Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel hat bei der Verabschiedung des Grünen-Politikers Jürgen Trittin eine Rede gehalten. Wer genau aufpasste, konnte Kritik an der aktuellen Unionsführung heraushören.
Dass sie diese Einladung angenommen hat, dürfte bei der Spitze ihrer eigenen Partei nicht gut angekommen sein: Schließlich lässt Friedrich Merz keine Gelegenheit aus, die Grünen als „Hauptgegner“ der Union zu bezeichnen.
Seine Vorgängerin Angela Merkel nutzte einen ihrer seltenen politischen Auftritte am Montagabend dagegen, um Jürgen Trittin zu verabschieden, der nach über 40 Jahren in der Politik Anfang des Jahres sein Bundestagsmandat niedergelegt hatte.
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Trotz kleiner Spitzen („Er hat wenig Gelegenheiten ausgelassen, mich zu kritisieren“) war Merkels Rede von großer Wertschätzung geprägt. Neben seinem Fleiß und seiner Kompetenz lobte die Ex-Kanzlerin vor allem Trittins „Fähigkeit zum Kompromiss“.
Merkel lässt Kritik an Anti-Grünen-Kurs erkennen
Diese Fähigkeit sei derzeit besonders wichtig, erklärte Merkel: „Wir alle spüren, wie verletzlich unsere Demokratie ist.” In dieser Situation sei es entscheidend, über Parteigrenzen hinweg zusammenzustehen.
„Wenn Demokraten nicht zusammenstehen, kommen Antidemokraten an die Macht“, zitierte Merkel einen Satz aus Trittins Abschiedsrede im Bundestag. „Dem kann ich nur zustimmen“, fügte sie hinzu.
Dieser Satz machte damit nicht nur deutlich, warum sie die Einladung angenommen hat, sondern ließ auch klare Kritik am Anti-Grünen-Kurs der aktuellen Unionsführung erkennen.
Trittin revanchierte sich bei Merkel
Trittin revanchierte sich mit viel Lob für Merkel. Sie habe im Syrienkonflikt „kluge Realpolitik“ gemacht und in der Flüchtlingskrise „Haltung gezeigt“, sagte Trittin. Und fügte – mit Betonung auf dem ersten Wort – hinzu: „Unseren Respekt haben Sie dafür.“
Auch er betonte, wie wichtig es sei, lagerübergreifend zusammenzuarbeiten: „Die Fähigkeit zur Kooperation zwischen Regierung und Opposition ist einer der Gründe, dass Deutschland heute in Europa als Anker der Demokratie gilt“, sagte er.
Und auch bei dem Kernthema der Grünen sei Kooperation unabdingbar, sagte Trittin vor sämtlichen Kabinettsmitgliedern seiner Partei und Kanzleramtsminister Wolfgang Schmidt: „Der Kampf gegen die Klimakrise gelingt nur in breiten Bündnissen.“ Malte Kreutzfeldt
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