Blutfreitag: Für mehr Wir-Gefühl in Europa: Diözese Rottenburg Stuttgart
Brauchtum

Ein „Ritt des Friedens“ für mehr Wir-Gefühl in Europa

Über 20.000 Besucherinnen und Besucher säumten die Straßen und Fluren, als sich Heilig-Blut-Reiter Dekan Ekkehard Schmid mit der Heilig-Blut-Reliquie auf den zehn Kilometer langen Weg machte. Foto: Stadt Weingarten

Zu mehr Wir-Gefühl in Europa, offenen und konstruktiven Dialog hat der Bischof von Bozen-Brixen, Ivo Muser, anlässlich des Blutfreitags aufgerufen.

Angenehm sommerliche Temperaturen und über 20.000 Besucherinnen und Besucher aus aller Welt, bildeten den Rahmen für die diesjährigen Blutfreitagsfeierlichkeiten. Über 1779 Wallfahrerinnen und Wallfahrer hoch zu Ross nahmen an der Reiterprozession teil. Als Ehrengäste waren der Südtiroler Bischof Dr. Ivo Muser sowie die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger, auf dem Rathausbalkon vertreten.

Gegen 11.30 Uhr erreichte Heilig-Blut-Reiter Dekan Ekkehard Schmid mit der Heilig-Blut-Reliquie wieder den Klosterhof der Basilika von Weingarten. Bischof Muser nahm dort in diesem Jahr als kirchlicher Ehrengast die Reliquie in Empfang, während die Kirchenglocken läuteten. Im Anschluss wurde in der Basilika das Pontifikalamt gefeiert.

Knapp 100 Reitergruppen

Der Blutritt selbst begann am Freitagmorgen um 7 Uhr mit der Übergabe der Heilig-Blut-Reliquie am Kirchenportal. Die feierliche Übergabe eröffnete die Reiterprozession, die in dieser Form und Größe einmalig in Europa ist. Knapp 100 Reitergruppen in Frack und Zylinder aus ganz Oberschwaben und darüber hinaus begleiteten den Heilig-Blut-Reiter auf seinem zehn Kilometer und drei Stunden langen Weg durch Stadt und Fluren. Die zahlreichen Musikkapellen marschierten im Stadtgebiet mit und scherten aus, bevor die Prozession in Richtung Ösch weiterzog. Über 20.000 Menschen und Pilger aus aller Welt säumten die Wege, um den Segen der Heilig-Blut-Reliquie zu empfangen.

Bereits am Abend des Christi-Himmelfahrt-Tages und genau einen Monat vor der Europa-Wahl rief Bischof Muser in einer bemerkenswert politischen Festpredigt zu mehr Wir-Gefühl auf dem Kontinent auf. Europa brauche eine Seele. „Wir müssen lernen, miteinander zu leben, nicht nebeneinander“, mahnte der kirchliche Ehrengast aus Südtirol die Gläubigen in der Basilika und draußen in der Stadt. Der christliche Glaube könne das Verbindende sein mit seiner Hoffnung, die über das Menschliche und das Innerweltliche hinausgehe.

Christliche Vision von Dialog und Menschlichkeit

Muser warnte davor, das sogenannte christliche Abendland als Abgrenzungs- und Kampfbegriff zu verwenden oder damit nur die Vergangenheit wiederherstellen zu wollen. Kriegsrhetorik helfe ebenso wenig weiter. Jesus Christus habe durch Tod und Auferstehung gezeigt, dass auch im scheinbaren Scheitern Hoffnung und Zukunft liegen kann. Eine christliche Zukunftsvision lebe vom offenen und konstruktiven Dialog sowie von Menschlichkeit. So sei der Blutritt ein Bekenntnis zu diesem Glauben. Er möge ein „Ritt des Friedens“ werden, wünschte der Prediger, bevor er sich – umringt von hunderten Gläubigen – der Lichterprozession auf den Kreuzberg anschloss.

Prominente Gäste

Die Stadtverwaltung hatte am Blutfreitag auch in diesem Jahr wieder prominente Gäste aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kirche sowie die „Blutreiter-Veteranen" ins Rathaus eingeladen. Auch eine Delegation weltlicher und kirchlicher Gäste aus der italienischen Partnerstadt Mantua waren vertreten, um die Verbundenheit beider Städte durch das Heilige Blut zu verdeutlichen. Als politischer Ehrengast nahm die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger, an den Feierlichkeiten teil.

Die katholische Kirchengemeinde St. Martin als Veranstalter, die Stadt Weingarten als Betreiber, sowie zahlreiche Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr, THW, Deutsches Rotes Kreuz, Festordner, Tierarzt sowie ein privater Sicherheitsdienst sorgten erneut erfolgreich für die Sicherheit während der Feierlichkeiten. Erfreulicherweise kam es zu nur wenigen Zwischenfällen.

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