Geplante Flüchtlingsunterkunft bringt Nobel-Viertel in Hamburg zum brodeln - FOCUS online
  1. Nachrichten
  2. Panorama
  3. Geplante Flüchtlingsunterkunft bringt Nobel-Viertel in Hamburg zum brodeln

FOCUS online vor Ort: In Hamburger Nobel-Viertel brodelt es wegen geplanter Flüchtlingsunterkunft
  • Kommentare
  • E-Mail
  • Teilen
  • Mehr
  • Twitter
  • Drucken
  • Fehler melden
    Sie haben einen Fehler gefunden?
    Bitte markieren Sie die entsprechenden Wörter im Text. Mit nur zwei Klicks melden Sie den Fehler der Redaktion.
    In der Pflanze steckt keine Gentechnik
    Aber keine Sorge: Gentechnish verändert sind die
FOCUS online/Wochit In Hamburger Nobel-Viertel brodelt es wegen geplanter Flüchtlingsunterkunft
  • FOCUS-online-Reporter

Ein Besucherparkplatz des Botanischen Gartens in Hamburg soll einer Flüchtlingsunterkunft weichen. Die Anwohner sind geteilter Meinung. Manche befürworten das Projekt - andere sind strikt dagegen.

Zwischen den ganzen Wahlplakaten fällt die Ankündigung auf einer ähnlich gestalteten Werbefläche kaum auf. 

Für den 27. Mai lädt der CDU-Ortsverband Flottbek-Othmarschen zu einer Podiumsveranstaltung mit dem Titel „Flüchtlinge in Hamburgs Westen: Wie gelingt wirkliche Integration vor Ort?“. Damit ist schon zusammengefasst, was die Menschen hier im Vorfeld der Europawahl beschäftigt.

Flüchtlingsheim im noblen Stadtteil

Nach wochenlangen Spekulationen wissen die Flottbeker seit Ende April, dass ein Parkplatz des Botanischen Gartens – unweit eines S-Bahnhofs und eines Wohngebiets – vorerst für eine Flüchtlingsunterkunft weichen soll. Nach Plänen der Verwaltung finden hier dann bis zu 144 Menschen Platz; vorrangig Familien.

In dem vornehmen Stadtteil, der bislang noch keine öffentlichen Flächen für Unterkünfte räumen musste, regt sich seitdem Widerstand. Eine Bürgerinitiative will gegen das Vorhaben klagen, weil die Infrastruktur ihrer Ansicht nach nicht für Flüchtlinge ausgelegt ist. Eine Solidaritätsgruppe hält dagegen: Sie will die Aufnahmebereitschaft im Hamburger Westen stärken.

Zwischen diesen beiden Polen bewegen sich die Anwohner im anliegenden Viertel. Rund um die Baron-Voght-Straße trennt sie nur die Heinrich-Plett-Straße vom Botanischen Garten und dem Parkplatz, der Besuchern derzeit noch eine Abstellmöglichkeit bietet. Die prächtigen Häuser – teils Villen – sind umringt von großzügig geschnittenen Gärten. 

An einem sonnigen Tag strahlen Fußgängern die farbenfrohen Blumen entgegen. Nicht weit vom Großstadttrubel entfernt, genießen die Bewohner hier ihre Privatsphäre.

„Man sollte die Flüchtlinge willkommen heißen“

Eine klare Haltung zur Unterkunft auf dem Parkplatz vertritt Christina Schermaul. Gerade nach Hause gekommen, steigt sie auf ihrem Grundstück in einer Seitenstraße aus dem Auto aus. „Man sollte die Flüchtlinge willkommen heißen“, findet sie. 

Die Fläche wirke zwar auch auf sie nicht sonderlich groß, doch für 144 Menschen dürfte sie ausreichen. Die Anwohnerin sagt auch: „Es braucht Spielflächen für die Kinder.“ Wenn solche Anforderungen durch den Standort erfüllt würden, spreche nichts gegen eine Unterkunft im Hamburger Westen oder in der unmittelbaren Nachbarschaft.

Den Standort pauschal abzulehnen, geht Schermaul zu weit. „Die Petition der Bürgerinitiative tut so scheinheilig, das finde ich nicht in Ordnung“, sagt sie. Irgendwo müssten die Menschen untergebracht werden. „Nicht vor meiner Haustür“ halte sie da für eine schwache Argumentation.

Unentschlossener zeigt sich eine Nachbarin, die gerade mit einem Unkrautbrenner ihre Einfahrt bearbeitet. „Ich bin nicht unbedingt dagegen“, sagt sie. Der Parkplatz als Standort stört sie grundsätzlich nicht.

