Ivan Put

Neues „Taalbarometer“: Zunahme der Brüsseler Einwohner, die weder Französisch noch Niederländisch oder Englisch sprechen

Seit 25 Jahren forscht die Freie Universität Brüssel (VUB) zu den Sprachen in Brüssel. Das „Taalbarometer“ (Sprachenbarometer) zeigt dieses Jahr: Immer mehr Einwohner der Hauptstadt sprechen weder Französisch noch Niederländisch oder Englisch. Doch was das Niederländische an sich betrifft, gibt es eine gute Nachricht. 

Es ist eine Binsenweisheit, dass Brüssel viele Sprachen beherbergt. Das fünfte „Taalbarometer“ bestätigt diese Annahme noch einmal. Im Jahr 2000 gab es 72 Sprachen in der Hauptstadt, nun liegt die Zahl bereits bei 107. Unter diesen Sprachen breitet sich das Englische rasant aus: 47 Prozent der Brüsseler Bevölkerung sprechen Englisch. Andererseits nimmt die Dominanz der französischen Sprache ab. 81 Prozent geben an, der Sprache mächtig zu sein. Vor 20 Jahren behaupteten noch fast alle Einwohner, Französisch sprechen zu können. 

Niederländisch in der Hauptstadt stabil

22,3 Prozent der Brüsseler Bürger sprechen Niederländisch. Dies entspricht einer deutlichen Zunahme gegenüber dem letzten Taalbarometer (2018). Außerdem bleibt die Anzahl der Familien, in denen Niederländisch gesprochen wird, stabil. Gründe dafür: Die immer noch große Gruppe der Flamen die sich in Brüssel ansiedeln und der Erfolg des Niederländisch-Unterrichts in Brüssel.  

Über die Stabilität des Niederländischen in der Hauptstadt freut sich Minister Benjamin Dalle (CD&V), der innerhalb der flämischen Regierung für Brüssel zuständig ist. „Flandern investiert jährlich 1,3 Milliarden Euro in Brüssel. Hier dürfen wir nicht sparen“, bekräftigt Dalle. Er weist zudem darauf hin, dass der niederländische Sprachunterricht im „Haus des Niederländischen“ kostenlos ist. „Ich habe das per Dekret verankern lassen. Dies ist sehr wichtig, weil Beamte und Pflegepersonal darauf zurückgreifen können.“

Des Weiteren fällt auf, dass immer mehr Sprachen nebeneinander zum Einsatz kommen, vor allem die Kombination Englisch und Französisch ist populär. Die Zahl derjenigen, die nur Französisch sprechen, ist dagegen gesunken. Außerdem stieg die Zahl der Brüsseler Einwohner, die sowohl kein Niederländisch, als auch kein Französisch und Englisch sprechen. Sie liegt nun bei 10,5 Prozent. Den Forschern zufolge kann das ein Risiko auf Ausgrenzung beinhalten. „Diese Gruppe hat es wahrscheinlich schwerer, Kontakt mit öffentlichen oder privaten Diensten aufzunehmen.“

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