16. Liese-Prokop-Memorial: Wetter als kleiner Spielverderber

Erstellt am 20. Mai 2024 | 06:00
Lesezeit: 9 Min
Leichtathletik Prokop-Memorial 2024 Strametz
Zu Beginn des 16. Liese-Prokop-Memorials war das Wette rnoch in Ordnung und Österreichs Hürdensprint-Aushängeschild Karin Strametz (Mitte) nützte die schnelle Bahn im Sportzentrum NÖ zur phantastischen Siegerzeit von 12,97 Sekunden im Finallauf.
Foto: Claus Stumpfer
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Mit dem 16. Liese-Prokop-Memorial der Sportunion im St. Pöltner Sportzentrum NÖ ging das einzige Bronzemeeting im Rahmen der fünf Austrian Top Meetings in Szene. Mit Hürdensprinter Enzo Diessl, der die EM-Norm für Rom schaffte, Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger und Hürdensprinterin Karin Strametz gab es drei österreichische Aktive am obersten Treppchen.

Am erfreulichsten verliefen aus österreichischer Sicht heuer beim Liese-Prokop-Memorial die Hürdensprints, die noch relativ zeitig und bei halbwegs sprinterfreundlichen Temperaturen in Szene gingen. Karin Strametz und Enzo Diessl machten bei dem von der einstigen Paradehürdensprinterin Beate Taylor (vormals Schrott) organisierten Meeting bei der Olympiaqualifikation einen großen Schritt nach vorne. Strametz (SU Leibnitz) erbrachte über die 100-m-Hürden, wie auch ihr Vereinskollege über die 110 Meter, eine großartige Leistungen und waren auch von der starken internationalen Konkurrenz nicht zu schlagen.

Nach ihrem Sieg beim Horst-Mandl-Memorial in der Vorwoche in Graz mit Bestleistung von 12,92 Sekunden konnte die Schrott-Nachfolgerin in St. Pölten schon im Vorlauf mit 12,98 (0,7) wieder die 13-Sekunden-Schallmauer unterbieten. Im Finale war die 26-Jährige dann noch einen Hundertstel schneller und ließ mit 12,97 (0,1) auf der neuen Bahn im Sportzentrum NÖ alle Gegnerinnen deutlich hinter sich. Eine Teilnahme in Paris wird für Strametz damit immer wahrscheinlicher, verbesserte sie ihren Punkteschnitt mit der schnellen Zeit und den 60 Bonuspunkten für den Sieg doch weiter.

Es waren zudem die zweit- und drittschnellste Zeit, welche die Steirerin je gelaufen ist und entsprechend zufrieden zeigte sie sich beim Siegerinterview: „Es war mein Ziel die 60 Punkte für den Sieg mitzunehmen und das ist aufgegangen. In Rom gut zu performen ist jetzt erst einmal mein nächstes Ziel, natürlich würde ein Traum in Erfüllung gehen, wenn ich auch bei den Olympischen Spielen dabei sein könnte.“ Und zum Meeting in St. Pölten merkte Strametz an: „In Österreich zu laufen macht immer Spaß, die Stimmung hier ist großartig und das Starterfeld sehr stark. Im ersten Lauf war ich im Mittelteil noch etwas passiv, das ist über die Hürden nicht förderlich. Im Finale habe ich nicht optimal reagiert, in Summe kann ich sicher noch schneller laufen als heute.“

Rang zwei ging mit 13,08 an U-20-Europameisterin Rosina Schneider (GER). Stark in dieser Disziplin lief auch Nachwuchshoffnung Iman Roka (ATSV OMV Auersthal – Athletics 22) , die im Vorlauf mit 13,88 (0,0) das geforderte Limit für die U-20-WM von 14,20 erbringen konnte.

