Polarlichter gucken - letzte Chance Sonntagnacht!

Das bedeuten die Farben

Polarlichter gucken - letzte Chance Sonntagnacht!

Manche hatten Glück, letzte Nacht die mächtigen Polarlichter über Berlin und Brandenburg zu sehen. In der Nacht zu Sonntag ist die letzte Gelegenheit.

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Hellgrün und ein wenig rötlich leuchten Polarlichter am Nachthimmel im Landkreis Märkisch-Oderland in Ostbrandenburg.
Hellgrün und ein wenig rötlich leuchten Polarlichter am Nachthimmel im Landkreis Märkisch-Oderland in Ostbrandenburg.Patrick Pleul/dpa

Samstagnacht war der Himmel über Deutschland farbenfroh! Ein Naturphänomen, das seit Jahrhunderten die Menschheit fasziniert und inspiriert. Diese natürliche Lichtshow, auch bekannt als Aurora borealis, bietet ein Spektrum von Farbenvielfalt, aber was bestimmt die Farbgebung? Und wie fotografiert man Polarlichter?

Mit einem Trick kann man das seltene Naturphänomen auf Fotos sichtbar machen: „Normalerweise reicht es, ein Handy auf die Fensterbank zu legen“, erklärt Carolin Liefke vom Haus der Astronomie in Heidelberg. Dann müsse man so lange belichten, wie es geht. Dabei sollte es so dunkel wie möglich sein. Auch eine freie Sicht nach Norden ist wichtig. „Auf dem Foto kommen dann meistens schon die Farben raus“, so Liefke. Und das, obwohl am Himmel gar keine Farben oder nur ein farbloser Schleier zu sehen ist.

Übrigens: Das nächste Sonnenmaximum, das für Polarlichter bei uns sorgt, wird erst wieder in 11 bis 15 Jahren eintreten!

Der KURIER hat sich umgeschaut, was die Forschung über die Polarlichter zu sagen hat. Nach Erkenntnissen des Schwedischen Instituts für Weltraumphysik lässt sich die Farbenvielfalt der Nordlichter durch die Art der Kollisionen zwischen den einfallenden Teilchen des Sonnensturms und den atmosphärischen Gasen der Erdatmosphäre erklären. Wenn Sonnenstürme auf das Magnetfeld der Erde treffen, werden sie als Polarlichter sichtbar. Die Polar-Farben bilden sich dabei in unterschiedlichen Höhen. Die verschiedenen Farben entstehen auch durch unterschiedliche Abstände zwischen den Kollisionen.

So entstehen rote, grüne und violette Polarlichter

Also, falls Sie in der Nacht zum Sonntag rötliche Polarlichter gesehen haben, bedeutet das, dass die Lichter in den höchsten Schichten der Atmosphäre entstanden sind.  Denn in über 250 Kilometern Höhe, entsteht eine rote Färbung, wenn Elektronen auf Sauerstoffatome treffen. Dieses Phänomen resultiert aus einem langsamen Emissionsprozess, bei dem die Lichtemission erst etwa 120 Sekunden nach der Kollision stattfindet, was ein ruhiges und meditatives Leuchten zur Folge hat, dies nach den Angaben des schwedischen Instituts für Weltraumphysik.

Der Nachthimmel über Deutschland leuchtete vielerorts grün und lila - so auch hier im Landkreis Oder-Spree in Ostbrandenburg. 
Der Nachthimmel über Deutschland leuchtete vielerorts grün und lila - so auch hier im Landkreis Oder-Spree in Ostbrandenburg. Patrick Pleul/dpa

Deswegen sind Nordlichter so farbenfroh!

Falls Sie die markanten grünlichen Nordlichter gesehen haben, die oft als pulsierende Vorhänge erscheinen, haben Sie wohl die Kollision von Elektronen und Sauerstoffatom auf einer Höhe von mehr als 110 Kilometern beobachtet. Die grüne Farbe ist das Ergebnis einer schnelleren Reaktion, bei der das Licht etwa 0,7 Sekunden nach dem Zusammenstoß sichtbar wird.

Blau-Violette Lichter bilden sich auf einer niedrigen Atmosphäre, ab einer Höhe von etwa 80 Kilometern, wo die Elektronen auf Stickstoffmoleküle stoßen, was zu einer blau-violetten Färbung führt. Dieses Licht erscheint fast unmittelbar nach der Kollision und verleiht dem unteren Rand der Aurora ein charakteristisches Leuchten.

Zusätzlich zu diesen Hauptfarben können bei sehr starken Nordlichtern auch weitere Rottöne beobachtet werden, die durch Kollisionen mit Stickstoffmolekülen entstehen, jedoch in einem anderen atmosphärischen Prozess als das oben beschriebene hohe Rot.

Es ist absolut ungewöhnlich im Mai, dieses Phänomen und Naturschauspiel zu beobachten. Hier in Flecken Langwedel (Niedersachsen) fotografiert.
Es ist absolut ungewöhnlich im Mai, dieses Phänomen und Naturschauspiel zu beobachten. Hier in Flecken Langwedel (Niedersachsen) fotografiert.IMAGO/Ingo Wächter

Sonnenmaximum unter 2024 und 2025 – perfekte Jahre, um Nordlichter zu sehen!

Jedes dieser Ereignisse ist nicht nur ein beeindruckendes Naturspektakel, sondern auch ein Fenster in die Wechselwirkungen zwischen unserer Erde und der Sonne. Lange bevor wir erfuhren, was wir über das Nordlicht wissen, erklärten unsere Vorfahren es mit Geschichten über Götter und Ungeheuer, die den einfachen Menschen dazu brachten, das Licht des Himmels entweder zu respektieren, zu fürchten oder zu vergöttern. Im Laufe der Zeit entwickelten sich die Geschichten zu Legenden und Mythen. Heute wissen wir, wie das Nord- und das Südlicht entsteht, aber die Mystik bleibt dieselbe. Das Nordlicht flattert das ganze Jahr über den arktischen Himmel, aber die beste Zeit, es zu sehen, ist zwischen September und März, wenn der Himmel dunkel genug ist. Manchmal erscheinen die Lichter auch im zeitigen Frühjahr - und selten auch in unseren Breiten.

Basierend auf dem Sonnenfleckenzyklus liegt das Sonnenmaximum - die Periode, in der die Chancen, ein Polarlicht zu sehen, besonders hoch sind - in der Saison 2024-2025. Also liebe KURIER-Leser, raus in die Natur, wo es möglichst dunkel ist und Richtung Norden den Himmel absuchen. Wir freuen uns auf Ihre Fotos!■