Eine Predigt, gehalten zum Vereinstag 2024 in Templin.

Liebe Schwestern und Brüder, teure Templiner und verehrte Gäste.

Heute möchte ich euch um etwas bitten, was wohl niemand von mir erwartet hätte. Ja, der Eine oder die Andere mögen sich sogar fragen „Das kann der doch nicht ernst meinen“.
Und doch hat es seinen guten Grund, wenn ich euch jetzt alle bitte:

Rettet die Kirchen!

Doch, das ist ernst gemeint, sehr ernst sogar.
Lasst mich erklären, warum ich das denke.

Erinnern wir uns daran, warum sich das Fliegende Spaghettimonster unserem Propheten Bobby offenbarte. Christliche Fundamentalisten hatten in Kansas durchgesetzt, dass im Biologieunterricht gleichberechtigt zu Darwins Evolutionstheorie die Genesis der Bibel gelehrt wurde.
Das war dem Monster dann doch zu viel. Wenn der alte Jahwezausel im Biounterricht vorkam, wollte Es das auch.

Ihr erkennt: Ohne den christlichen Fundamentalismus hätte sich das Monster wohl nicht offenbart. Schon die Entstehung des Pastafaritums ist also eng mit dem Christentum verknüpft. Wenn wir das noch größer sehen, mit den Abrahamiten allgemein, also auch mit dem Judentum und dem Islam.

Denken wir auch an unseren Beginn in Deutschland. Am Anfang gab es ein paar versprengte Pastafari ohne jeden Zusammenhalt. Dann verabredeten sich 9 von ihnen und gründeten im Jahr 2006 unsere Kirche.
Langsam, sehr langsam, wuchs unsere kleine Gemeinschaft.

Das änderte sich schlagartig, als wir unsere Nudelmessenhinweisschilder genehmigt bekamen. Nun hätten die anderen Templiner Kirchen das einfach hinnehmen können. Es hätte ein paar Lokalnachrichten gegeben, dann hätte niemand mehr über diese Schilder gesprochen.

Doch die Kirchen haben anders reagiert. Sie protestierten heftig, brachten die Sache vor die Behörden. Selbst im Landtag von Brandenburg wurde deshalb über uns berichtet. Nun nahmen auch große Zeitungen das Thema wahr und letztlich sogar internationale. Immer wieder waren wir in den Medien und jedesmal stieg dann die Zahl unserer Kirchenmitglieder. Anfang dieses Jahres konnten wir das 701. zahlende Mitglied im Verein begrüßen.
Das ist ein Zuwachs von knapp 7700%, also eine durchschnittliche jährliche Erhöhung um 450% was uns zweifellos zur am schnellsten wachsenden Religion der Welt macht.

Auch das haben wir nur den Kirchen zu verdanken.
Ihr seht, wir haben allen Grund uns nun zu revanchieren.

Ihr denkt jetzt vielleicht, den Kirchen geht es doch gut.

-Jedes Jahr bekommen sie Milliarden vom Staat,
– Sie sind der größte private Grundbesitzer Deutschlands, aber brauchen keine Grundsteuer zahlen
– sie können sorglos vor Folgekosten vor Gericht ziehen, denn Gerichtskosten gibt es für sie auch nicht
– sie haben ihr eigenes Arbeitsrecht, in dem sie Nichtchristen offen diskriminieren dürfen
– es gibt eine Zwangsmitgliedschaft durch Taufe
und die Mitgliedsbeiträge zieht dann auch noch das Finanzamt ein.

Sollten da nicht eher die Kirchen uns unterstützen?
Nein, liebe Brüder und Schwestern, denn an einem wesentlichen Punkt sind wir klar im Vorteil. Wir wachsen, den Kirchen laufen die Mitglieder in Scharen davon.

Eine Befragung der Bertelsmannstiftung unter Kirchenmitgliedern hat ergeben, dass der Mitgliederverlust noch schneller gehen wird, als bisher prognostiziert. Die Stiftung hat den Schluss gezogen:

“Diese Perspektive stellt das historisch gewachsene Selbstverständnis der Kirchen auf den Kopf. Die Kirchen kommen angesichts dessen nicht umhin, heute ihre besondere gesellschaftliche Rolle kritisch zu reflektieren und sich in einer zunehmend pluralen Gesellschaft neu zu verorten.“

Genau darum, liebe Gemeinde, geht es, wenn ich euch gebeten habe, den Kirchen zu helfen. Die Austritte erfolgen nicht nur wegen der Missbrauchsskandale oder der Kirchensteuer, die Menschen wenden sich einfach auch immer mehr vom Aberglauben ab. Religion verliert grundsätzlich an Bedeutung.

Spätestens 2025 wird der Anteil der Konfessionslosen in Deutschland höher sein als der der Konfessionellen. Manche Prognosen sehen das schon für dieses Jahr. Damit werden grundsätzliche Fragen auf die Kirchen zu kommen. Fragen wie: Ist nun überhaupt noch der Status als Körperschaft des Öffentlichen Rechts für die Kirchen gerechtfertigt?

Hier nun kommen wir ins Spiel. Zeigen wir den Kirchen, wie effektiv man als Verein arbeiten kann. Machen wir ihnen klar, so werden demokratische Prinzipien viel besser durchgesetzt. Machen wir ihnen eine Zukunft als Verein vorstellbar. Da bieten sich viele Möglichkeiten, als Kulturverein, als Traditionsverein, als Trachtenverein und vieles mehr.

Ja, sie müssten auf ihre Privilegien verzichten und sie müssten, wie wir, auch ihre Finanzen und deren Verwendung regelmäßig beim Finanzamt offen legen.
Aber sie haben auch viel zu gewinnen. Nun könnten auch endlich sie am Tag der Vereine teilnehmen.

I have a dream!

dass eines Tages sich zum Vereinstag die Templiner Baptisten, Katholiken, Evangelen und wir erheben, um gemeinsam in einer ökumenischen Messe unsere Religionsparodien zu feiern.

Was für ein wunderschöner Traum und ich bitte euch, helft mit, dass er Wahrheit wird.
Ramen