Erstaunlich, wer im “Konzern Bremen” besser entlohnt wird als der Regierungschef

13.05.2024 6 Von Axel Schuller

„Na, jetzt mal nicht zu viel Mitgefühl mit den Führungskräften der staatlichen Unternehmen. Die Herrschaften werden zum Teil sehr gut entlohnt, kriegen häufig mehr als der Bürgermeister.“ So und ähnlich lauteten einige Reaktionen auf den vorigen Beitrag, in dem ich den schlechten Umgang des Senats mit „seinem“ Führungspersonal kritisiert hatte. Ein Blick in den „Beteiligungsbericht 2022“ des Finanzsenators belegt tatsächlich, dass einige Manager des „Konzerns Bremen“ Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte (rund 189.000 Euro) bei der „Kohle“ hinter sich lassen.

Wenn ich mir Bovenschultes Terminplan anschaue, denke ich manchmal: Der Mann ist nahezu rund um der Uhr im Job. Und das häufig sieben Tage die Woche. Von seiner Besoldung nach B 11 kann er zweifellos bestens leben. Aber: Der Einsatz ist extrem hoch, kräftezehrend und im Umgang mit manchen Wählern vermutlich nicht immer Vergnügungssteuer-pflichtig.

Chefs und Chefinnen bremischer Betriebe werden hingegen teilweise in einer Art und Weise honoriert, die atemberaubend und nur mit den offenbar üblichen Gagen der jeweiligen Branchen zu erklären ist. 

Nehmen wir mal die Vorstände der Bremer Straßenbahn AG (1.928 Mitarbeiter). Ein Unternehmen, das auch nach Corona tief rote Zahlen schreibt und nicht immer positiv auffällt. Laut Beteiligungsbericht 2022 des Senats (veröffentlicht am 23. April 2024) erhielt Monika Alke (eine von drei Vorständen) 280.000 Euro. Mithin: 90.000 Euro mehr als der Präsident des Senats.

Beim städtischen Klinikkonzern GeNo (6.274 MA) – zurzeit Dauerkostgänger der öffentlichen Hand – wird noch deutlich mehr gezahlt: Dr. Dorothea Dreizehnter, Vorsitzende der Geschäftsführung, erhielt in 2022 exakt 365.000 Euro (feste und variable Bezüge).

Bei der Gewoba (502 MA; gehört Bremen zu 75 Prozent) erhielt Vorstandschefin Anja Passlack 281.000 Euro.

Kurios: Die BREBAU gehört Bremen mittlerweile zu 100 Prozent, über die Einkommen der Geschäftsführer, wie Bernd Botzenhardt, findet sich in der Übersicht bloß „k.A.“. Das „keine Angaben“ hatten die GF offenbar noch mit dem Teil-Vorbesitzer ausgehandelt.

Mal zwischendurch ein „Ausreißer“ nach oben: BLG-Chef Frank Dreeke. Laut Beteiligungsbericht des Senats kam er auf 1,1 Millionen Euro – inkl. 32.000 Euro für „Sachleistungen“ wie Dienstwagen. Die BLG AG gibt eine Gesamt-Mitarbeiterzahl weltweit von 11.492 MA an.

Amüsant: Als die BLG-Vorständin Andrea Eck 2022 (zwei Jahre vor Vertragsablauf) “auf eigenen Wunsch” ausschied (man lastete ihr die schlechte Entwicklung beim Autoumschlag an), machte die BLG aus der Abfindung ein Geheimnis. Da die BLG der Stadtgemeinde Bremen zu 50,4 Prozent gehört, taucht diese Info nun plötzlich in der Senatsübersicht auf: Die „Trennung“ verursachte demnach eine Abfindung von 1,3 Millionen Euro.

Von solchen Zahlenregionen sind andere städtische Firmen weit entfernt. Die Brepark (51 MA) gewährt ihrer Geschäftsführerin Katja Krause ein Jahressalär von 168.000 Euro. Die Chefin der Bremer Stadtreinigung DBS (226 MA), Daniela Enslein, kam 2022 inkl. variabler Gehaltsanteile auf 206.000 Euro.

Toto und Lotto-Geschäftsführer (42 MA) Michael Barth erhielt immerhin 165.000 Euro (inkl.).

Der Chef der Bremer Aufbau-Bank (104 MA) Ralf Stapp durfte sich über 190.000 Euro (feste und variable Bezüge plus Sachleistungen) freuen.  

M3B-Chef Hans-Peter Schneider (185 MA), zu dessen Aufgabengebiet die Messe, die Stadthalle, der Großmarkt samt Wochenmärkten sowie der Ratskeller gehören, wurde mit 220.000 Euro honoriert.

Gutverdiener im Konzern Bremen ist auch Andreas Heyer, Chef der Wirtschaftsförderung Bremen (234 MA): Er erhielt 2022 ein Salär von insgesamt 272.000 Euro. Und der neue (seit 1.3.2022) Flughafenchef (168 MA) Dr. Marc Cezanne erhielt aufs Jahr hochgerechnet 284.400 Euro.

Liebe Leserschaft, ich könnte Ihnen jetzt noch Unmengen an Zahlen referieren. Wäre aber ermüdend. Sie können selbst in die frei zugänglichen Unterlagen des Senats schauen – das Internet weist den Weg: Pressestelle des Bremer Senats, Finanzsenator, „Beteiligungsbericht 2022“.

Dort ist auch zu lesen, dass Bremen über 40 direkte und 26 mittelbare Beteiligungs-Gesellschaften sowie über 7 Eigenbetriebe und 6 „öffentlich rechtlich verfasste Unternehmen“ verfügt.  

Überraschend am Senatsbericht ist übrigens: Radio Bremen, Anstalt des öffentlichen Rechts (448 MA), für das im Pleitefall das Land Bremen einstehen müsste, taucht in der umfangreichen Übersicht nicht auf. 

Dort hatte zuletzt Programmdirektor Jan Weyrauch den Blick auf die Gehaltstabelle geschärft, weil er für die in Berlin anfangs gebotenen 180.000 Euro nicht Chef des SFB werden wollte. Persönlich und monitär nachvollziehbar: In Bremen wird er mit 214.511 Euro entlohnt. RB-Intendantin Yvette Gerner darf laut ARD-Finanzbericht mit 293.347 Euro rechnen – über 100.000 Euro mehr als der Präsident des Senats erhält.

Das Bremer Gehalts-Ranking ist teilweise schon etwas merkwürdig. Wobei man eines gerechterweise ergänzen muss: Der Bürgermeister und seine Senatskollegen werden nach den Richtlinien des Beamtenrechts entlohnt. Bedeutet, dass sie sowohl an die Arbeitslosenversicherung als auch an die Rentenversicherung keine Abgaben entrichten müssen. Sie haben also deutlich mehr netto vom brutto.

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller

P.S.: Auch wenn ich jetzt gewiss nicht das Fan-Fähnchen für Andreas Bovenschulte auspacke (dafür vertritt er m.E. zu häufig eine für Bremen falsche Politik und lässt sich von den LINKEN zu häufig auf der Nase herumtanzen), aber auf eines möchte ich dennoch – ganz sachlich und informativ – hinweisen. Die Senatspressestelle gibt online einen “Newsletter des Bürgermeisters” heraus. Der belegt unter anderem das enorme Arbeitspensum eines Regierungschefs und enthält zuweilen auch interessante Bremer Fakten. Tipp: Mal reinschauen.