„Toc Toc" – Kolpingbühne Hall: Theaterkritik: Thearapie mit Selbstversuch - Hall-Rum

„Toc Toc" – Kolpingbühne Hall
Theaterkritik: Thearapie mit Selbstversuch

Noch bis zum 17. Mai 2024 wird das mitreißende Stück „Toc Toc" von der Kolpingbühne Hall aufgeführt. | Foto: Kolpingbühne Hall
2Bilder
  • Noch bis zum 17. Mai 2024 wird das mitreißende Stück „Toc Toc" von der Kolpingbühne Hall aufgeführt.
  • Foto: Kolpingbühne Hall
  • hochgeladen von Michael Kendlbacher

Dynamisches Spiel, lustvolles Theater bis zum Abwinken, Lob der Toleranz: „TOC TOC" der Kolpingbühne Hall

Nach mehreren erfolgreichen Märcheninszenierungen wagt sich Spielleiterin Priska Zimmermann (Regieass. Sabine Aichholzer) an das auch als Kinofilm bekannte Stück TOC TOC des französischen Autors Laurent Baffie und hat, hier schon vorweggenommen, mit den vier Damen und drei Herren des Laienensembles Kolping Hall ganze Arbeit geleistet. Zur Story: sechs Menschen haben nach langer Vorlaufzeit endlich einen Termin bei dem prominenten Psychiater Dr.Jung bekommen, dem der Ruf vorauseilt, er könne mit einer einzigen Sitzung die Hilfesuchenden heilen. Nach und nach treffen die Patienten im Wartezimmer der Praxis ein und harren vergeblich der Ankunft des Arztes, der laut seiner Assistentin bei der Anreise per Flugzeug Probleme habe. Die lange Wartezeit animiert die mit verschiedenen Tics Behafteten,

sich einander vorzustellen und geraten dabei immer tiefer mittels eines Monopolyspieles in eine eigentherapeutische Schleife, welche sie ein Stück von der eigenen Befindlichkeit wegführt. In fünf Spielsegmenten (eine Pause) greifen die Zahnräder des Geschehens lückenlos ineinander, es entsteht eine atemlose Dynamik, gespickt mit überraschenden Einsichten und treffsicheren Bonmots. Und wer hat nicht schon bei sich selbst oder bei anderen Menschen Eigenheiten wahrgenommen, die schon viel Verständnis erfordern, um nicht an die Klapsmühle zu denken? Da ist einmal ein gewisser Carl-Gustav als erster Patient im Wartezimmer, ein schon angegrauter Herr in Pension, behaftet mit dem Tourettesyndrom, also unkontrollierbarem bösem Schimpfen, hier exzellent umgesetzt von Gregor Gostner. Florian Margreiter brilliert als leichtfüßiger Vincent, quasi als lebender Taschenrechner, frech interpretierend seinen Rechenzwang und sein Bestreben, das Geschehen in der Gruppe in die Hand zu nehmen. Daniel Margreiter verkörpert mit konsequenter Theatralik die schwierige Figur des zwanghaften Otto mit seinen autistischen Ordnungsritualen (wer denkt da nicht an „Monk“ im TV?), Sabine Aichholzer gefällt als putzsüchtige, bakterienphobische Bianca (in respektvollem memoriam Veronika Stemberger), Monika Haas ist die komödiantisch hingebungsvolle Figur der bigottischen Alten mit Bekreuzigungszwang und ständigen Katastrophenängsten, Tamara Kreis vermag als Lili mit Palilalie (Wiederholugnszwang des Gesprochenen) zu begeistern, eine besonders getaktete Aufgabe mit hohem Konzentrationsaufwand, Melanie Hansel gibt erfrischend und professionell die Assistentin des Professors.

Nachdem die Patienten in Eigenregie ohne Hilfe von außen erste Heilungserfolge erleben konnten, trennen sie sich in der Gewissheit, nicht mehr auf den Professor warten zu müssen. Aber.. da gibt es noch eine Überraschung mit ziemlichem Aha-Effekt. Hier wird’s jedenfalls nicht verraten. Wer nun glaubt, dass es bei dieser Art von Lustspielen nur ums Schenkelklopfen geht, übersieht vielleicht bei aller Gaudi die dahinter liegende Botschaft als Plädoyer des Akzeptierens der Besonderheiten von Mitmenschen. Eine rasant gespielte, lustige Vorstellung,
die Sie nicht versäumen sollten. (Bis 17. Mai 2024 wird gespielt)

Eine Theaterkritik von Peter Teyml

Mehr dazu

Weitere NEWS aus dem Bezirk.

Noch bis zum 17. Mai 2024 wird das mitreißende Stück „Toc Toc" von der Kolpingbühne Hall aufgeführt. | Foto: Kolpingbühne Hall
Foto: Kolpingbühne Hall
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.