Die Katholische Kindertagesstätte "Arche Noah" in Simmerath praktiziert seit Jahresbeginn das Prinzip der offenen Arbeit. | Aachener Zeitung
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SimmerathKindertagesstätte

Die „Arche Noah“ in neuen Gewässern

Die Katholische Kindertagesstätte in Simmerath praktiziert seit Jahresbeginn das Prinzip der offenen Arbeit. Das Echo der Kinder und Eltern ist positiv.

Jedes einzelne Kind wird morgens an der Rezeption willkommen geheißen, wo es ein kleines Magnet mit seinem Portrait vom großen Haus (symbolhaft für das Zuhause) auf die große Holzarche schiebt. Auch das „Eltern-Echo“ ist hier erwünscht.
Jedes einzelne Kind wird morgens an der Rezeption willkommen geheißen, wo es ein kleines Magnet mit seinem Portrait vom großen Haus (symbolhaft für das Zuhause) auf die große Holzarche schiebt. Auch das „Eltern-Echo“ ist hier erwünscht. Foto: Heiner Schepp

Eine Rezeption zur allmorgendlichen Begrüßung, ein gesundes Frühstücksbuffet sowie Spielen und Lernen nach Lust und Laune: In der Katholischen Kindertagesstätte „Arche Noah“ in Simmerath hat die Zukunft der ersten Stufe unseres Bildungssystems bereits begonnen. Seit Jahresbeginn wird in der Tageseinrichtung an der Schmiedstraße, im Herzen von Simmerath, das Prinzip der offenen Arbeit praktiziert und gelebt. „Wir haben uns schon vor fünf Jahren erstmals und seit etwa zwei Jahren intensiv mit der offenen Arbeit beschäftigt“, berichtet Heike Junker, seit vergangenem Jahr Leiterin der Einrichtung. Doch was bedeutet „offene Arbeit“ in der täglichen Praxis?

2009 gegründet

Die Profinos gGmbH wurde 2009 als gemeinnütziger Träger katholischer Tageseinrichtungen für Kinder in den Regionen Düren und Eifel von den Kirchengemeinden aus beiden Regionen als Trägerverbund gegründet. Aktuell werden laut Geschäftsführer Thomas Pick an 40 Standorten in den Kreisen Euskirchen und Düren und in der Städteregion Aachen rund 2400 Kinder von insgesamt 750 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreut.

In den Profinos-Kindertageseinrichtungen, so auch in Simmerath, wird mehr und mehr das Prinzip der offenen Arbeit mit den Kindern gelebt. Dieses Konzept basiert insbesondere auf der grundlegenden Haltung, die pädagogische Arbeit an den Interessen und Bedürfnissen der Kinder zu orientieren, wie es auf der Internetseite des Trägers heißt. „Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedeutet dies Loslassen von bestehenden Strukturen und eine Umstrukturierung der bisherigen Arbeit. Die kindliche Selbstbestimmung wird gefördert und das Streben nach Eigenverantwortung unterstützt“, erläutert Heike Junker.

Die kindliche Selbstbestimmung wird gefördert und das Streben nach Eigenverantwortung unterstützt.

Heike Junker
Leiterin Kita „Arche Noah“ Simmerath

Der größte Unterschied zur bisher gebräuchlichen Praxis besteht darin, dass die Arbeit mit festen Kindergartengruppen zunehmend gelockert und durch übergreifende, kindorientierte Arbeit in Funktionsräumen und Spielgruppen, die die Kinder frei wählen können, ersetzt wird. „Die Erzieherinnen und Erzieher bieten Projekte entsprechend der Wünsche und Beobachtungen der Kinder an und binden diese nach Möglichkeit in die Planung und Gestaltung dieser ein“, sagt die Simmerather Kitaleiterin. Dadurch sei die Motivation und Lernfreude der Kinder als wichtigste Voraussetzung für nachhaltiges Lernen garantiert, sagt Heike Junker.

