Female Entrepreneurship Imposter-Syndrom bei hochqualifizierten Frauen: So stellen Sie Ihr Licht nicht mehr unter den Scheffel

Imposter-Syndrom bei hochqualifizierten Frauen: So stellen Sie Ihr Licht nicht mehr unter den Scheffel

Gastbeitrag von Natalia Wallroth und Emmelie König, Gründerinnen von MINTD.

Erfolg im Beruf, vielleicht sogar in klassischen “Männerdomänen”, und trotzdem fühlen sich nie genug….

Gerade hochqualifizierte Frauen stellen ihr Licht gerne mal unter den Scheffel – und meistens merken sie es gar nicht. Sie bewerben sich nicht auf nächsthöhere Stellen oder trauen sich nicht, neue Aufgaben zu übernehmen. Für sie selbst wirkt das meistens wie eine rationale, ja sogar sehr verantwortungsbewusste Entscheidung: Immerhin haben sie noch keine Erfahrung in diesem neuen Bereich. Erst wenn diese gesammelt ist, darf der nächste Schritt folgen.
Doch statt rational ist dieses Denken eher Gift – und zwar für die eigene Karriere. Die Ursache wird gern und häufig mit Imposter-Syndrom erklärt. Doch das greift viel zu kurz. Studien zeigen immer wieder, dass das Imposter-Phänomen, wie es besser bezeichnet werden sollte, bei Männern und Frauen gleich häufig auftritt. Das geht sogar soweit, dass in einem viel beachteten Artikel im Harvard Business Review die Autorinnen Ruchika Tulshyan und Jodi-Ann Burey sagen: “Stop Telling Women They Have Imposter Syndrome”.
Demnach fußt das defensive Karriere-Denken vielmehr auf schlechten Erfahrungen, die Frauen immer wieder in diesem Bereich machen. Und seien wir mal ehrlich: Gerade in männerdominierten Umfeldern wird hinter vorgehaltener Hand immer noch gern getuschelt, wenn eine Frau befördert wurde. Offenbar wolle man nur irgendeine Quote erfüllen. Auch das ist wiederum in Studien belegt. Die Zugehörigkeit zu einer Minderheit fördert das Gefühl von Unzulänglichkeit.

Doch wie überwinden Frauen nun dieses Gefühl? Bei unserer Arbeit mit MINT-Talenten treffen wir immer wieder auf Frauen, die ihrer Karriere selbst im Weg stehen. Damit sie sich trotzdem trauen, den nächsten Karriereschritt zu gehen, haben sich fünf Methoden bewährt:


1. Eigenen Marktwert checken: Wie eingangs erwähnt, ist vielen Frauen gar nicht bewusst, wie sehr sie ihre eigenen Fähigkeiten unterschätzen. Das wird ihnen meist erst klar, wenn andere, teils sogar weniger qualifizierte, sie karrieretechnisch überholen. Damit es gar nicht so weit kommt, hilft es, den eigenen Marktwert regelmäßig zu checken. Welche Positionen würden mir mit meinen Qualifikationen denn offen stehen? Wer bekommt denn die Jobs, die mich potenziell interessieren? Wie ist es um deren Qualifikationen im Vergleich zu meinen bestellt? Wer einen Schritt weiter gehen will, spricht mit Recruitern. Diese können meist am besten einschätzen, was Unternehmen wirklich suchen und auf was es letztendlich ankommt. Das gleiche Vorgehen hilft übrigens auch beim Thema Gehalt. (Mehr dazu hier)
2. Bewusstwerdung der eigenen Leistung: Unser Gehirn fokussiert sich leider viel zu oft auf das Negative. Das gilt auch beim Erinnerungsvermögen. Um diese auf vermeintliche Misserfolge konzentrierte Denkweise zu durchbrechen, hilft es, die eigenen Erfolge täglich aufzuschreiben. Dadurch bleiben sie wesentlich präsenter und prägen sich besser ein. Der Mechanismus funktioniert ähnlich wie ein Dankbarkeits-Tagebuch. Je genauer und ausführlicher die Erfolge beschrieben werden, desto wirkungsvoller. Wichtig zu verstehen ist allerdings, dass der Prozess Zeit braucht. Nach nur einer Woche wird man noch keine großen Effekte spüren. Genauso wichtig ist es außerdem, Lob und Anerkennung anzunehmen. Wenn andere ihre Erfolge beglückwünschen, sollten sie die Stimme im Hinterkopf, die gerne mal quer schießt, ignorieren.
3. Suche Unterstützung: Gerade für hochqualifizierte Frauen gibt es mittlerweile einige starke Karriere-Netzwerke. Master-Classes, Events und Webinare helfen enorm dabei, vor erfahrenen Geschäftsfrauen zu lernen. In den meisten Fällen kann man sich sicher sein: Auch sie haben Zeiten durch, in denen sie sich nicht reif für größere Aufgaben gefühlt haben. In persönlichen Gesprächen geben diese Frauen gerne Tipps an die nächste Generation. Oftmals entstehen dabei sogar langjährige Mentorinnen-Verhältnisse, die einen starken Schub für die eigene Karriere bedeuten. Mindestens genauso wichtig ist außerdem die Vernetzung mit Frauen auf derselben Karrierestufe. In solchen Kreisen kann man gut über aktuelle Herausforderungen sprechen. Meistens stehen andere vor genau denselben Problemen. Wer es richtig professionell angehen möchte, trifft sich monatlich mit diesem Kreis an Gleichgesinnten und tauscht sich aus. Ein gutes Vorbild hierfür ist die Entrepreneurs‘ Organization
4. Fehler akzeptieren: Fehler gehören zur Arbeitswelt dazu und sind absolut normal. Allerdings hängen sich Menschen, die sich nicht bereit für den nächsten Karriereschritt fühlen, viel zu stark an ihnen auf. Die Denke dahinter erst einmal gar nicht so unlogisch: “Wenn ich das noch nicht zu 100 Prozent beherrsche, wie soll ich dann noch komplexere Aufgaben bewältigen?” Doch Fehler passieren immer wieder einmal, egal, wie viel Routine und Erfahrung man hat. Viel wichtiger ist, dass man fähig ist, von diesen zu lernen. Um an der Akzeptanz zu arbeiten, hilft es zum Beispiel, sich genauer mit den Biografien von eigenen Vorbildern auseinanderzusetzen. Oft sind diese voll von Rückschlägen und Momenten des Scheiterns, die aber nie das Ende der Karriere bedeuten. 
5. Herausforderungen aktiv suchen: Das muss nicht immer sofort ein neuer Job oder eine neue Position sein. Ein Anfang ist es schon, innerhalb der bestehenden Arbeit neue Aufgaben zu übernehmen. Das steigert das Selbstbewusstsein und zeigt, dass Herausforderungen durchaus lösbar sind. Um sich bereit dafür zu fühlen, hilft es meistens, sich mit Personen zu unterhalten, die solche Aufgaben bereits meistern (siehe Punkt 3). Dadurch fühlt man sich besser gewappnet und hat im Idealfall wieder eine Mentorin hinzugewonnen.
All diese Punkte helfen, Selbstbewusstsein für den nächsten Karriereschritt aufzubauen. Ein mulmiges Gefühl wird dennoch immer dabei sein. Kimberly Breuer, Gründerin von Likeminded, hat dazu einen schlauen Satz gesagt: “Du wirst dich nie bereit fühlen Dinge zu tun, die dir Angst machen.” Auf hundertprozentige Sicherheit zu warten, macht also keinen Sinn. Mit den fünf Methoden wird die Angst aber deutlich kleiner.

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