdgeschoss des Kanzleigebäudes.
Wurde kürzlich hergerichtet: Ein Raum im Erdgeschoss des Kanzleigebäudes. © -Patrick Scheiber

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