Das Mädchen, das in der Metro las von C. Féret-Fleury

Rezension: Das Mädchen, das in der Metro las von Christine Féret-Fleury

Das Mädchen, das in der Metro las von Christine Féret-Fleury ist ein relativer kurzer Roman über Bücher und Bücherkuriere.

Juliette ist ein netter und ruhiger Charakter, der mir aber über die ganze Handlung hinweg ziemlich fremd blieb. Ich hatte nicht das Gefühl, dass die Figur Träume und Wünsche hat und man tiefe Einblicke in ihr Inneres erhält, was vielleicht einfach daran lag, dass die Figur gar nicht so angelegt war, dass sie sich ihre eigenen Wünsche klar macht. So hatte ich Probleme mit Juliette mit zu fiebern und mich an ihrer Entwicklung zu erfreuen.

Hinzu kam, dass ich bei der Handlung das Gefühl hatte, dass es sich erst um einen ersten Teil handelte. Mich hätte es nicht gewundert, wenn nach den knapp 180 Seiten noch Teil 2 mit der eigentlichen Handlung begonnen hätte, weil der Roman die ganze Zeit nur eine Art Ist-Situation beschrieben hat, die offenbar der Entwicklung bedarf. Wie Juliettes Leben genau weitergeht, erfährt man im Roman allerdings nicht. Das hat mir ein bisschen gefehlt.

Die Idee, dass es Menschen gibt, die andere Menschen in ihrem Umfeld beobachten und ihnen dann das perfekt zu ihnen passende Buch schenken, ein Buch, das dafür sorgt, dass es ihnen besser geht, sie sich weiterentwickeln können, hat mir sehr gut gefallen. Solche Bücherkuriere fände ich unglaublich spannend und ich kann mir vorstellen, dass ein solcher „Job“ oder Hobby für viele Literaturbegeisterte spannend wäre. Leider wurde mir das zu oberflächlich thematisiert. Wie finden Bücherkuriere ihre Klienten? Wonach wählen sie sie aus? Wonach werden die Bücher ausgewählt? Was geschieht mit Büchern, die man nicht „unter die Leute bringen“ kann? Das waren alles Fragen, auf die mir die Antworten fehlten und die man hätte beantworten können, wenn man das Konzept noch etwas ausführlicher beschrieben hätte oder wir Juliette oder einen der anderen Bücherkuriere mal verfolgen hätten dürfen.

Ich will nicht zu viel von der Handlung verraten, aber es gab auch noch weitere logische Inkonsistenzen über die ich mich gewundert habe.

Kritik kann ich daran kaum üben, aber aufgefallen ist er mir eben dennoch: Der Roman arbeitet mit sehr vielen Anspielungen und Verweisen auf die französische Literatur. Da ich mich darin nur oberflächlich auskenne, hat mir nur ein sehr kleiner Bruchteil der erwähnten Werke und Autor:innen etwas gesagt, was ich sehr schade fand. Wer sich gut mit französischer Literatur auskennt, wird mit diesen ganzen Verweisen sicherlich deutlich mehr Freude haben. Und eventuell noch versteckte Nuancen erkennen, die mir entgangen sind (wenn beispielsweise der Inhalt eines Romans besonders gut zu einer Figur oder zu einer Situation passt, entgeht einem dies ja, wenn man den Roman nicht kennt).

Insgesamt hat mir Das Mädchen, das in der Metro las von Christine Féret-Fleury recht gut gefallen und ich kann mir auf jeden Fall vorstellen den Roman noch einmal zu lesen, um noch mehr von den Verweisen auf die literarischen Werke mitnehmen zu können.

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