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“Nightwatch: Demons Are Forever” – solide Fortsetzung des 90er-Jahre-Thrillers

Autor: Mick

"Nightwatch: Demons Are Forever" Filmplakat (© capelight pictures)

Nightwatch: Demons Are Forever

Darsteller: Fanny Leander Bornedal, Nikolaj Coster-Waldau, Casper Kjær Jensen, Vibeke Hastrup
Regie: Ole Bornedal
Dauer: 110 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.capelight.de/nightwatch-demons-are-forever
Facebook: facebook.com/capelightpictures
Kinostart: 16. Mai 2024


1994 wurde der dänische Debüt-Thriller „Nightwatch – Nachtwache“ von Ole Bornedal überraschend zu einem Wahnsinnserfolg. Getreu den üblichen Marktgesetzen hatte dies drei Jahre später unvermeidlich das von Bornedal selbst inszenierte Remake „Freeze – Alptraum Nachtwache“ für den US-Markt zur Folge, welches allerdings schon einiges der rauen Originalität der Ursprungsversion eingebüßt hatte. Ganze dreißig Jahre später präsentiert uns Bornedal nun mit „Nightwatch: Demons Are Forever“ die Fortsetzung seines Pathologie-Horrors, in die er schlau genauso handlungstechnisch wie privat die nächste Generation einbindet.

Sein Plot nämlich knüpft keinesfalls direkt an den ersten Teil an, sondern steigt der Realität entsprechend, sozusagen in Echtzeit, dreißig Jahre nach den furchtbaren Ereignissen von damals ein. Im Fokus des neuen Films steht mit Emma (Fanny Leander Bornedal) jetzt aber die Tochter des im Vorgänger gerade so mit dem Leben davongekommenen Martin (wieder: Nikolaj Coster-Waldau), die der Regisseur nach wiederholter erfolgreicher Zusammenarbeit praktischerweise gleich mit dem eigenen Nachwuchs besetzt. Und Töchterchen macht sich als Medizinstudentin Emma wirklich gut, die hier so ziemlich alles unternimmt, um an ihren seit seinen traumatischen Erlebnissen und vor allem dem kürzlichen Selbstmord ihrer ebenfalls in die Vorkommnisse involvierten Mutter völlig zurückgezogen lebenden Vater heranzukommen.

Der aber blockt jeden noch so gut gemeinten Gesprächsversuch ab und ergibt sich stattdessen in sein depressives Schicksal. Also bleiben Emma auch für die eigene Aufarbeitung ihrer tragischen Familiengeschichte nur die eigenständigen Recherchen über den Fall des Serienmörders Peter Wörmer (Ulf Pilgaard), dem auch ihre Eltern in der Pathologie der Kopenhagener Rechtsmedizin einst fast zum Opfer gefallen wären. Um die mysteriösen Geschehnisse nachvollziehen zu können, nimmt sie den gleichen Aushilfsjob als Nachtwächterin an, der ihrem Vater fast zum Verhängnis geworden wäre, und sucht unter dem Vorwand eines Studienprojekts dann sogar Kontakt zu dem immer noch in der engen Zelle einer Psychiatrie blind vor sich hinvegetierenden Wörmer.

"Nightwatch: Demons Are Forever" Szenenbild (© capelight pictures)

Emma (Fanny Leander Bornedal) und Martin (Nikolaj Coster-Waldau) stehen Seite an Seite im Kampf gegen das Böse.
(© capelight pictures)

Für eine Fortsetzung eine durchaus vielversprechende und schlüssig konstruierte Ausgangssituation, die Regisseur Bornedal hier auch mit der Einführung seiner problembeladenen Hauptfiguren schafft. Die werden von den charismatischen Darsteller:innen durchweg glaubhaft verkörpert und bilden des Gerüst eines realistischen Szenarios, das nach Emmas Besuch beim scheinbar harmlosen Psychopathen Wörmer abermals zu eskalieren droht. Als hätte die unbedarfte Tochter mit ihrer Aktion zur Traumabewältigung schlafende Hunde geweckt, beginnt nur kurze Zeit später eine neuerliche Mordserie an in den Fall verwickelten Personen, bei der natürlich auch Martin und Emma immer mehr ins Visier geraten.

Fast wie im ersten Teil sind wir gefangen von der Atmosphäre des düsteren Streifens, die Bornedal auch diesmal wieder blendend erzeugt, auch wenn er die Handlung jetzt vornehmlich außerhalb der Pathologiestation verlegt. Spätestens durch Emmas Begegnung mit Wörmer in der muffigen Zelle aber ist sie wieder da, die unheilvolle Stimmung von damals, die auch hier wieder das genreübliche Katz-und-Maus-Spiel überlagert. Denn die Fortsetzung setzt mal wieder auf die typischen Schockmomente, wenn sie uns auf diverse falsche Fährten führt, dabei den zugrundeliegenden Familienkonflikt etwas vernachlässigt und dann auch manchmal allzu freigiebig ihre Plausibilität dem kurzlebigen Effekt opfert.

Mit seinem Thriller erfindet Bornedal das Genre sicherlich nicht neu, überzeugt jedoch erneut mit einem wendungsreichen Plot, den er in seine gewohnt bedrückende Atmosphäre taucht, und mit dem er uns ein Wiedersehen mit seinen Helden von damals ermöglicht. Und auch wenn er ein wenig zu reißerisch gerät, bekommen wir als Reminiszenz schließlich auch hier einen Showdown in den gefliesten Krankenhausgängen geboten, der ordentlich Grusel bietet.

Trailer:

Bewertung: 6 von 10 Punkten

 

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