Altes Testament und Archäologie: 7. Die Philister und der Beginn des Königtums | Distrikt Deutschland

Altes Testament und Archäologie: 7. Die Philister und der Beginn des Königtums

Quelle: Distrikt Deutschland

Modell von Jerusalem zur Zeit des Königs David

Die Philister sind in der Bibel als die bedeutendsten Feinde Israels in der letzten Zeit der Richter, unter Saul sowie unter David bekannt. Sie hatten ihr Gebiet an der Küste des Mittelmeers, dem heutigen Gaza-Streifen. Dieser hieß bei den Juden Peleschet, woraus im Griechischen Palaistine wurde. Palästina bedeutet also eigentlich Philisterland. Kaiser Hadrian benannte die Provinz Judäa nach der Niederschlagung des dritten jüdischen Aufstands in „Palästina“ um, um die Juden zu demütigen.

Die Herkunft der Philister

Nach Amos 9,7 kamen die Philister aus Kaphtor, womit wahrscheinlich Kreta gemeint ist: „Habe ich nicht Israel aus dem Lande Ägypten heraufgeführt, und die Philister aus Kaphtor?“ Auch in Jer 47,4 heißt es: „Denn der Herr vertilgt die Philister, den Rest der Küste von Kaphtor.“ Tatsächlich ergab im Jahr 2019 eine DNA-Analyse von Proben, die man aus Philistergräbern entnommen hatte, dass die Philister aus Südosteuropa kamen und es die größte Übereinstimmung mit Proben aus dem antiken Kreta gab. Schon in der zweiten Generation kam es dann aber zur Vermischung mit der Urbevölkerung Kanaans.

Die Kreter waren Seefahrer und eine Gruppe von ihnen scheint sogar versucht zu haben, Ägypten anzugreifen. An einem Tempel im ägyptischen Theben (heute Luxor) fand man nämlich die Darstellung einer Seeschlacht auf der Außenwand. Diejenigen, die hier von den Ägyptern besiegt worden waren, wurden von diesen Peleset genannt und waren niemand anders als die Philister.

Die Philister scheinen auch das Eisen ins Heilige Land mitgebracht zu haben. Mit ihrer Ankunft setzte dort die Eisenzeit ein.

Samson

Samson oder Simson kämpfte nach dem Bericht des Richterbuchs erfolgreich gegen die Philister, bis ihm seine Geliebte die Haare abschnitt. Als Gefangener der Philister wurde er bei einem Fest zu Ehren ihres Gottes Dagon in die Mitte des Tempels zwischen die beiden tragenden Säulen gestellt. Da seine Haare wieder gewachsen waren, brachte er den Tempel zum Einsturz, indem er die beiden Säulen auseinanderstieß (Ri 16,29). Archäologische Ausgrabungen haben gezeigt, dass solche zwei tragenden Säulen in der Mitte tatsächlich typisch für die Tempel der Philister waren.

Der Verlust der Bundeslade

In 1 Sam 4 wird berichtet, dass die Israeliten gegen die Philister kämpften und unterlagen. Daraufhin holten jene die Bundeslade aus Schilo, verloren aber trotzdem, und die Bundeslade fiel in die Hände der Philister, die sie zuerst in den Tempel ihres Gottes Dagon in Aschdod brachten, dann in ihre Städte Gad und Ekron. Aber überall, wo die Bundeslade aufgestellt wurde, brach eine Beulenpest aus, woraufhin die Philister beschlossen, die Lade zurückzugeben. Sie setzten die Bundeslade auf einen Wagen, gaben Sühnegeschenke aus Gold dazu und spannten zwei Milchkühe davor, deren Kälber sie im Stall ließen. Die Kühe nahmen schnurstracks den Weg ins Gebiet der Israeliten nach Bet-Schemesch, wo die Leute gerade die Weizenernte einbrachten.

Seit 2012 finden in Bet-Schemesch Ausgrabungen statt. Dabei stieß man auf ein quadratisches Gebäude von 8,5 m Seitenlänge. In einer kleinen, abgetrennten Kammer lag ein großer, flacher Stein auf zwei Trägersteinen. Einige Archäologen vermuten, dass dies ein kleines Heiligtum für die Bundeslade war und sie vorübergehend auf diesem flachen Stein stand. In 1 Sam 6,19 heißt es dann, dass Gott die Bewohner von Bet Schemesch schlug, weil sie in die Bundeslade hineingeschaut hatten. Sie schickten darum Boten zu den Bewohnern von Kirjat-Jearim und ließen die Bundeslade holen. Dort blieb sie, bis König David sie nach Jerusalem brachte. Warum brachten die Israeliten die Lade aber nicht wieder in ihr altes Heiligtum nach Schilo zurück? Die Bibel sagt nichts darüber, aber Ausgrabungen haben gezeigt, dass das Heiligtum niedergebrannt worden war – zweifellos von den Philistern.

David und Goliath

In dieser Zeit übte Samuel das Richteramt in Israel aus. Als er alt geworden war und man feststellte, dass seine Söhne das Richteramt nicht gerecht ausübten, sondern ihren Vorteil suchten, verlangten die Ältesten des Volkes, dass Samuel einen König über sie einsetze, was Samuel – wenn auch widerwillig – dann auch tat, indem er den Saul zum König salbte (1 Sam 8-9).

