Zecken: Experten-Tipps, um sich zu schützen

Zecken: Sollte man die Blutsauger links- oder rechtsherum rausdrehen?

Ab dem zeitigen Frühjahr bis weit in den Herbst ist Zecken-Saison. Wie gefährlich sind die kleinen Biester wirklich? Und wann sollte man zum Arzt gehen?

Ob mit Pinzette oder anderen Werkzeugen: Zecken sollten möglichst schnell entfernt werden.
Ob mit Pinzette oder anderen Werkzeugen: Zecken sollten möglichst schnell entfernt werden.Fotoillustration: Roshanak Amini für Berliner Zeitung am Wochenende. Bilder: Imago

Sie sind nur wenige Millimeter groß, meistens dunkelbraun und können ballonartig anschwellen – nämlich dann, wenn sie sich mit Blut vollgesogen haben. Das eigentliche Problem jedoch ist, dass Zecken vielerlei Krankheiten übertragen.

Die Hauptsaison für Zecken ist ungefähr zwischen März und November. Eine lange Zeitspanne, in der die kleinen Parasiten überall in der Natur auf Wirte warten. Hierzulande ist vor allem der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) verbreitet.

Der Gemeine Holzbock gehört zu den sogenannten Schildzecken, die wiederum zu den Milben zählen. Er ist die häufigste europäische Zeckenart und sitzt häufig auf Grashalmen. Was die Wirte angeht, ist der Holzbock nicht wählerisch: mehr als 300 Wirbeltierarten befällt er, darunter auch Vögel und Reptilien.

Übrigens: Zecken sind keine Insekten, sondern gehören zu den Spinnentieren! Ausgewachsene Tiere haben acht Beine.

Guten Morgen, Berlin Newsletter
Vielen Dank für Ihre Anmeldung.
Sie erhalten eine Bestätigung per E-Mail.

Wie gefährlich sind Zecken?

An sich ist ein Zeckenstich – denn sie beißen nicht, sondern stechen – nicht weiter schlimm. Aber: „Zecken können eine Vielzahl von Infektionskrankheiten auf den Menschen übertragen. Zu den bedeutendsten durch Zecken übertragenen Infektionskrankheiten in Deutschland gehört zum einen die Borreliose, eine Bakterieninfektion“, schreibt das Robert-Koch-Institut (RKI).

„Zum anderen gehört die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) dazu, die durch FSME-Viren verursacht wird und hauptsächlich im süddeutschen Raum vorkommt“, so das RKI. Zu den Überträgern beider Krankheiten gehört auch der Holzbock.

Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) warnt: „Zecken können auch gleichzeitig mit mehreren verschiedenen Krankheitserregern infiziert sein, aber nicht jede Zecke ist befallen.“

Wie wahrscheinlich ist es, sich mit FSME oder Borreliose anzustecken?

Selbst in den FSME-Risikogebieten ist die Wahrscheinlichkeit, sich zu infizieren laut RKI gering, weil durchschnittlich nur maximal fünf Prozent der Zecken selbst mit dem FSME-Virus befallen sind. „Hieraus ein Erkrankungsrisiko nach einem einzelnen Zeckenstich abzuleiten, ist nicht möglich. Viele FSME-Infektionen verlaufen zudem ohne sichtbare oder mit milden Symptomen“, so die Behörde.

Häufig treten grippeähnliche Symptome auf, auch Fieber ist nicht selten. Die Beschwerden können auch wochenlang anhalten; bleibende Schäden sind nur bei schweren Verläufen zu erwarten. Das RKI schreibt, dass „etwa ein Prozent der Erkrankungen zum Tod führen.“

Gegen FSME kann man sich impfen lassen (ab 1 Jahr; mindestens zwei Impfdosen erforderlich), nicht aber gegen Borreliose: Bis zu 30 Prozent der Zecken sind infiziert und können die Bakterien übertragen. Untersuchungen zufolge wurden „bei 2,6 bis 5,6 Prozent der Betroffenen eine Borrelien-Infektion nachgewiesen“, nachdem eine Zecke gebissen hatte.

Aber: „Nur ein kleiner Teil der Infizierten erkrankt. Insgesamt ist bei 0,3 bis 1,4 Prozent der Zeckenstiche mit Krankheitssymptomen zu rechnen“, ergänzt das RKI.