EM-Limit durch Diessl als frühes Meeting-Highlight

Wenig später doppelte Enzo Diessl für die Hürden-Hochburg SU Leibnitz nach und lief schon im Vorlauf bei gültigem Rückenwind von 1,9 m/s mit 13,46 genau das geforderte Limit für die EM. Er ist damit als siebenter ÖLV-Athlet fix in Rom mit dabei. Der 19-Jährige unterbot auch den österreichischen U-23-Rekord von Elmar Lichtenegger aus dem Jahr 1996 um 17 Hundertstel. Im Finale konnte sich der amtierende U-20-Europameister dann den Tagessieg und 60 Zusatzpunkte mit 13,55 (-0,1) sichern. Der Steirer verwies damit starke Leute wie Mikdat Sevler (TUR), der ebenfalls schon für die EM qualifiziert ist und auf 13,71 kam, hinter sich. Mit diesen Ergebnissen wird sich der Leibnitzer in der Weltrangliste voraussichtlich unter die Top-40, die in Paris mit dabei wären, schieben und das gleich in seinem allerersten Jahr in der allgemeinen Klasse.

„Ich bin einfach happy, dass es mit dem EM-Limit heute geklappt hat. Die beiden Läufe zuletzt mit zu viel Rückenwind waren zwar toll, aber man will die Zeit halt gültig laufen. Nach dem Vorlauf hat die Spannung ziemlich nachgelassen, da war es schwierig, sich fürs Finale wieder aufzubauen. Aber ich bin froh heute erstmals zwei Läufe über die Männerhürden an einem Tag absolviert zu haben.“

Weißhaidinger knackt mit toller Steigerung fast seinen Stadionrekord

Nach dem Saisoneinstieg beim Diamond-League-Meeting in Doha (QAT) absolvierte Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger (ÖTB-OÖ LA) seinen ersten Start in diesem Jahr in der Heimat. Er stieg gleich mit guten 64,56 Metern in den Wettkampf ein und steigerte sich im dritten Versuch auf 65,32.

Es folgten zwei ungültige Versuche für den Oberösterreicher, aber im letzten Durchgang ließ er den Diskus richtig fliegen, schleuderte das zwei Kilogramm schwere Wurfgerät auf 67,38. Das bedeutete für den Olympia-Bronzemedaillengewinner nicht nur eine Steigerung der Saisonbestleistung um mehr als zwei Meter, er kam auch knapp an seinen eigenen Stadionrekord heran, der bei 67,76 steht und bei optimalen Bedingungen aufgestellt wurde. Der 32-Jährige war bei nur 14 Grad auch der einzige Athlet, der die 60 Meter übertraf. Zweiter wurde der Japaner Masateru Yugami mit 59,61.

Der letzte Wurf sei ganz wichtig für den Kopf gewesen, meinte Weißheidinger. „Die neue Technik ist noch nicht so stabil, kann sie nach so wenigen Wettkampfwürfen auch noch nicht sein. Ich habe mit meinem Trainer Gregor Högler vor dem fünften Wurf noch ein wenig umgestellt, der ist zwar total misslungen, aber dann habe ich gewusst, was ich machen muss“, will Weißheidinger auf der Leistung in St. Pölten aufbauen, Entsprechend selbstbewusst reiste er zum Diamond-League-Meeting nach Marrakesch weiter, wo ihn dann aber am Sonntag eine Magenverstimmung etwas beeinträchtigt hat. Im elfköpfigen Feld wurde er mit 64,44 nur Achter. Es siegte Weltrekordler Mykolas Alekna (LIT) mit 70,70 vor dem Australier Matthew Denny (67,74) und dem schwedischen Weltmeister Daniel Stahl (67,49). Mit der Leistung von St. Pölten hätte es also zum vierten Platz gereicht. Dabei waren die windstillen Verhältnisse in St. Pölten für die Diskuswerfer nicht einfach.

Kingley im Dreisprung stark, sonst wenig ÖLV-Highlights

Weiter im Rennen um einen EM-Startplatz ist Endiorass Kingley. Der Dreispringer von der TGW Zehnkampf Union zeigte eine konstant gute Serie von fünf Sprüngen nahe an die 16-m-Marke. 15,96 (-1,2) war der Bestwert des jungen Oberösterreichers. Mit Rang drei gab es auch 45 Bonuspunkte fürs World Ranking, die Chance auf einen Start in Rom lebt also für ihn weiter. Thomas Veszelka (SVK) war der Stärkste, er setzte 16,39 (1,4) in die Sandgrube.

