The Ripper
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The Ripper

„Vier Tänzerinnen im Foyer: Mitglieder des Corps de ballet in Tutus unterhalten sich“ von Edgar Degas, 1872. Foto: Wha UnitedArchives/Imago Images
„Vier Tänzerinnen im Foyer: Mitglieder des Corps de ballet in Tutus unterhalten sich“ von Edgar Degas, 1872. © imago/United Archives International

Das Internet wird längst von einer KI ferngesteuert und der Maler Edgar Degas war ein blutrünstiger Frauenmörder. Die Kolumne „Times mager“.

Pssss… Sie wissen es bestimmt sowieso schon, aber so oft liest man es dann doch nicht in den Mainstream-Medien: Diese Sache mit dem „Internet“ - dass es nämlich in Wirklichkeit nur noch als eine Art Zombie existiert, weil es schon lange von einer KI und einigen Eliten übernommen wurde, die unsere Gedanken manipulieren und uns zu sinnlosem Konsum antreiben wollen – ist natürlich wahr! In der vergangenen Woche haben wir Beweise dafür gefunden.

Es schwirrte die Nachricht im Netz, dass eine Geologin und Kunsthistorikerin nun endlich das Rätsel gelöst haben wolle, welche Landschaft hinter Leonardo da Vincis berühmter „Mona Lisa“ zu sehen ist: Es sei Lecco! Eine Stadt am Comer See in Norditalien. Die Kunsthistorikerin erkannte angeblich auf dem Bild die dortige „Azzone Visconti“-Brücke aus dem 14. Jahrhundert, vor allem aber habe die grau-weiße Farbe des gemalten Gebirges verraten, dass es sich um die Kalksteinfelsen von Lecco handeln müsse. (So, und nun überlegen Sie mal, wer diese Nachricht verfasst haben könnte, wenige Wochen vor der Ferienzeit, wenn nicht das KI-Programm der italienischen Tourismusbehörde – möglicherweise in Zusammenarbeit mit der der Frankfurter Buchmesse, denn in Lecco wuchs der Schriftsteller Alessandro Manzoni auf und dort ließ er auch seinen Roman „Die Verlobten“ spielen.)

Eine weitere verdächtige Nachricht: Feministinnen hätten das Aktgemälde „Ursprung der Welt“ von Gustave Courbet im Centre Pompidou in Metz mit Farbe bemalt. „Aktivistinnen beschmieren Vulva-Gemälde mit MeToo-Schriftzug“, war im Internet zu lesen. (Klar, jetzt versucht die KI internationaler ultrakonservativer Thinktanks wieder gegen die feministische Bewegung zu agitieren – und das auf Kosten der Kunst!)

Oder diese Nachricht hier aus den Weiten des manipulierten Internets: In Madrid sei ein verschollenes Gemälde „Ecce Homo“ von Caravaggio aufgetaucht und beinahe für 1500 Euro versteigert worden, weil das Auktionshaus es falsch zugeschrieben hatte. In letzter Minute hätten die Behörden eingegriffen. (Wenn sich Behörden schon so darstellen und als Helden feiern lassen, dann wissen Sie ja, wessen KI dahintersteckt!)

Eine Nachricht ließ uns dann aber doch hoffen, dass es noch letzte Winkel des echten Internets geben könnte: Eine TikTokerin hat jetzt ihre Theorie öffentlich gemacht, dass der Maler Edgar Degas ganz sicher auch Jack the Ripper war! Degas lebte zwar in Paris, aber er besuchte öfters Freunde in London, so die TikTokerin. Ihre Theorie: Jack the Ripper wählte als Opfer womöglich Sexarbeiterinnen aus - und auch Ballerinas galten oft als „Frauen der Nacht“! Und jetzt mal ehrlich: Degas’ Kunst hatte schon immer etwas Gruseliges, oder?

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