Bernstein-Laden im Rathaus soll für Stadtinfo weichen
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Hier zittert ein Urgestein

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Bernstein ist uraltes Material. Der Schmuckstein aus fossilem Harz wird vor allem im Ostseeraum gewonnen – oft kann man durch das rötlichbraune Harz eingeschlossene Pflanzen oder Insekten sehen, die auch nach Millionen Jahren perfekt erhalten sind. Auch Münchner Traditionsgeschäfte sind wertvoll – der Bernsteinladen im Münchner Rathaus aber muss nun um sein weiteres Bestehen zittern. Bei der Stadt gibt es Pläne, die Stadtinformation im Rathaus zu vergrößern, auf Kosten des danebenliegenden Ladens.

Schon seit 1919 gibt es den Bernstein-Laden – und er läuft eigentlich auch sehr gut, sagt die 72-jährige Inhaberin des Ladens, Vilia Fehrn. Zudem beschere er der Stadt hohe Steuereinnahmen. „Vor allem arabische und chinesische Touristen schätzen die teuren Schmuckstücke.. Auch Meryl Streep und Richard Gere tragen Bernstein.“ In diesem Jahr hat die 1884 als Bernsteinmanufaktur in Danzig gegründete Firma 140-jähriges Jubiläum gefeiert. 1919 war das Geschäft von der Ostsee nach München gezogen, wo es erst in den Arkaden gegenüber vom Rathaus residierte und 1956 ins Rathaus umzog.

„Eigentlich hat die Stadt 2006 beschlossen, dass möglichst alle Traditionsgeschäfte erhalten werden sollen“, sagt Geschäftsführerin Susanne Lutz.. „Wenn der Bernstein-Laden weichen muss, handeln sie ihrer eigenen Politik zuwider.“ Fehrn und Lutz haben nun bei openPetition eine Unterschriftensammlung gestartet, die in sechs Wochen ausläuft. Sie richtet sich an den Stadtrat mit der Bitte, gegen eine Schließung des Ladens zu stimmen. Zehn Prozent der anvisierten Unterstützer haben unterschrieben.

Unmittelbar bedroht ist der Laden noch nicht. Aus dem Kommunalreferat heißt es: „Die Planungen, die Stadtinformation zu vergrößern, sind noch nicht finalisiert. Der Stadtrat soll hierzu voraussichtlich im Jahr 2025 mit dem Projektauftrag befasst werden.“ Selbst wenn sich der Stadtrat für eine Vergrößerung der Stadtinformation entschlösse, dürfte es noch dauern, bis der Bernstein-Laden wirklich das Rathaus verlassen müsste. Angebotene Geschäftsräume im Ruffinihaus kommen für Fehrn nicht infrage, weil sie zum einen das Rathaus seit langem im Namen führt und zum anderen ihre Kunden genau diesen Ort anpeilen: „Wir sind doch kein Eisladen, sondern ein Traditionsgeschäft. Außerdem verstehe ich nicht, warum man im digitalen Zeitalter die Rathausinformation vergrößern will.“

Der Eingang zum Bernstein-Laden im Rathaus in München.
Der Eingang zum Bernsteinladen im Münchner Rathaus. © Gabriele Winter
Blick in den Bernstein-Laden im Rathaus in München.
Blick in den Bernstein-Laden im Rathaus in München. © Gabriele Winter
Die Betreiberin des Bernstein-Ladens im Rathaus in München.
Die Betreiberin des Bernstein-Ladens, Vilia Fehrn, designt viele ihrer Schmuckstücke selbst. © Gabriele Winter
Die Betreiberin des Bernstein-Ladens im Rathaus in München.
Die Betreiberin des Bernstein-Ladens im Rathaus in München. © Gabriele Winter

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