Caroline Bredlinger (LT Bgld Eisenstadt) konnte über 800 Meter mit Rang zwei ihre Saisonbestleistung zwar auf 2:04,89 Minuten steigern, war aber mit dem Rennen nicht zufrieden. Der Sieg ging in 2:04,71 an Mitfavoritin Nina Vukovic (CRO), welche die burgenländische Mittelstrecklerin auf den letzten Metern knapp auf Distanz halten konnte. Sandra Schauer (Union St. Pölten) erzielte mit 2:09,65 neue persönliche Bestzeit, hatte aber mit der Entscheidung nichts zu tun.

Im Hochsprung der Männer konnte sich Lionel-Afan Strasser (ATSV OMV Auersthal – Athletics 22) auf 2,08 Meter steigern und belegte damit Rang drei. Der Beste in dieser Disziplin war Daniel Jankovics (HUN) mit 2,14.

In Abwesenheit von Favoritin Victoria Hudson war wie erwartet Annabella Bogdan (HUN) die Stärkste im Speerwurf der Frauen, sie verwies mit 56,64 Metern Gedly Tugi (EST), die das 600-Gramm-Gerät auf 56,13 warf, auf Rang zwei.

Athleten der Union St. Pölten bei Heimspiel unter den Erwartungen

Im 100-m-Sprint der Männer hatte Markus Fuchs (Union St.Pölten) im Sportzentrum NÖ letztes Jahr den ÖLV-Uraltrekord von Andreas Berger gebrochen. Heuer bei Windstille und nur noch 14 Grad nach 19 Uhr im Stadion war eine Wiederholung dieser Leistung nicht ganz möglich. Im Vorlauf blieb die Uhr für den Brunner nach 10,29 Sekunden stehen. Im Finale ging's dann schneller, der Hallen-WM-Finalist musste in 10,23 (0,5) nur Coby Hilton (USA) den Vortritt lassen. Die Nummer 20 der USA und schnellster Weißer unter den US-Sprintern, war bei seinem ersten Rennen in Europa um sieben Hundertstel schneller. Ex-Halleneuropameister Jan Volko (SVK) wurde in 10,44 nur Fünfter.

Markus Fuchs zeigte sich durchaus zufrieden, bei so kühlem Wetter diese Zeit geschafft zu haben. „Da muss man erst einmal so schnell rennen! Im Finale ist mir dann auch die linke Wade etwas zugegangen und ganz ehrlich, ein bisserl besser hat mir auch die alte Laufbahn getaugt. Die war nach dreißig Jahren knallhart und das liegt mir. Aber die neue ist dieselbe Bahn, wie wir sie jetzt auch bei der EM in Rom vorfinden werden, und damit passt das schon sehr gut!“ Dass er noch nicht ganz dort ist, wo er im Vorjahr in St. Pölten stand, weiß Fuchs selbst auch, da fand das Meeting aber auch erst im Juni statt. „Am Anfang der Saison brauche ich immer ein paar Rennen, um richtig reinzukommen. Noch läuft's nicht ganz rund, aber ich bin definitiv auf einem guten Weg. Es war wieder ein super Meeting mit einem tollen Startfeld. Es macht immer richtig Spaß hier zu laufen.“

Nicht die erwartete Zeit wurde es auch für die St. Veiterin Lena Pressler über ihre Paradestrecke, die 400-m-Hürden. Die ÖLV-Rekordlerin über die Stadionrunde blieb mit 58,28 deutlich über ihrer Saisonbestleistung und belegte nur Rang sieben, was ihr am Weg nach Paris natürlich keine Verbesserung gebracht hat. Der Sieg ging überraschend an Sara Mato (HUN), die mit der Siegerzeit von 56,25 ihre persönliche Bestzeit deutlich steigern konnte. Die frischen Temperaturen am Ende des Meetings haben also trotzdem Spitzenleistungen ermöglicht. Es war aber einfach nicht der Tag von Pressler, die schon davon ausgegangen ist, ihre Zeit von Graz weiter steigern zu können. „Aber ich bin schon zur ersten Hürde nicht gut hingekommen und habe dann etwas zu stark aufs Tempo gedrückt. So musste ich sogar einmal zum falschen Zeitpunkt den Rhythmus wechseln und am Ende ging dann gar nichts mehr. Aber ich werde weiterkämpfen“, verspricht sie und bleibt optimistisch: „Beim nächsten Mal klappt's sicher wieder besser.“

