Tausendsassa und Treibhauseffekt-Entdeckerin: Eunice Newton Foote – FURIOS Online – Campusmagazin an der FU Berlin

Tausendsassa und Treibhauseffekt-Entdeckerin: Eunice Newton Foote

Als Entdecker der Klimaforschung galt lange Zeit der irische Forscher John Tyndall – was nicht viele wissen: Die Malerin, Frauenrechtlerin und Erfinderin Eunice Newton Foote machte die Entdeckung der erwärmenden Wirkung von Kohlendioxid 3 Jahre vor ihm! Ein Portrait von Sophie von Ploetz.

Illustration: Sumin Kim

Eunice erblickte 1819 in Connecticut das Licht der Welt. Sie hatte sieben Schwestern und fünf Brüder. Ihre Familie gehörte zum Ostküsten-Adel und Ihr Vater war vermögender Grundbesitzer und Unternehmer. Ihre Eltern waren ihrer Zeit voraus und legten viel Wert auf Bildung jenseits der Geschlechter ihrer Kinder, sodass Eunice von 1836 bis 1838 die renommierte Mädchenschule “Troy Female Seminary” im Bundesstaat New York besuchen durfte. Dort entwickelte Eunice Newton (später Newton Foote) eine Leidenschaft für Naturwissenschaften, die ihr ganzes Leben lang anhalten sollte.

Eunice hatte Glück, vielen Mädchen blieb damals eine höhere Bildung verwehrt. In dieser Zeit war es üblich, dass Töchter lediglich, wenn überhaupt, sogenannte „finishing schools“ besuchten, die Frauen Benehmen beibrachten und sie auf die Rolle als Hausfrau und Mutter vorbereiten sollten. 

1841 heiratete Eunice den Patentanwalt und Richter Elisha Foote, der zugleich Mathematiker und Naturwissenschaftler war. Beide Eheleute meldeten mehrere Patente an. Eunice ließ z.B. ihre Erfindung, Gummisohlen, die beim Laufen nicht quietschten, patentieren. Neben Forschungen und Erfindungen malte sie auch Landschaften und Portraits. 1848 nahm Foote mit ihrem Ehemann an der ersten Frauenrechtskonvention in Seneca Falls teil. Dort unterschrieb sie als Fünfte die „Declaration of Sentiments“, ein Dokument, das das Wahlrecht und soziale sowie rechtliche Gleichstellung von Frauen forderte. 

Forschungen mit Sonnenlicht

Springen wir ins Jahr 1856: Naturforscher hatten erst vor wenigen Jahrzehnten begonnen, die Atmosphäre zu erforschen. Sie diskutierten über Indizien, wonach es in der Vergangenheit Warmzeiten und Kaltzeiten gegeben haben könnte. Das Klima war offenbar keine Konstante. Es konnte sich verändern.

Dies erweckte das Interesse von Eunice Newton Foote: Sie fing an Forschungen mit verschiedenen Gasen und Sonnenlicht zu betreiben. Ihr Schlüsselexperiment bestand aus zwei Glaszylindern, die an einem Ende offen und am anderen Ende mit einer Glasplatte verschlossen waren. Sie füllte einen der Glaszylinder mit Kohlendioxid und den anderen mit Luft. Dann platzierte sie beide Zylinder in direktem Sonnenlicht und maß die Temperaturänderungen in den Gefäßen. Was sie herausfand, war bahnbrechend: Der mit CO2 gefüllte Glaszylinder erwärmte sich deutlich schneller als der mit Luft gefüllte. Das wies darauf hin, dass CO2 das Sonnenlicht stärker absorbierte und die Wärmeenergie effizienter zurückhielt als Luft, die einen deutlich geringeren natürlichen CO2-Gehalt aufweist. Eunice Newton Foote folgerte, dass die Erdatmosphäre umso heißer sein müsste, je mehr CO2 sie enthielt: Der Treibhauseffekt war entdeckt.  „Eine Atmosphäre dieses [CO2] Gases würde unserer Erde eine hohe Temperatur verleihen[…]“ schrieb Eunice Newton Foote 1856 in ihrem Aufsatz „Circumstances affecting the Heat of the Sun’s Rays“.

 Frauen war es damals nicht gestattet, ihre Ergebnisse der American Association for the Advancement of Science, der weltweit größten wissenschaftlichen Gesellschaft, vorzutragen. Daraufhin entschied sich Eunice, ihre Erkenntnisse im Wissenschaftsjournal The American Journal of Science and Arts zu publizieren. Später verfasste sie eine weitere Studie über statische Elektrizität in der Atmosphäre. So wurde sie zur ersten Frau überhaupt, der es in den USA gelang, zwei Physikstudien zu veröffentlichen. Ihre Erkenntnisse werden der American Association for the Advancement of Science schließlich doch noch von einem Mann (Joseph Henry, Physiker) vorgetragen mit den Worten: „Die Wissenschaft hat kein Land und kein Geschlecht. Die Sphäre der Frau umfasst nicht nur das Schöne und Nützliche, sondern auch das Wahre.“

Foote starb 1888 und hinterließ zwei Töchter und sechs Enkel. Ihre wissenschaftlichen Beiträge gerieten nach ihrem Tod in Vergessenheit, sodass später andere (männliche) Wissenschaftler dafür bekannt wurden, den Treibhauseffekt entdeckt zu haben. Erst 2010 sollte der pensionierte Ölgeologe Ray Sorenson zufällig auf Footes Texte stoßen und sie erstmals ins wohlverdiente Rampenlicht rücken. 2018 fand die erste Konferenz über Foote an der University of California in Santa Barbara statt. Wenig später widmete ihr Google für ihre Beiträge zur Klimaforschung und ihren Einsatz für Frauenrechte ein Doodle, eine seltene Ehre für Naturwissenschaftler*innen.

Eunice Newton Foote war eine bemerkenswerte Frau, die sich entgegen des damaligen Zeitgeistes und der Restriktionen gegenüber Frauen für ihre Überzeugungen und Passionen einsetzte und ihre vielen Talente lebte. Ihr Lebenswerk dient als leuchtendes Vorbild, uns niemals kleiner zu machen als wir sind, unseren Leidenschaften nachzugehen und uns als Frauen (und Menschen) gegenseitig zu unterstützen und füreinander einzustehen. Die Wissenschaft hat kein Land und kein Geschlecht!

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