Psychologie des Tunens: Welche Menschen lieben laute Autos?

Ob im Wohngebiet oder an stark frequentierten Fußgängerzonen – manche Menschen erzeugen mit ihren Autos gerade an diesen Orten absichtlich Lärm. Eine neue Studie zeigt: Menschen, die laute Autos besitzen, neigen zu Sadismus und Psychopathie.

Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 17. Mai 2024, 14:26 MESZ
Ein schnelles Auto mit Abgasen.

Die Lärmverschmutzung, die durch laute Motorengeräusche verursacht wird, stört vor allem diejenigen, die selbst kein lautes Auto besitzen. Ganz im Gegensatz zu den Menschen, die eines fahren: Diese freut der Lärm umso mehr.

Foto von Kalyakan / Adobe Stock

Ein ohrenbetäubend knatternder Motor oder ein laut knallender Auspuff: Vor allem in der Stadt sind Fußgänger*innen und Anwohnende immer häufiger dem Lärm getunter Autos ausgesetzt. 

In einer Pilotstudie hat sich die Psychologin Julie Aitken Schermer von der University of Western Ontario in Kanada damit beschäftigt, wer am Steuer solcher Autos sitzt. Sie konnte nachweisen: Menschen, die Gefallen an lauten Autos finden, haben ein Persönlichkeitsprofil, bei dem zwei Merkmale der sogenannten dunklen Triade besonders ausgeprägt sind – Sadismus und Psychopathie.

Der Wunsch danach, andere zu erschrecken

Für ihre Studie, die Current Issues in Personality Psychology befragte Schermer 529 Studierende, 52 Prozent von ihnen Männer, und wertete ihre Haltung zu getunten Auspuffen und besonders lauten Autos aus. Auch die Frage, wie sehr sich die Teilnehmer*innen mit ihren Autos verbunden fühlen, spielte eine Rolle. Außerdem ließ sie die Befragten einen Test durchführen, der die Ausprägung von Persönlichkeitsmerkmalen wie Narzissmus, Sadismus, Psychopathie und Machiavellismus bestimmt, den sogenannten Short Dark Tetrad-Test.

Das Ergebnis: Vor allem junge Männer äußerten den Wunsch nach einem besonders lauten Auto und Auspuff. Zusätzlich besaßen genau diese Männer häufiger ein Persönlichkeitsprofil, bei dem Sadismus und Psychopathie stärker ausgeprägt sind als bei anderen Menschen.

Die Auswertung überraschte Schermer zunächst. Sie hatte vermutet, dass Menschen, die getunte Autos und knatternde Auspuffe mögen, möglicherweise besonders narzisstisch veranlagt sind und mit lauten Autos den Wunsch nach Aufmerksamkeit befriedigen. Die Studie deutet aber vielmehr darauf hin, dass die Fahrer*innen solcher Autos anderen schaden wollen. „Das Verändern eines Auspuffs, um ein Auto lauter zu machen, stört Fußgänger, andere Fahrer und Tiere aus der Ferne, was die Sadismus-Komponente erfüllt, und erschreckt diese aus der Nähe an Kreuzungen, was die Psychopathie-Komponente erfüllt“, so Schermer.

Weitere Forschung ist nötig

Da es sich bei der Studie um eine Pilotstudie handelt, also eine erste Arbeit zur Untersuchung einer neuen These, ist noch weitere Forschung nötig, um das Ergebnis von Schermer eindeutig zu bestätigen. Dennoch zeigt die Studie einen Trend, den die Psychologin als besorgniserregend bezeichnet. „Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Personen, die ihre Fahrzeuge lauter machen, dies möglicherweise tun, um andere absichtlich zu verletzen, indem sie sie stören. Und, dass diese Personen durch den negativen Zustand, den sie bei anderen verursachen, motiviert sein könnten.“

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