Verständnis für „Multikulti“ wecken: „Buntest Leben in der Stadt“
  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Schongau
  4. Peiting

Verständnis für „Multikulti“ wecken

KommentareDrucken

Stolz präsentieren die Sechstklässler der Mittelschule Peiting ihre Kunstwerke. Über „Multikulti“ haben sie beim „Herzensbrücken“-Projekt viel gelernt.
Stolz präsentieren die Sechstklässler der Mittelschule Peiting ihre Kunstwerke. Über „Multikulti“ haben sie beim „Herzensbrücken“-Projekt viel gelernt. © Herold
Von „Herzensbrücken“-Mitglied Heike Dietrich gab‘s für die Kinder gute Tipps beim Gestalten der Bilder.
Von „Herzensbrücken“-Mitglied Heike Dietrich gab‘s für die Kinder gute Tipps beim Gestalten der Bilder. © Herold
Mut zur Farbe: Das ist gefragt. Denn wo die Kulturen bunt sind, dürfen auch die Bilder bunt sein.
Mut zur Farbe: Das ist gefragt. Denn wo die Kulturen bunt sind, dürfen auch die Bilder bunt sein. © Herold

Verständnis und Freude an „Multikulti“ wecken: Darum geht es beim ersten gemeinsamen Integrativen Kunst-Projekt des Lions Club Schongau und des Vereins „Herzensbrücken“. Gemeinsam haben sie es möglich gemacht, dass Peitinger Mittelschüler ihr Umfeld jetzt mit anderen Augen sehen.

Peiting – „Buntes Leben in der Stadt“: Der Titel des jüngsten Projekts des Vereins Herzensbrücken wurde jetzt für die zwei fünften Klassen der Mittelschule Peiting bei einem integrativen Kunstprojekt regelrecht greifbar. So begaben sich die Schüler unter fachkundiger Führung auf ganz spezielle Spurensuche in der Nachbarstadt Schongau. Später durften sie die neuen Eindrücke im selbst gemalten Bild festhalten.

In Zeiten, in denen das Thema Fremdenhass zunehmend Raum gewinnt, ist es um so wichtiger, für eine gelungene Integration und ein multikulturelles und friedliches Zusammenleben zu kämpfen: Dies hat sich der Verein „Herzensbrücken“ mit seiner Vorsitzenden Susann Tabatabai-Schweizer auf die Fahnen geschrieben. Dank einer Spende des Lions Clubs Schongau gab es jetzt einmal mehr ein Projekt für Mittelschüler, das erstmal in die Nachbarstadt führte. Dort nahm sich Esra Böse als erste Stadträtin mit Migrationshintergrund und Sozialreferentin der Stadt Schongau der großen Schülergruppe an.

Eine spezielle Stadtführung

Im Anschluss gab es eine speziell auf das Thema zugeschnittene Stadtführung von Schon㈠gaus Stadtbaumeister Sebastian Dietrich, der selbst „Herzensbrücken“-Mitglied ist. Neben bekannten Gebäuden und Attraktionen in Schongau gab er den Kindern die Möglichkeit, die Stadt aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten: Beim Mahnmal für die ermordeten Frauen der Schongauer Hexenprozesse ging es um das Ausgrenzen von Andersartigem und darum, was passiert, wenn Unschuldige bei gesellschaftlichen Krisen zu „Sündenböcken“ werden. Auch das Mahnmal „Stolpersteine“ für die jüdische Familie Kugler, die im Dritten Reich aus Schongau vertrieben wurde war eine Station der Stadtführung.

Dass Schongau tatsächlich schon immer mit dem Thema Multikulti befasst war, zeigte Dietrich bei einem Rückblick in die Geschichte der Stadt auf: Schließlich hatte diese ihren Wohlstand durch Handel und Austausch mit dem Ausland erlangt – insbesondere aufgrund ihrer Lage am Kreuzungspunkt zweier Handelsrouten, die den Handel und Austausch mit dem europäischen Ausland ermöglichten. „Und auch heute basiert der wirtschaftliche Erfolg der „Industriestadt im Grünen“ auf der aktuellen Arbeitsmigration. Ohne diese könnten die vielen Facharbeitsplätze in der Stadt gar nicht besetzt werden.“ Und auch die Städtepartner der Stadt – Colmar, Lucca. Abingdon, St. Niklaas und Gogolin – stehen inzwischen seit vielen Jahren für die enge Verbundenheit der Stadt mit Europa.

Lebendige Eindrücke der Stadt und ihrer Geschichte

Bei dieser Führung konnten die Kinder lebendige Eindrücke der Stadt und ihrer Geschichte sammeln, die sie dann anschließend im Rahmen des Kunstprojektes mit ihrer eigenen Fantasie weiter entwickeln und auf Bildern kreativ umsetzen konnten. Alinde Kees (11) beispielsweise hat bei der Stadtführung nicht nur viel über die Geschichte der Stadt mitgenommen. „Ich finde es toll, dass man Leuten hilft, die bestimmte Sachen nicht mehr haben und ihr Zuhause verlassen mussten. Es ist wichtig, dass diese Menschen berücksichtigt und nicht alleine gelassen werden.“

Weise Worte, die zeigen: Projekte wie diese sollten fester Bestandteil des Schulalltags sein. Wie wichtig es ist, Dinge erst mit den eigenen Augen zu sehen und dann erst auf dem Papier kreativ zu werden, erklärt Schulleiter Jochen Böhm. „Die Kinder haben jetzt einen anderen Blick auf die Stadt Schongau“, ist er sicher, dass die besondere Stadtführung mit kulturellem Hintergrund ihre Spuren hinterlassen hat.

Vernissage am Mittwoch

Im Anschluss an das Kunstprojekt werden die Bilder bei einer Vernissage am morgigen Mittwoch um 14 Uhr im Foyer der Mittelschule Peiting der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. „Die Ausstellung soll sowohl eine Würdigung an die jungen Künstler sein aber auch bewusst das Thema Integration auf positive Weise in den Fokus rücken, um gerade in der jetzigen Zeit einen bewussten Gegenpol zu radikalen Strömungen und Einflüssen zu setzen“, so Herzensbrücken-Vorsitzende Susann Tabatabei-Schweizer. Der Lions Club Schongau wird aus allen gemalten Schüler-Werken eines als Vorlage für den nächsten Lions Club-Adventskalender auswählen.

Auch interessant

Kommentare

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wir erweitern den Kommentarbereich um viele neue Funktionen. Während des Umbaus ist der Kommentarbereich leider vorübergehend geschlossen. Aber keine Sorge: In Kürze geht es wieder los – mit mehr Komfort und spannenden Diskussionen. Sie können sich aber jetzt schon auf unserer Seite mit unserem Login-Service USER.ID kostenlos registrieren, um demnächst die neue Kommentarfunktion zu nutzen.

Bis dahin bitten wir um etwas Geduld.
Danke für Ihr Verständnis!