Einmal an die Glocke schlagen kostete zehn Pfennige: Obertshausen und die Herz-Jesu-Kirche
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Einmal an die Glocke schlagen kostete zehn Pfennige: Obertshausen und die Herz-Jesu-Kirche

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In den Jahren 1911/12 wurde die Herz-Jesu-KIrche im neobarocken Stil errichtet.
In den Jahren 1911/12 wurde die Herz-Jesu-KIrche im neobarocken Stil errichtet. © Hackendahl, Holger

Der ganze Ort war auf den Beinen: Vor 70 Jahren bekam Herz Jesu-Kirche ein neues Geläut.

Obertshausen – „Wenn man mit dem Holzhammer gegen die Glocken schlagen wollte, musste man 10 Pfennig bezahlen“, erinnert sich ein Gast im Heimatmuseum. Im Mai vor 70 Jahren war in Obertshausen ein ganz besonderer Festtag. Am 9. Mai 1954 wurden die Glocken der katholischen Kirche Herz Jesu geweiht und in den Glockenturm eingehängt. Der ganze Ort schien damals auf den Beinen.

Beim jüngsten „Obertshäuser Gebabbel“, zu dem der Heimat- und Geschichtsverein in Werkstattmuseum Karl-Mayer-Haus, eingeladen hatte, erinnerte man sich dieses Tages. Thomas Zeiger und Klaus Scheitler präsentierten historische Aufnahmen der vier in Heidelberg gegossenen Glocken sowie Fotos und Videos von Besuchen in den Obertshäuser Kirchen Herz Jesu und St. Thomas Morus. Gemeinsam mit rund 20 Zuhörerinnen und Zuhörern schwelgte man in Erinnerungen.

Neobarocker Stil

In den Jahren 1911/12 wurde die katholische Herz Jesu-Kirche im neobarocken Stil errichtet und am 15. Juni 1912 von Bischof Kirstein auf den Namen Herz Jesu und Heiliger Nikolaus geweiht. Der 1973 verstorbene Pfarrer Kmietsch leitete die Pfarrei von 1913 bis 1946, wie Thomas Zeiger den Gästen erläuterte.

Im Jahr 1917 wurde die erste Orgel, die Vorgängerorgel des heutigen Instruments, in die Kirche eingebaut, erinnerte Zeiger an einen weiteren Meilenstein. Die erste Kirchenglocke wurde 1923 in den Glockenturm eingehängt, sie verschwand jedoch. Wahrscheinlich wurde sie während des Krieges für die Waffenproduktion eingeschmolzen. Die vier im Mai 1954 feierlich geweihten Glocken folgten der Ersten nach.

Per Pferdegespann durch die Stadt

Das Vierglockengeläut bringt es zusammen auf mehr als 3,5 Tonnen. Jede für sich genommen wiegen die vier Glocken in den unterschiedlichen Tonlagen zwischen 504 und 1526 Kilogramm. Sie wurden für den großen Tag der Glockenweihe von einem Pferdegespann vor die Kirche gebracht, zeigte Klaus Scheitler auch eine aktuelle Luftaufnahme des 1961 außen und 1962 innen renovierten Kirchenbaus, den früher auch ein Friedhof umgab. Zu sehen waren zudem einige historische Schwarz-Weiß-Fotos von festlichen Fronleichnamsprozession durch Obertshäuser Straßen und am „Dalles“.

In Heidelberg gegossen, am 9. Mai 1954 geweiht: Vor 70 Jahren bekam die Herz-Jesu-Kirche ihr aus vier mächtigen Glocken bestehendes neues Geläut. Für Obertshausen war das ein großer Festtag.
In Heidelberg gegossen, am 9. Mai 1954 geweiht: Vor 70 Jahren bekam die Herz-Jesu-Kirche ihr aus vier mächtigen Glocken bestehendes neues Geläut. Für Obertshausen war das ein großer Festtag. © Privat

Mit Bildern wurde auch nochmals der Besuch der St. Thomas Morus Kirche in Erinnerung gerufen. Der 1975 geweihte moderne Kirchenbau ist Ziel vieler Pilger, denn sie enthält eine Blutreliquie von Papst Johannes Paul II sowie eine Papststatue. Zudem ist vor der Kirche ein Caravaca-Doppelkreuz sowie eine Lourdes-Grotte auf dem Kirchgelände zu sehen, wie sich viel Obertshäuser kürzlich bei einem Besuch überzeugen konnten.

Am Mittwoch, 5. Juni, um 18 Uhr trifft man sich zum „Obertshäuser Gebabbel“ wieder. Dann stehen die einstigen Gaststätten in Obertshausen im Mittelpunkt. (Holger Hackendahl)

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