Stolz ist man in Simmerath auf die neue Bibliothek, wo mit Hilfe von Sponsoren ein gemütlicher Raum mit vielen Büchern, Medien und musischen Angeboten entstanden ist. 
Stolz ist man in Simmerath auf die neue Bibliothek, wo mit Hilfe von Sponsoren ein gemütlicher Raum mit vielen Büchern, Medien und musischen Angeboten entstanden ist.  Foto: Heiner Schepp

Die pädagogische Arbeit verändere sich in diesem Konzept, sei aber keineswegs weniger wichtig und intensiv als bisher. „In diesem Rahmen verstehen die Mitarbeitenden ihre Funktion als eine begleitende, beratende und unterstützende. Sie geben geeignete Strukturen vor, in denen sich die Kinder frei und selbstbestimmt bewegen können. Dadurch wird die natürliche Anlage des Kindes, lernen zu wollen, positiv und ohne Druck unterstützt. Die Kinder können sich in der vorbereiteten Umgebung frei entwickeln und dabei angemessen in den nächsten Entwicklungsaufgaben begleitet werden“, erklärt Junker.

Rezeption und Elternfeedback

Wie sieht das in (oder auf) der „Arche Noah“ in Simmerath in der täglichen Praxis aus? Jedes einzelne Kind wird morgens freundlich an der Rezeption willkommen geheißen, wo es einen kleinen Magneten mit seinem Porträt vom großen Haus (symbolhaft für das Zuhause) auf die große Holzarche schiebt. Während das Kind in die Garderobe und anschließend in die Stammgruppe entschwindet, bleibt für die Eltern noch Zeit für einen kurzen Austausch an der Rezeption oder auch für ein „Elternfeedback“, beispielsweise zum Essen oder anderen Abläufen in der Kita.

Denn zum neuen Konzept gehört neben dem Mittagessen für die 35- und 45-Stunden-Kinder auch ein gesundes und reichhaltiges Frühstücksbuffet im kitaeigenen Bistro für alle 75 Kinder. „Das Frühstück wird frisch von einer eigens engagierten Bistro-Kraft für unsere drei älteren Gruppen zubereitet. Dies sind die Vorschulkinder der Pinguingruppe sowie die Drei- bis Fünfjährigen der Papageien- und der Delfingruppe“, erzählt Heike Junker. Ein eigenes, kleineres, aber nicht weniger reichhaltiges Frühstück haben die kleinen Schmetterlinge im Obergeschoss, das sind 19 Kinder im Alter von einem Jahr bis drei Jahre. Aufgenommen werden in Simmerath bereits Kinder ab vier Monaten.

Stets gut genutzt ist das sogenannte Atelier, ein Kreativbereich mit Angeboten zum Malen, Basteln und Experimentieren. 
Stets gut genutzt ist das sogenannte Atelier, ein Kreativbereich mit Angeboten zum Malen, Basteln und Experimentieren.  Foto: Heiner Schepp

Für die Kinder beginnen die meisten Tage mit dem Morgenkreis in der Stammgruppe, zweimal in der Woche sitzen die drei Ü3-Gruppen im Gesamtmorgenkreis zusammen. Im Morgenkreis werden neben anderen Ritualen die Angebote des Tages vorgestellt, so auch der Waldtag, zu dem die Kinder dienstags und donnerstags mit den Erzieherinnen und Erziehern aufbrechen – bei jedem Wetter. Kinder, die nicht mit in den Wald gehen oder auf dem großzügigen Außengelände spielen möchten, finden dann gruppenübergreifend ein buntes Angebot, aus dem sie sich ganz nach ihren persönlichen Bedürfnissen das an diesem Tag passendste heraussuchen dürfen. Ab 9.30 Uhr, also nach dem Morgenkreis, öffnen dann die Funktionsräume für alle Kinder.

Stets gut frequentiert ist das sogenannte Atelier, ein Kreativbereich mit Angeboten zum Malen, Basteln und Experimentieren. Andere Kinder zieht es in den Konstruktionsraum, wo mit Lego, Kapla und Co. tolle Sachen entstehen, in den Rollenspiel-Bereich mit Eisdiele, Kaufladen, Puppenbühne oder Kinderküche oder in die Turnhalle, wo stets eine Bewegungslandschaft aufgebaut ist. Die „Arche Noah“ ist als Bewegungs-Kita wie auch als Nationalpark-Kita offiziell zertifiziert und setzt auch einen Schwerpunkt im Bereich Inklusion.

