Horizon: "Yellowstone"-Star Kevin Costner in Cannes - der alte, weiße Mann verteidigt sein geliebtes Amerika - Kritik
Kevin Costner hat in Cannes 2024 sein Herzensprojekt "Horizon" vorgestellt, zumindest den ersten von insgesamt 4 geplanten Filmen. Wir verraten, ob der Western-Film sich lohnt!
Durch "Der mit dem Wolf tanzt", "Open Range" und "Yellowstone" ist Kevin Costner zweifelsohne Hollywoods Mann fürs Western-Kino! Als Regisseur und Schauspieler erzählt er schon seit Jahrzehnten spannende Geschichten, in denen es um das harte Leben im wilden Westen geht.
Seine Quadrologie "Horizon" ist nun der Grund, warum der Mega-Star bei "Yellowstone" ausgestiegen ist und die Hitserie früher als erwartet ihr Ende findet. Teils aus eigener Tasche finanziert, möchte er eine vierteilige Saga produzieren, in der verschiedene Figuren in verschiedenen Regionen des Landes ihre eigenen Strapazen durchleben.
Zu weiß, zu lang, aber atmosphärisch makellos!
Wenn man eins zugeben muss, dann, dass Kevin Costner weiß, wie man einen Western-Film dreht. Von den Kostümen über die epische Bildgestaltung bis hin zur rasanten und stimmungsvollen Musik stimmt in "Horizon" alles. Außerdem gelingt es Costner erstaunlich gut, die verschiedenen Handlungsstränge so auszubalancieren, dass keiner zu kurz kommt oder im Vergleich zu anderen abfällt.
Auch Costners Rolle bleibt eher zurückhaltend und übertrumpft keine der anderen Rollen. Viele Regisseure inszenieren sich gerne selbst als Star der Geschichte, Costner weiß, sich zurückzunehmen. Dass er auf allen Plakaten groß zu sehen ist, scheint dem geschuldet zu sein, dass er um seinen Marktwert an den Kinokassen weiß und weniger seinem Ego.
Während Stars wie Michael Rooker, Sam Worthington und Sienna Miller natürlich das Projekt hauptsächlich tragen, ist es, zumindest im ersten "Horizon"-Film, Jungschauspielerin Georgia MacPhail, die der emotionale Anker des Films ist und mit ihrem Schauspiel die stärksten Charaktermomente hervorbringt.
Im zweiten Teil wird die Rolle jedoch ein paar Jahre älter sein und vom Teenager-Alter in die Mittzwanziger kommen, wodurch eine neue Schauspielerin die Rolle der Elizabeth Kittredge spielen wird.
Kevin Costner hat den zweiten Teil seiner "Horizon"-Saga bereits abgedreht. Als er in Cannes zur Premiere erschien, hat er die Dreharbeiten für Teil 3 unterbrochen. Eigentlich sollte der Star auch direkt nach der Premiere zurück zum Set fliegen, entschied sich jedoch, noch einen Tag länger für die Pressekonferenz zu bleiben. Die anderen Stars waren bereits abgereist und erschienen nicht zur Konferenz. Costner bestätigt, dass es bereits drei Drehtage für den dritten Film gab.
Während vom Stil und Schauspiel alles hervorragend ist, ist "Horizon" leider aber auch ein Western, der die Konventionen eines alten und mittlerweile fast schon kontroversen Genres nicht hinterfragt. Die Protagonisten sind vorwiegend weiß, während die indigene Bevölkerung als Feinde dargestellt wird. Dies soll sich zwar in den kommenden Filmen ändern, aber es hinterlässt einen faden Beigeschmack.
Es gibt zwar auch indigene Personen, die gut sind, aber richtig ausgefeilte Charaktere gibt es an der Front nicht. Es ist schade, dass auch heute noch Western-Geschichten aus der Sicht der Unterdrücker erzählt werden und die Unterdrückten offenbar immer noch nicht zu Wort kommen.
Und selbst wenn es die Sicht der Kolonialisten ist, sollte zumindest das Siedlerleben nicht mehr so romantisiert werden. Sie wanderten durchs Land und nahmen anderen Menschen ihren Lebensraum. Statt eine Geschichte über das Überwinden kultureller und sprachlicher Hürden zu erzählen, erzählt "Horizon" eine Geschichte darüber, wie hart die Siedler es (auch im Angesicht der Angriffe Indigener) haben. Dabei sollte vielmehr die Frage im Raum stehen, wer hier wen in Wahrheit angreift.
Im Original hat "Horizon" noch den Untertitel "An American Saga". Im Deutschen wurde dies gestrichen. Stattdessen gibt es nur noch die Tag-Line "Eine amerikanische Saga". Eigentlich sollte es aber wohl lauten: "Eine europäische Siedler-Saga", denn machen wir uns nichts vor, die weißen Western-Helden sind keine wirklichen Amerikaner und sollten schon gar nicht als amerikanische Helden zelebriert werden (- hierbei handelt es sich um meine etwas polemisch formulierte Meinung).
Wenngleich sich an den eben formulierten Aspekten gestört werden kann, ist das ein Punkt, der für viele Western-Fans wohl nebensächlich ist. Wer mehr "Yellowstone" möchte, wird hier bestens bedient. Vielleicht ist "Horizon" mit 3 Stunden etwas zu lang, aber auf der anderen Seite ist die Welt, die etabliert, wird reichhaltig genug, um erfolgreich für 3 Stunden in den wilden Westen zu entführen.
Ein klassischer Western für Fans des Genres
Kevin Costner erfindet das Western-Genre mit "Horizon" nicht neu. Er geht auch nicht sonderlich kritisch mit dem Genre oder der Geschichte der indigenen Bevölkerung der USA um. Das hinterlässt einen leicht bitteren Beigeschmack. Abgesehen davon ist "Horizon" handwerklich ein Top-Western mit Humor, Spannung und visuellen wie musikalischen Highlights. Bei 3 Stunden verlangt der Film einem allerdings einiges an Sitzfleisch ab - und es ist erst der erste von vier Filmen!
Altersfreigabe | ab 12 Jahren |
Laufzeit | 181 Minuten |
Release | 26. Juni 2024 |
Post-Credit-Szene | ✘ |
Besetzung
- Abbey LeeMarigold
- Danny HustonColonel Houghton
- Giovanni RibisiRoland Bailey
- Isabelle FuhrmanDiamond
- Jeff Fahey-
- Jena MaloneEllen / Lucy
- Kevin CostnerHayes Ellison
- Luke WilsonMatthew Van Weyden
- Michael RookerSgt. Major Riordan
- Sam WorthingtonFirst Lt. Trent Gephardt
- Sienna MillerFrances Kittredge
- Will PattonOwen Kittredge
Filmreihe
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