Bevenser Tierfotograf hält ungleichen Zweikampf fest
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Kraniche verteidigen ihr Küken: Bevenser Tierfotograf Jürgen Tietz hält Kampf zwischen Großvogel und Waschbär fest

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Zweikampf zwischen Kranich und Waschbär.
Der Kranich treibt den Waschbär, der es auf das letzte Küken abgesehen hat, mit seinem gefährlichen Schnabel und drohend ausgebreiteten Flügeln zurück. Der Bevenser Tierfotograf Jürgen Tietz hat die dramatische Szene festgehalten. © Jürgen Tietz

Plötzlich wird es laut im Naturparadies. Die Kraniche schlagen Alarm. Ein Waschbär hat sich angeschlichen, der es auf das Küken abgesehen hat. Ein Elterntier schreitet mit ausgebreiteten Flügeln auf den Räuber zu, seine Kappe schwillt leuchtend rot an. Auch der Waschbär macht sich so groß er kann, stellt sich auf seine Hinterbeine. Der Bevenser Naturfotograf Jürgen Tietz hat den ungleichen Kampf zwischen Kranich und Waschbär im Bild festgehalten.

Bad Bevensen/Molbath – Der Großvogel ist durchaus wehrhaft. Sein großer, spitzer Schnabel ist eine gefährliche Waffe, auch die Krallen können schmerzhaft sein. Der Angreifer duckt sich vor den Stößen und weicht Schritt für Schritt zurück. „Der Kranich hat den Waschbär in einen Busch zurückgedrängt. Von der anderen Seite kam auch das andere Elterntier“, berichtet Tietz, immer noch beeindruckt von dem Naturschauspiel. Die Kraniche verstehen keinen Spaß. Eines ihrer beiden Küken haben sie bereits verloren.

Küken entfernen sich gefährlich von Eltern

Die seltenen Bilder des Kampfs, der sich am Sonnabend bei Molbath ereignete, sind Lohn für geduldige Beobachtung. Dreimal in der Woche ist Tietz dort, seit einem Monat schon – immer frühmorgens, vor der Arbeit, wenn die Lichtkontraste noch nicht so stark sind. In Tarnkleidung und mit dem 820-Millimeter-Teleobjektiv auf der Kamera wartet der 63-jährige Pflegeassistent geduldig auf seine Gelegenheit.

Waldemar Golnik bestätigt, dass die Eier und die Küken der Kraniche durch Waschbären, Füchse und Greifvögel bedroht sind. Der Waschbär, der ursprünglich aus Nordamerika stammt, ist sich auch nicht zu schade, durch flaches Wasser zu laufen und zu schwimmen, wo die Kraniche ihre Nester anlegen. Die Küken gehen ab dem dritten Tag mit den Alttieren auf Nahrungssuche und fressen dabei hauptsächlich Insekten. „Sie entfernen sich ziemlich weit von ihren Eltern, wie Kinder so sind“, erklärt der Experte vom Naturschutzbund (Nabu) Uelzen. Eine gefährliche Situation. „Der Waschbär hat auch Junge zu versorgen.“

Dem Bestand der Kraniche, der inzwischen im Uelzener Kreisgebiet auf 150 Brutpaare angewachsen ist, tun solche Verluste keinen Abbruch. Im Gegenteil: In diesem Jahr sind die Bedingungen gut, weil viel Wasser vorhanden ist. Um die Eier und die Küken zu schützen, bauen die Großvögel ihre Nester immer im flachen Wasser. Für den Fuchs sind sie damit unerreichbar.

„Der Klimawandel setzt den Kranichen aber erheblich zu“, warnt Golnik. „Wenn es mit der Trockenheit der vergangenen Jahre weitergegangen wäre, hätten sie keine Möglichkeit mehr zum Brüten gefunden.“ Bislang profitierten die Kraniche jedoch bei der Rückkehr von Schutzmaßnahmen und vom Maisanbau. Fast alle Feuchtgebiete sind inzwischen besetzt. Viele Tiere bleiben auch über Herbst und Winter, weil ihnen Mais- und Getreidekörner auf abgeernteten Feldern Nahrung bieten.

Um noch mehr über das Verhalten der Großvögel zu erfahren, will der Nabu in diesem Jahr einen Jungkranich mit einem Sender ausstatten.

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