Rott: Barocke Musikschätze zu neuem Leben erweckt
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Barocke Musikschätze zu neuem Leben erweckt

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Chor, Solisten und Instrumentalisten, die unter der Leitung von Peter Adler in der Pfarrkirche von Rott am Inn Werke Alter Musik aufführten.
Chor, Solisten und Instrumentalisten, die unter der Leitung von Peter Adler in der Pfarrkirche von Rott am Inn Werke Alter Musik aufführten. © kirchner

Der Madrigalchor Concenti Musicali sorgte unter der Leitung von Peter Adler in der Pfarrkirche St. Marinus und Anianus in Rott für Begeisterung. Mit einer opulenten Missa solemnis und weiteren barocken Stücken, die vermutlich dem Komponisten Abraham Megerle zugeschrieben werden können, brachte das Ensemble die alte Musik eindrucksvoll zum Leben.

Rott – Dass der Leiter des Madrigalchors Concenti Musicali, Peter Adler, sich für die Alte Musik begeistert und seit Jahrzehnten unbekannte Schätze Alter Musik birgt, ist zwar weithin bekannt. Dass er aber aus den Abschriften verschiedener Quellen aus verschiedenen Klöstern und Höfen eine Missa solemnis herauszieht, die unvergleichlich opulent die barocke Tonsprache mit den fünf Sätzen des feierlichen Hochamts verbindet, sorgte für große Begeisterung in der Pfarrkirche Rott. Noch dazu, da die Messe und all die anderen Werke, die zur Aufführung kamen, wohl eher aus der Feder des Wasserburger und Salzburger Domkapellmeister Abraham Megerle (1607 bis 1680) als aus der des venezianischen Barockkomponisten Antonio Caldara (1670 bis 1736) stammen.

Fanfarenartige Töne

Den Auftakt machte eine Sonatina: Fanfarenartig und schwungvoll stiegen da die Töne der Basler Streicher um Johannes Frisch, der Theorbe (Christoph Eglhuber), der Orgel (Alexandra Helldorff), der Grassauer Posaunisten um Wolfgang Diem und der Trompeter der Schwanthaler Trompetenconsorts um Franz Landlinger in das weite Kirchenschiff der Pfarrkirche St. Marinus und Anianus. Die Musiker, der sehr gut einstudierte Madrigalchor und die Solisten Nora Mayer (Sopran), Markus Forster (Altus), Manuel Warwitz (Tenor) und Thomas Hamberger (Bass, der für den erkrankten Michael Mantaj einsprang) boten durchgehend plastisch und einfühlsam den Reichtum der Tonsprache Megerles (oder doch Caldaras) dar.

Wunderschön verdichtete Fugen

In der Missa solemnis für vierstimmigen Chor, Solistenquartett und aus Streichern und Bläsern bestehendes Orchester alternieren bündige, oft der Homophonie zuneigende Tuttipartien mit ariosen Abschnitten für einen oder mehrere Gesangssolisten, meistens unter Mitwirkung eines obligaten Instruments. Wunderschön verdichtet erklangen die Fugen: Nachdrücklich bei der Bitte um Frieden („dona nobis pacem“) oder anbetend („cum Santo Spiritu in Gloria Dei patris“). Demütig boten Tenor Warwitz und Bass Hamberger (beide mit warmen Timbre) das „passus et sepultus“ im Credo dar, ehrfürchtig stimmte Sopranistin Mayer das „Deus Sabaoth“ im Sanctus mit schlankem, klarem Sopran an und wunderbar harmonierten Sopran und Altus beim „laudamus te“ im Gloria. Dass Solo-Trompete oder Solo-Posaune hierbei die Solisten mit sauberstem Ansatz und nicht vordergründig begleiteten, verstand sich bei der durchgängigen musikalischen Güte von selbst.

Der Messe schlod sich ein Marientext aus dem 3. Jahrhundert an: Das „sub tuum praesidium“ für Tenor, vierstimmigen Chor und Orchester war nicht minder eindrücklich gestaltet und führte vor, wie reichhaltig Megerle den Marientext im Sinne der musikalischen Rhetorik des Barock ausgestalten konnte.

Imposante Schlussfuge

Ebenso klanglich gut differenziert erklang dann das „Dixit Dominus ex C“ für Solisten, Chor und Orchester. Nach der klanglich imposanten Schlussfuge gab es noch ein kurzes „Magnificat.“ Auch hier gelang wieder der Wechsel von solistischen und chorischen Partien ebenso aufregend wie das Nebeneinander von Zurückhaltendem und der dramatischen Geste samt mächtiger und doch durchsichtiger „Amen“-Schlussfuge.

Peter Adler, der als Dirigent die Fäden in der Hand hielt, gebührt wahrlich Anerkennung. Nicht nur, weil er diese barocken Schätze geborgen, sondern diese mit der Aufführung wieder zum Leben erweckt hat. Wem die Werke letztendlich zuzuschreiben sind, mag für Musikwissenschaftler bedeutsam sein. Für die Besucher war es jedenfalls ein Konzert, bei dem die Begeisterung für Alte Musik im Zentrum stand.

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