Die Deutsche Hirnstiftung rechnet vor: „Eine Borreliose infolge eines Zeckenstichs ist zwar selten, angesichts der vielen Stiche summiert sich die Zahl der Betroffenen aber auf 60.000 bis 200.000 pro Jahr in Deutschland.“ Zwar würden „die meisten Fälle glimpflich ausgehen“, aber es könne „auch zu gefährlichen Hirnhautentzündungen und Entzündungen der Nervenwurzeln am Rückenmark kommen“.

Warnzeichen sind eine ringförmige Rötung rund um die Stichstelle sowie „neurologische Symptome“, so die Hirnstiftung. Neben der Haut können auch andere Organsysteme wie Nerven, Gelenke sowie das Herz betroffen sein. Eine Borreliose-Infektion kann mit Antibiotika behandelt werden.

„Die Krankheit kann unterschiedliche Verläufe nehmen. In der ersten Phase (3–30 Tage nach dem Zeckenstich) kann es zusammen mit der runden Hautrötung zu Fieber und Schüttelfrost, zu Fatigue (Abgeschlagenheit) und/oder zu Muskel- und Gelenkschmerzen kommen“, erklärt die Hirnstiftung.

Wochen oder gar Monate später könnten neurologische Erkrankungen auftreten, beispielsweise die Hirnhautentzündung, medizinisch Meningitis genannt. „Bei gut der Hälfte der Betroffenen kommt es zu Hirnnervenausfällen, häufig dadurch zu einer ein- oder beidseitigen Lähmung des Gesichts“, so die Hirnstiftung.

Lassen Zecken sich vom Baum fallen?

Dass Zecken sich von einem Baum auf einen Wirt fallen lassen, ist ein Mythos. Die Wahrscheinlichkeit zu treffen, ist viel zu gering. Auch springen können Zecken nicht. Stattdessen „klettert (sie) auf eine exponierte Stelle wie einen Grashalm oder ein Gebüsch oder herumliegendes Totholz“, so das RKI. „Wenn ein Tier oder ein Mensch vorbeikommt, wird sie bei Kontakt abgestreift und hält sich fest.“

Und dann krabbelt sie zu einer geschützten Stelle, wo sie sticht und saugt. Manchmal läuft sie auch auf dem Wirt umher, um nach einer geeigneten Stelle zu suchen. „Der Saugakt (…) dauert mehrere Tage (Larve: 2–4 Tage, Nymphe: 3–5 Tage, Adulte: 6–8 Tage)“, schreibt das RKI.

Und weiter: „Da sie während dieser Zeit ständig der Gefahr ausgesetzt sind, vom Wirt herausgerissen oder zerbissen zu werden, suchen sie sich dafür eine möglichst geschützte Stelle aus. Beim Menschen stechen Zecken am Kopf (Haaransatz, Ohren), häufig aber auch an anderen geschützten Stellen, z. B. Hals, Achseln, Ellenbeuge, Bauchnabel, Genitalbereich oder Kniekehle.“

Auch eng anliegende Kleidung werde von der Zecke als geschützter Ort wahrgenommen, weshalb man auch um den Hüftbereich oder unter einem Uhrenarmband gestochen werden könne.

Da Zecken also eher in niedriger Vegetation (bis zu 50 Zentimeter) zu finden sind, sollte man dort also besonders achtsam sein beziehungsweise sich danach absuchen. Das gilt insbesondere für Kinder, die im Gras spielen, aber auch für all jene, die beispielsweise im Wald durchs Dickicht laufen. Passen Sie auch auf, wenn Sie im Staudenbeet hocken, um Unkraut zu jäten oder verblühte Tulpen schneiden.

Das BNITM schreibt: „Nach Aufenthalt in (…) Natur, insbesondere nach Wanderungen mit Kontakt zu niedrigen Büschen, Farnen oder hohen Gräsern, ist ein Absuchen des Körpers nach Zecken und ihre umgehende Entfernung sinnvoll.“

Wie schützt man sich vor Zecken?

Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte geschlossene Kleidung tragen: langärmlige Oberteile, lange Hosenbeine und diese möglichst in die Socken stecken, festes Schuhwerk. Eine Garantie ist das zwar nicht, aber je besser die Haut bedeckt ist, desto unwahrscheinlicher ist es, dass die Zecke ein gutes Plätzchen Haut findet.

Entsprechende Schutzsprays oder -cremes – sogenannte Repellentien – schützen ebenfalls, wenn auch nur zeitlich begrenzt. Die Schutzdauer steht auf der Tube oder der Flasche.

Normalerweise ist es ein kombinierter Schutz, der nicht nur gegen Zecken, sondern auch gegen Mücken hilft. Tragen Sie das Spray ruhig auch auf Ihrer Kleidung auf; insbesondere Mücken stechen gern durch dünne Stoffe hindurch. Der Geruch hält sie ebenso fern wie die Zecken.