Besonders stolz ist man in Simmerath auf die neue Bibliothek, wo mit Hilfe großzügiger, ortsansässiger Sponsoren und in Kooperation mit der Gemeindebücherei ein gemütlicher, gut ausgestatteter Raum mit vielen Büchern, Medien und musischen Angeboten entstanden ist. „Auch unser Förderverein hat sich hier wirklich großartig eingebracht“, ist Heike Junker dankbar für die Unterstützung.

Die Anschaffung von weiterem Bildungsmaterial ermöglicht ein Spendenlauf, den die „Arche Noah“ Ende April organisierte.
Die Anschaffung von weiterem Bildungsmaterial ermöglicht ein Spendenlauf, den die „Arche Noah“ Ende April organisierte. Foto: Heiner Schepp

Die Anschaffung von weiterem Bildungsmaterial ermöglicht derweil der Spendenlauf, den die „Arche Noah“ Ende April im Rahmen eines großen Kindergartenfestes in der Sporthalle der Sekundarschule organisiert hatte. In ihren neuen, ebenfalls gestifteten und knallorangen „Arche-Noah-Shirts” drehten schon die Kleinsten Runde um Runde und sammelten so fleißig Spenden für die gute Sache. „Sage und schreibe über 4000 Euro sind zusammengekommen“, verriet Heike Junker nun unserer Zeitung. Von Teamgeist und Ausdauer der kleinen und großen Läufer war auch Peter Borsdorf von Running for Kids hellauf begeistert. Er war als Zuschauer gekommen und überbrachte ebenfalls eine Spende für den Kauf von Bilderbüchern und anderen Bildungsmaterialien.

Die Leiterin und ihre aktuell 22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (inklusive Auszubildende, exklusive Küchenkräfte und Inklusionsassistenzen) sehen nun mit Spannung dem neuen Kindergartenjahr, dem dann ersten im neuen offenen Konzept, entgegen. Das Echo der Eltern, denen im Februar an eigens dafür geplanten Infoabenden das Konzept vorgestellt wurde, sei jedenfalls sehr positiv, berichtet Heike Junker: „Unsere Eltern tragen die Begeisterung mit, haben fleißig mit angepackt, uns beim Spendenlauf kräftig unterstützt und viele sehr schöne Feedbacks gegeben. Dies bestätigt uns auf unserem Weg und lässt uns positiv nach vorne blicken.“

Profinos übernimmt Kitas in Lammersdorf und Rollesbroich

Der katholische Kirchengemeindeverband Simmerath führt und trägt bislang die katholischen Tageseinrichtungen St. Johannes der Täufer Lammersdorf und Helena Stollenwerk Rollesbroich. Die Einrichtungen waren bis zur Gründung des Kirchengemeindeverbandes in Trägerschaft der Kirchengemeinden Lammersdorf und Rollesbroich.

„Die stetig gestiegenen Anforderungen an die Trägerschaft und veränderte personelle Ressourcen haben die Verantwortlichen der GdG jedoch nun dazu bewegt, die Tageseinrichtungen zum 1. August 2024 an die Profinos gGmbH zu übertragen“, berichtet der Vorsitzende des Kirchengemeindeverbandes, Pfarrer Michael Stoffels. Die Betriebsübergabe an Profinos stelle „weiterhin sicher, dass die Einrichtungen ein katholisches Profil behalten und ein wichtiger Bestandteil der GdG Selige Helena Stollenwerk bleiben“, betonen Pfarrer Michael Stoffels und Geschäftsführer Thomas Pick in einer Pressemitteilung.

Profinos sei verpflichtet, die vom Bistum Aachen vorgegebenen pastoralen Rahmenbedingungen einzuhalten, heißt es da. „Profinos und das Pastoralteam der GdG Selige Helena Stollenwerk werden beide eine enge inhaltliche Zusammenarbeit suchen. Diese Zusammenarbeit wird von beiden Partnern aktiv gestaltet“, kündigten Stoffels und Pick an.