Barry Adamson – Cut To Black

Barry Adamson
(c) Jone Reed

Die Pausen zwischen den Alben mögen etwas länger geworden sein, doch tobt sich der ewige Barry Adamson weiterhin mit wachsender Begeisterung kreativ aus. Das ehemalige Mitglied so essenzieller Acts wie Magazine, Buzzcocks, Visage sowie Nick Caves And The Bad Seeds wandelt seit gut 35 Jahren auf Solopfaden, die den Mittsechziger aus Manchester durch verschiedenste Iterationen und Genres führten. „Cut To Black“, sein zehntes Studioalbum (und erstes seit 2016) entstand unter dem Eindruck des intensiven Nachdenkens und einer sehr seltsamen jüngeren Vergangenheit, gerade auf politischer und gesellschaftlicher Ebene.

Dabei fällt der Blick immer wieder auf längst vergangene Tage, wie im fieberhaften Opener „The Last Words Of Sam Cooke“. Von fieberhaftem Soul und RnB befeuert, widmet sich Adamson jener nie gänzlich aufgeklärten, kontroversen Geschichte um das Ableben des King of Soul inklusiver seiner vermeintlichen letzten Worte. So launig und flott bleibt es aber nicht, wenngleich es musikalisch überaus spannend und anspruchsvoll vorangeht. Auch „Demon Lover“ betreibt mit seiner steten jazzigen Lässigkeit etwas Vergangenheitsforschung und widmet sich damit Überlegungen, ob und in wie weit sich die Gesellschaft seit dem Civil Rights Movement tatsächlich verändert hat.

Religion, Kirche und Spiritualität bzw. Aberglauben im Zeichen des Blues – ein weiteres zentrales, wiederkehrendes Motiv dieser Platte. Ob das pointierte „Amen White Jesus“ oder das massive, gekonnt schwerfällige „These Would Be Blues“: Adamson hat einiges zu sagen. „Was It A Dream?“, fragt er etwas später, und lädt auf einen schrägen, psychedelisch angehauchten Trip ein, der langsam, aber sicher in Richtung Ableben führt. Im sehr persönlichen „Waiting For The End Of Time“ gipfelt der Ausdruck der Finalität, zwischen Trauer, Verlust und Akzeptanz angesiedelt, von überaus bewegenden Vocals und brachliegenden Emotionen begleitet.

Barry Adamson beschreitet vertraute Pfade auf angenehm andere Weise, so wie er es seit seinen Anfängen tut. Auch die intensive musikalische Reise von „Cut To Black“ mit ihren cineastischen Untertönen macht da keinen Unterschied. Zwischen Ehrerbietung an musikalische Helden, feinsinnig arrangierten Abhandlungen über den Status Quo mit historischem Weitblick und sehr persönlichen Momenten entsteht einmal mehr willkommene Magie. Zwischen Lebenserfahrung und Jungbrunnen erweist sich Adamson einmal mehr als Meister seines Fachs und bleibt im besten Sinne unerreicht. Hoffentlich noch auf viele weitere Jahre.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 17.05.2024
Erhältlich über: Barry Adamson Ltd. / [INTEGRAL] (Rough Trade)

Website: barryadamson.com
Facebook: www.facebook.com/AdamsonBarry