Bettina Stark-Watzinger - „Wir haben das gemeinsame Ziel, dass der Digitalpakt 2025 startet“

Bettina Stark-Watzinger : „Wir haben das gemeinsame Ziel, dass der Digitalpakt 2025 startet“

Auf dem Deutschen Stiftungstag 2024 sprach Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) darüber, was ihr Ministerium für das Bildungssystem in Deutschland erreichen will und wie dabei Akteure aus Bund, Ländern und Zivilgesellschaft an einen Tisch kommen können. Das Schulportal traf die Ministerin am Rande des Stiftungstages zum Interview.

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger sprach auf dem Deutschen Stiftungstag 2024 über Visionen für das Bildungssystem.
©Christian Bardenhorst

Deutsches Schulportal: Der jüngste Entwurf Ihres Ministeriums für den Digitalpakt 2.0 wird von vielen Ländern als Eingriff in ihre Bildungshoheit empfunden, etwa durch die von Ihnen geforderte Fortbildungspflicht für Lehrkräfte. Wie kommen Bund und Länder nun wieder zusammen?
Bettina Stark-Watzinger: Digitale Bildung ist die Zukunft und wir müssen sie gestalten. Wir sind in intensiven Verhandlungen mit den Ländern und haben das gemeinsame Ziel, dass der Digitalpakt 2025 startet. Dabei ist es wichtig, den Digitalpakt 2.0 als Gesamtkonzept für digitale Bildung zu konzipieren. Das ist mehr als Technik. Wenn man digitale Bildung ganzheitlich denkt, gehört natürlich die Lehrerkräfteaus- und -weiterbildung dazu ebenso wie die Entwicklung von Konzepten und Tools für den Unterricht. Dazu finanziert der Bund bereits die Kompetenzzentren für digitalen und digital gestützten Unterricht. Infrastruktur, Lehrkräfte und Inhalte gehören zusammen.

Wenn man digitale Bildung ganzheitlich denkt, gehört natürlich die Lehrerkräfteaus- und -weiterbildung dazu ebenso wie die Entwicklung von Konzepten und Tools für den Unterricht.

Was sind aus Ihrer Sicht große Transformationsthemen für das Schulsystem, bei denen sich der Bund langfristig einbringen sollte?
Die Digitalisierung der Bildung ist sicher eines der zentralen Themen. Deshalb ist der Bund bereit, die Länder dabei weiter zu unterstützen, obwohl die Zuständigkeit bei ihnen liegt. Besonders deutlich sehen wir das bei KI, die auch im Bildungsbereich enorme Chancen mit sich bringt.

Der Digitalpakt soll ja 2030 auslaufen. Sollte sich der Bund nicht dauerhaft an der Digitalisierung beteiligen, wenn das so eine zentrale Frage ist?
Der Bund kann diese Aufgabe der Länder nicht dauerhaft übernehmen. Er hat in der Vergangenheit bereits viel Geld gegeben, allein mit dem Digitalpakt 6,5 Milliarden Euro. Wenn der Bund jetzt noch einmal mitfinanziert, dann muss es einen echten Mehrwert geben. Deshalb wollen wir den Digitalpakt 2.0 als ein Gesamtkonzept.

Bei welchen weiteren Bildungsthemen sehen Sie den Bund mit in der Verantwortung?
Ein weiteres wichtiges Thema ist Chancengerechtigkeit. Das, was unsere Gesellschaft ausmacht, nämlich, dass man etwas erreichen kann, wenn man sich anstrengt, funktioniert nur bei entsprechenden Startchancen. Hier setzen wir mit dem Startchancen-Programm an: 20 Milliarden Euro in zehn Jahren für etwa 4.000 Schulen mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter Schülerinnen und Schüler. Wir haben es in einem kooperativen Verhandlungsprozess mit den Ländern auf den Weg gebracht. Es ist das größte und langfristigste Bildungsprogramm in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die frühkindliche Bildung und Sprachförderung. Deutschland ist ein Einwanderungsland. Wir brauchen flächendeckende Sprachtests bei allen Kindern im Kitaalter und auch verbindliche Sprachförderung.

Wir brauchen flächendeckende Sprachtests bei allen Kindern im Kitaalter und auch verbindliche Sprachförderung.

In großen Bundesprogrammen wie etwa bei der Digitalisierung des Bildungssystems oder beim Startchancen-Programm für Schulen in benachteiligten Lagen sollen zivilgesellschaftliche Organisationen explizit beteiligt werden. Was können und sollten diese aus Ihrer Sicht leisten?
Ich finde das Engagement der zivilgesellschaftlichen Organisationen beeindruckend und wir brauchen das. Das Wissenschaftszentrum Berlin hat in einer Studie Anfang des Jahres festgestellt, dass der Beitrag der Zivilgesellschaft im Bildungssystem nicht hoch genug einzuschätzen ist, beispielsweise bei der individuellen Förderung durch ehrenamtliche Mentoring-Programme. Neben dieser unterstützenden Aufgabe sind zivilgesellschaftliche Organisationen auch Innovationstreiber. Sie können agiler sein, Freiräume schaffen, um Dinge auszuprobieren. Beim Startchancen-Programm und beim Digitalpakt wird die Zivilgesellschaft schon beteiligt. Ich kann mir aber auch noch mehr Beteiligung vorstellen.

Wie kann das aussehen? Braucht es neue Organisationsformate, die neben staatlichen Akteuren auch die Zivilgesellschaft als Bildungspartner einbeziehen?
Wir wünschen uns ein Team Bildung, das alle beteiligten Akteure für die bildungspolitische Trendwende zusammenbringt. Dazu sind wir mit den Ländern im Gespräch. Ziel ist es, uns zu großen Themen wie etwa der Digitalisierung auf einen gemeinsamen Weg zu einigen und dann an einem Strang zu ziehen – Bund, Länder, Kommunen, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Ich möchte die große Kraft, die im zivilgesellschaftlichen Engagement liegt, für die Kinder und Jugendlichen nutzen.

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger war auf Einladung des AK Bildung auf dem Deutschen Stiftungstag 2024. Dort unterhielt sie sich mit Bildungsstiftungen im Stuhlkreis zum Thema „Bildungszukunft wagen!“. Einige Impressionen aus der Veranstaltung: