Die Jury beim Eurovision-Wettbewerb ESC vergab kaum einen Punkt an die israelische Sängerin, zeitweise lag sie auf dem letzten Platz. Aber die Mehrheit der Zuschauer setzte ein starkes Zeichen.
Lauter Hass gegen Israel auf den Straßen von Malmö in Schweden. Buhrufe gegen die israelische Sängerin in der Halle. Eden Golan musste ihr Lied umschreiben, durfte die Trauer um die am 7. Oktober bestialisch ermordeten Landsleute nicht artikulieren. Für mich war das übrigens der größte Skandal: Dass bei einem Musikwettbewerb Trauer für Menschen, die erst vor sieben Monaten auf einem Musikfestival bestialisch ermordet wurden, zensiert wurde. Angeblich, weil Politik hier keinen Platz hat. Ist Trauer und Empathie für geschundene Menschen Politik, aber das demonstrative Zurschaustellen der „woken“ Gesinnung keine?
Beim ESC war die Anti-Israel-Haltung überall
Künstler aus Ländern wie Griechenland und den Niederlanden zeigten offen ihre Verachtung für die Sängerin aus Israel. Das belgische Fernsehen blendete Protesttafeln gegen Israel ein. Eine Punkte-Ansagerin im Halbfinale zeigte ihren Abscheu vor Israel indem sie sich weigerte das Wort Israel überhaupt auszusprechen.
Zum Autor
Dr. Rainer Zitelmann ist promovierter Historiker und Soziologe. Er hat 25 Bücher geschrieben und herausgegeben, u.a.
Aber dann geschieht etwas Tolles: Die Mehrheit der Zuschauer lässt sich nicht beeindrucken. Sie stimmt für die israelische Sängerin – sei es aus Sympathie für Israel oder einfach, weil sie ihre Musik mögen und sich nicht von politischen Ideologien leiten lassen. Ginge es nur nach den Zuschauern, wäre Israel auf einem großartigen zweiten Platz gelandet – die Jury dagegen sah Israel gerade mal auf Platz 12. Wäre es nur nach den Zuschauern gegangen, wäre die Schweiz nicht Sieger geworden. Durch die im Vergleich zu den Zuschauern negativere Bewertung der Jury kam Israel in der Gesamtwertung nur auf Platz 5.
Die schweigende Mehrheit hatte eine Möglichkeit, sich zu artikulieren. Leider muss man feststellen, dass Künstler – ebenso wie Intellektuelle – selten richtig liegen, wenn sie sich politisch äußern. „Im Zweifel links“ ist das Motto nicht nur in Hollywood, sondern überall im streng links-konformistischen „Kulturbetrieb“.
Die schrille linke Minderheit
Und links sein heißt heute eben auch, der „woken“, „postkolonialistischen“ Ideologie anzuhängen, für die Israel die Inkarnation von Kolonialismus und Kapitalismus ist. Wir haben das bereits in Berlin bei der „Berlinale“ und in Kassel bei der „documenta“ gesehen. Historisch gesehen traten Antisemitismus und Antikapitalismus oft gemeinsam auf – vom Sozialist Eugen Dühring bis zum Nationalsozialisten Adolf Hitler. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass heute an den linken Universitäten in der westlichen Welt, die Hochburgen des Antikapitalismus sind, auch Israelhass zum guten Ton gehört.
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Aber es ist eben eine kleine Minderheit, die in den Medien sehr stark wahrgenommen wird, weil viele Medienleute selbst links sind. Und weil diese Minderheit schrill, laut und aggressiv ist. Während die Mehrheit schweigt. Nur bei wenigen Gelegenheiten sieht man dann, dass die Mehrheit sich nicht von der Ideologie dieser „woken“ Mehrheit beeindrucken lässt. Die Mehrheit gendert nicht und ist davon genervt. Die Mehrheit hat noch nie die weltfremden Multi-Kulti-Ideologien geteilt.
Das Zeichen der Mehrheit macht Mut
Die Mehrheit beurteilt eine israelische Sängerin nach ihrer musikalischen Leistung. Ja, die Mehrheit hat keineswegs immer Recht. Manchmal liegt sie schrecklich daneben. Auch dafür gibt es heute wie in der Geschichte viele Beispiele. Aber die Abstimmung beim Eurovision-Wettbewerb macht Mut. Die Mehrheit will nichts zu tun haben mit den von Greta Thunberg angeführten linken Israel-Hassern. Das macht Mut in einer schlimmen Zeit, in der sich Juden in vielen Stadtteilen nicht mehr trauen, mit Kippa auf die Straße zu gehen und Juden von linken „Aktivisten“ der Einlass zu Universitäten verweigert wird.