Während der Kriege, die Saul gegen die Philister führte, kam es zu der Begebenheit, bei der der Philister Goliath die Israeliten aufforderte, einen Mann zum Zweikampf mit ihm auszusuchen. Ein Zweikampf zwischen den beiden besten Kriegern der gegnerischen Lager war für das frühe Griechenland typisch. In den Epen Homers wird vom Zweikampf zwischen Paris und Menelaos, Hektor und Ajax sowie Hektor und Achilles berichtet. In Palästina kannte man diese Praxis nicht, was wiederum ein Hinweis auf die Herkunft der Philister ist. Auch die Beschreibung der Ausrüstung Goliaths (Er „trug einen ehernen Helm auf dem Haupt und war mit einem Schuppenpanzer bekleidet. … An den Beinen hatte er eherne Schienen und einen ehernen Wurfspieß auf der Schulter. Der Schaft seiner Lanze war wie ein Weberbaum, und die Spitze seiner Lanze wog 600 Schekel Eisen“ [1 Sam 17,5-7]) entspricht dem Bild eines griechischen Kriegers, wie es eine Vase aus Mykene darstellt.

Die Waffe Davids war dagegen eine Steinschleuder. Hesemann bezeichnet die Steinschleuder als „eine Hochleistungswaffe der antiken Welt“ (Die Bibel hat recht, Langen Müller 2022, S. 221). Die Ägypter, Assyrer und noch die Römer besaßen Steinschleuderbataillone. In Israel hat man unzählige Schleudersteine gefunden. Sie hatten die Größe von Tennisbällen und konnten von geübten Männern bis zu 400 Meter weit geschleudert werden. Es ist also gar nicht so verwunderlich, dass David den Philister damit besiegte.

Hat es König David gegeben?

Nach dem Tod Sauls regierte David die ersten sieben Jahre nur über den Stamm Juda, und zwar in Hebron. Erst nach dem Tod des Saul-Sohnes Isch-Boschet schlossen sich ihm auch die anderen Stämme an. Zu seiner Hauptstadt machte David Jerusalem, das er dafür zuerst von den Jebusitern erobern musste. Für Jerusalem sprach wohl, dass damit keinem Stamm ein Vorzug gegeben wurde und dass damit die Stadt den Kanaanitern entrissen wurde.

Isaak Finkelstein und Neil A. Silberman behaupteten nun in ihrem 2006 veröffentlichten Buch David und Salomo, König David sei ein Mythos oder bestenfalls eine Art eisenzeitlicher Häuptling einer Bande von „vielleicht 500 laut brüllenden, fluchenden und spuckenden Männern mit Stöcken in den Händen“ gewesen. Auch mit Salomo stünde es nicht besser, das jüdische Königreich sei erst später entstanden. Das ist jedoch eher ein Beispiel von Ignoranz als von Wissenschaft.

Man hat mehrere antike Inschriften gefunden, die zwar nicht David selbst nennen, aber seine Dynastie oder seine Stadt. Eine spricht von einem „König aus dem Haus David“, wahrscheinlich Joram, eine ägyptische Inschrift spricht vom „Hochland von Dawit“, womit wahrscheinlich Jerusalem gemeint ist.

Die Archäologie hat in den letzten Jahren immer neue Spuren aus der Zeit Davids ausgegraben. So zeigt sich, dass David eine Reihe befestigter Städte als Pufferzone zum Land der Philister errichtete. Manche Städte enthielten schon repräsentative Verwaltungsgebäude. Der Archäologe Avraham Faust sagt dazu: „Eine solche Planung war nicht das Werk eines Stammesverbandes. Es setzte einen mächtigen König voraus, der in ganz anderen Dimensionen dachte und plante, der große Landstriche regierte und ganze Regionen kolonisierte, weil es der Sicherheit seines Landes diente “ (zitiert nach: Hesemann, Die Bibel hat recht, S. 234). Die Archäologie bezeugt auch, dass fast alle Philister-Siedlungen im frühen 10. Jh., also zu Beginn von Davids Herrschaft, Zerstörungen erlitten, von denen sich manche nicht mehr erholten.

Man hat in Jerusalem zudem eine sogenannte „gestufte Steinstruktur“ ausgegraben, die in 55 Lagen eine Höhe von 17 Metern erreichte und vermutlich die Plattform des Palastes, den David baute, stützte. Wahrscheinlich baute er den Palast mit Hilfe der Phönizier, denn die Israeliten wären damals noch nicht dazu in der Lage gewesen. Der phönizische König Hiram, der damals noch jung gewesen sein muss, ist auch außerhalb der Bibel bekannt. Er baute Tyrus zum wichtigsten Handelsknotenpunkt der Gegend aus. Möglicherweise suchte er gute Beziehungen zu David, weil er das Erdpech, den Naturasphalt vom Toten Meer, zum Abdichten seiner Schiffe brauchte. Davids Sohn Salomon baute später einen noch prächtigeren Palast, und das Haus Davids wurde dann zum Verwaltungspalast.

David holte dann auch die Bundeslade nach Jerusalem, wobei es zu dem dramatischen Zwischenfall kam, dass ein Mann namens Usa die Lade berührte und darauf sofort starb. Dadurch erschreckt, brachte David die Lade in das Haus Obed-Edoms aus Gat, wo sie drei Monate lang blieb. Erst als David hörte, dass Gott das Haus des Obed-Edom wegen der Lade gesegnet hatte, holte er sie nach Jerusalem. David bestimmte nach 1 Chr 22,1 dann später auch den Platz der Tenne des Jebusiters Arauna, den er diesem abgekauft hatte, für den späteren Tempelbau, den erst sein Sohn vornehmen durfte.

David vergrößerte seine Einflusssphäre weit über das Gebiet der zwölf Stämme hinaus. Er unterwarf die Philister, Moabiter, Amalekiter, Aramäer, Edomiter und Ammoniter, machte sie sich also tributpflichtig. Damit legte er die Grundlage für die Blüte des jungen Königreichs unter seinem Sohn Salo