Über die 400-m- Hürden steigerte Presslers Trainingskollege Leo Köhldorfer (ULC Linz Oberbank) seine Saisonbestleistung als Fünfter auf 50,96. Keinen optimalen Lauf erwischte Niklas Strohmayer-Dangl (Leichtathletik Akademie Eisenstadt), dem es in der Zielkurve wie er danach sagte „den Stecker zog“. Er kam nach 51,45 als Sechster ins Ziel. Der Sieg ging wie erwartet an den slowenischen Shooting-Start dieser Disziplin. Der erst 20-jährige Matic Ian Gucek gewann mit 48,93.

Im 100-m-Bewerb der Frauen wollte Magdalena Lindner ihren Startplatz bei der EM in Rom absichern. Leider setzte aber genau bei ihrem Finallauf Regen ein. Keine perfekten Bedingungen für die Sprinterinnen. So wurde es für die Kremserin mit 11,72 (0,0) nur Platz vier, womit sie überhaupt nicht zufrieden war. „Das Positive heute war, dass ich in beiden Läufen gut weggekommen bin, in stark besetzten Feldern ist das bei mir nicht immer der Fall“, analysierte Unfried-Schützling Lindner. „Leider verliere ich während des Laufes immer wieder die Position und bekomme die Knie nicht hoch, so können natürlich keine schnelle Zeit rauskommen. Mit 11,70er-Zeiten bin ich definitiv nicht zufrieden.“

Der Sieg ging wie erwartet an 4x100-m-Staffel-Europameisterin Alexandra Burghardt (GER), die 11,40 benötigte. Sie erklärte einmal mehr ihre große Liebe zum Meeting in St. Pölten. „Auch wenn das Wetter heuer nicht so toll war wie in den letzten Jahren, komme ich nächstes Jahr sicher wieder“, versprach das sympathische 29-jährige Multitalent aus Bayern, das im Winter auch als Bobanschieberin tätig ist und mittlerweile auch in St. Pölten eine große Fangemeinde hat.

Der letzte Bewerb des Tages, der Weitsprung der Frauen, wurde eine Beute von Diana Lesti (HUN), die sich in einem spannenden Wettkampf mit 6,27 Metern (1,1) nur um zwei Zentimeter gegen Pauline Hondema (NED) durchsetzen konnte. Ingeborg Grünwald (Union Salzburg LA) wurde mit Respektabstand und erzielten 5,93 (0,0) Dritte. Die 18-jährige Lokalmatadorin Moyo Bardi, die eine persönliche Bestleistung von 5,83 vorzuweisen hat, schaffte es mit 5,69 zwar ins Finale und belegte am Ende Rang sieben, war aber nicht ganz zufrieden. „Natürlich habe ich ein bisschen mit den sechs Metern geliebäugelt, wäre aber auch mit 5,90 bei optimalen Bedingungen zufrieden gewesen. Aber bei eingeschlafenem Wind, nassem Anlauf und 14 Grad muss ich auch die 5,69 nehmen“, meinte sie.

Auch für Beate Taylor war als Organisatoren das Wetter ein kleiner Wermutstropfen. „Wir haben alles menschenmögliche getan, um den Aktiven mit diesem Bronzeturnier beste Rahmenbedingungen zu schaffen, um ihre Chancen für die Olympiaqualifikation zu verbessern, aber dann ist ausgerechnet am Wettkampftag das schlechteste Wetter in der ganzen Woche“, bedauerte sie.