Doch mehrere Punkte hält die Frau für schwierig. Zum einen die fehlenden Einkaufsmöglichkeiten im unmittelbaren Umfeld. Zum anderen Schulen, die aktuell eher gehobene Klientel besuchen. Hier Fuß zu fassen, könne für Flüchtlinge zur Herausforderung werden. „Ob der Standort ideal ist, müssen andere entscheiden“, meint die Anwohnerin letztlich.

„Das war nicht durchdacht“

Das Argument mit den Schulen greifen auch zwei Spaziergängerinnen auf, die in der Nähe wohnen. „Ich sehe das an meinem eigenen Enkel“, sagt eine der Seniorinnen. Ohne Markenklamotten und aus einer Familie, die „nur“ eine Drei-Zimmer-Wohnung bewohne, zähle der Zweitklässler bereits zur „untersten Schicht“. 

„Das prägt viele Kinder ziemlich“, befürchtet sie. Und glaubt, dass Kinder aus Flüchtlingsfamilien hier einen schweren Start haben dürften. Zudem fehlen am Botanischen Garten aus Sicht der Anwohnerin Spiel- und Spaziermöglichkeiten.

Und: Die Lebensmittelpreise in Flottbek seien bedeutend höher als in anderen Hamburger Vierteln. Das könne für Flüchtlinge, die auf Sozialhilfe angewiesen sind, eine zusätzliche Belastung darstellen.

Spaziergängerinnen finden den Parkplatz zu klein

Aus Sicht der beiden Spaziergängerinnen ist das Parkplatz-Gelände für 144 Menschen schlicht zu klein. „Was ist mit den Behinderten?“, fragt die Seniorin weiter. 

Fehlen auf dem Gelände die Stellflächen, müssten Besucher und Pendler auf andere Parkplätze ausweichen. Mit ihrem E-Scooter komme sie als immobiler Mensch nicht von der ersten Etage des gegenüberliegenden Parkhauses herunter. 

Aus Sicht der Spaziergängerin gibt es keine Argumente, die für den Standort sprechen. Nicht jeder freie Platz sei eben auch ein passender. „Wir können uns das alles in allem nicht vorstellen“, sagt ihre Begleiterin.

Mehr Nachrichten aus aller Welt

Ein Video zeigt, wie junge Menschen „Ausländer raus“ grölen, während sie vor einem Club feiern. In sozialen Medien wird das Video vielfach geteilt. Für erste Personen aus dem Video gibt es Konsequenzen. Auch an anderen Orten in Deutschland kam es zu rassistischen Vorfällen. Alle Entwicklungen im Ticker.

Im Erzgebirgskreis stehen rund 1000 ukrainische Flüchtlinge vor einer dringenden Wohnungssuche. Ein Schreiben des Landratsamtes fordert sie auf, ihre derzeitigen Wohnungen bis Mitte Juni zu räumen.

Zum Thema
Wenn linke Studentinnen muslimische Vergewaltiger anbeten: Der Feminismus ist fucked

FOCUS-Kolumne von Jan Fleischhauer

Wenn linke Studentinnen muslimische Vergewaltiger anbeten: Der Feminismus ist fucked

Superzellen und Starkregen möglich! Omega-Lage bringt Unwetter an Pfingsten

„Nasser Fuß“ über Deutschland

Superzellen und Starkregen möglich! Omega-Lage bringt Unwetter an Pfingsten

„Es tut mir wirklich leid“: Klima-Kleber legen Münchener Flughafen lahm

Zum Ferienbeginn

„Es tut mir wirklich leid“: Klima-Kleber legen Münchener Flughafen lahm

Kommentare
Teilen Sie Ihre Meinung
Melden Sie sich an und diskutieren Sie mit.
Teilen Sie Ihre Meinung
Sie waren einige Zeit inaktiv, Ihr zuletzt gelesener Artikel wurde hier für Sie gemerkt.
Zurück zum Artikel Zur Startseite
Lesen Sie auch
Sachsens Rechnungshof moniert erneut hohe Personalausgaben

Dresden

Sachsens Rechnungshof moniert erneut hohe Personalausgaben

POL-KS: Autofahrer verliert auf regennasser Autobahn 7 die Kontrolle: 70.000 Euro Schaden

Polizeipräsidium Nordhessen - Kassel

POL-KS: Autofahrer verliert auf regennasser Autobahn 7 die Kontrolle: 70.000 Euro Schaden