Wie entfernt man Zecken richtig?

In Drogerien und Apotheken, aber auch im Internethandel, gibt es Zeckenkarten, -hebel beziehungsweise -zangen und spezielle Pinzetten. Sie alle eignen sich zum Entfernen von Zecken.

Je früher eine Zecke entfernt wird, desto besser. Beobachten Sie die Stichstelle ein paar Tage lang. Sollte die – anfangs normale – Rötung nach drei Tagen noch immer sichtbar sein oder sich verschlimmert haben, sollten Sie zu Ihrem Hausarzt oder der Hausärztin gehen.

Eine Mitarbeiterin der Parasitologie der Universität Hohenheim zeigt in einem Labor einen Gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus).
Eine Mitarbeiterin der Parasitologie der Universität Hohenheim zeigt in einem Labor einen Gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus).Marijan Murat/dpa

„Aber auch wenn erst Wochen später Fieber oder neurologische Beschwerden wie Kopfschmerz, Schwindel oder eine Gesichtslähmung auftreten, muss ärztlicher Rat eingeholt werden – und es erleichtert die Diagnose, wenn man die Ärztin/den Arzt auf den Zeckenstich hinweist“, erklärt die Deutsche Hirnstiftung.

Beim Entfernen der Zecke sollte man vorsichtig vorgehen und darauf achten, den Hinterleib der zecke nicht zu zerquetschen. Dann nämlich, so die Ärztezeitung, könne „mehr ihrer Körperflüssigkeit, die mit Erregern belastet sein kann, in die Wunde eintreten.“ Ob das tatsächlich der Fall ist, gilt derzeit noch als umstritten. „Sicherheitshalber sollte man aber wohl doch versuchen, den Hinterleib der Zecke nicht zu quetschen“, heißt es dort.

Wichtig ist, dass man beim Entfernen leicht rüttelt oder an der Zecke dreht, weshalb sich eine feine Pinzette tendenziell besser eignet als andere Hilfsmittel. Der Saugrüssel der Zecke hat nämlich Widerhaken, die durch das Drehen gelockert werden. Zerrt man einfach nur an der Zecke, „spreizen sich die Widerhaken und verhaken sich noch mehr“, erklärt die Ärztezeitung.

Falls dieser in der Haut stecken bleiben sollte, ist das aber nicht so schlimm. Der Saugrüssel „ist ein fester Chitinzapfen, der keine Krankheitserreger enthält. Er eitert nach ein paar Tagen meist heraus“, steht in dem Fachartikel. „Manchmal hilft es auch schon, wenn der herausragende Kopfteil mechanisch abgerieben wird.“

Bleibt die Frage: Wie herum muss man drehen, um die Zecke sicher zu entfernen? Das ist vollkommen egal; Hauptsache mit Gefühl. Denn: „Zecken haben kein Gewinde“, zitiert die Ärztezeitung Professor Jochen Süss von der Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere in Jena.

Was Sie auf keinen Fall tun sollten, ist: Hausmittelchen wie Öl, Nagellackentferner oder Sonstiges auf die Zecke geben, damit sie sich fallen lässt oder abgetötet wird. „Im Todeskampf injizieren Zecken verstärkt Krankheitserreger“, warnt das Onlinemagazin.

Peta rät: Auch Haustiere auf Zecken untersuchen

„Hunde sollten nach jedem Spaziergang gründlich auf Zecken untersucht werden, denn nur wenn die Parasiten schnell entfernt werden, kann die Übertragung von mitunter lebensgefährlichen Krankheitserregern verhindert werden“, sagt Jana Hoger, Fachreferentin für tierische Mitbewohner beim Tierschutzverein Peta.

Wer sich das nicht zutraut, solle in eine Tierarztpraxis gehen. Zudem empfiehlt die Expertin „eine regelmäßige Prophylaxe, die den Hund vor einem Befall und daraus resultierenden Krankheiten schützen kann.“ Hunde können ebenso wie Menschen an Borreliose und FSME erkranken. Es gibt entsprechende Präparate, die Hunde prophylaktisch schützen, darunter Sprays und Öle.

Auch frei laufende Katzen sollte man regelmäßig auf Zecken untersuchen; die vorbeugenden Hundepräparate können für sie aber gefährlich sein, warnt Peta. Am besten, Sie lassen sich hierzu von Ihrem Tierarzt oder der Tierärztin beraten.