50 Jahre Ebbelwoifest Langen: Brunnenwirt Heinz-Georg Sehring ist Gesicht der Feierlichkeiten
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50 Jahre Ebbelwoifest: Brunnenwirt Heinz-Georg Sehring ist das Gesicht der Feierlichkeiten

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Tradition: Die ersten und letzten „Stöffche“ zapft der Brunnenwirt höchstpersönlich aus dem Vierröhrenbrunnen.
Tradition: Die ersten und letzten „Stöffche“ zapft der Brunnenwirt höchstpersönlich aus dem Vierröhrenbrunnen. © Strohfeldt

Seit 50 Jahren feiert Langen das Ebbelwoifest. Der Verkehrs- und Verschönerungsverein richtet es seit 1974 ohne Pause – während der Pandemie gab es Online-Ausgaben – aus. Anlässlich des Jubiläums beleuchtet die Redaktion in einer Serie die Themen, Bräuche und Persönlichkeiten, die das Heimatfest prägen. Dieser Teil widmet sich den Aufgaben des Brunnenwirts.

Langen – Wenn Heinz-Georg Sehring durch die Straßen Langens läuft, kann es schon mal vorkommen, dass ihm plötzlich jemand „Eins, zwei, drei – Ebbelwoi!“ hinterherruft. „Vor allem die jungen Leute freuen sich, wenn sie mich sehen“, betont der 72-Jährige nicht ohne Stolz. Das liegt an einem besonderen Amt, das Sehring seit 2010 mit der ihm eigenen Leidenschaft ausfüllt: Er ist der Brunnenwirt des Ebbelwoifests – und damit gewissermaßen das Gesicht der Langener Nationalfeiertage.

Es kann eigentlich nur einen geben: Dieser Satz fällt im Jahr 2009 mehrfach, als Hans Hoffart, seit der Ebbelwoifest-Premiere 1974 durchgehend Brunnenwirt, aus Altersgründen seinen Rückzug ankündigt. Schnell ist klar: Sehring soll die Nachfolge antreten. „Ich wohne in der Altstadt, kenne hier alle Leute und bin sehr kontaktfreudig“, erläutert der Ur-Langener. Also überreicht ihm Hoffart beim Frühschoppen 2009 hochoffiziell die schwarze „Kapp“, 2010 tritt Sehring dann erstmals als Brunnenwirt in Erscheinung. „Das war für mich schon eine Ehre. Es waren große Fußstapfen, aber ich habe sie, glaube ich, ganz gut ausgefüllt“, sagt der frühere Friedhofschef.

Prominente Täuflinge: 2022 wurde Professor Klaus Cichutek (links), damaliger Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, für seine Verdienste in der Corona-Pandemie gewürdigt.
Prominente Täuflinge: 2022 wurde Professor Klaus Cichutek (links), damaliger Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, für seine Verdienste in der Corona-Pandemie gewürdigt. © Strohfeldt

Mit dem Ebbelwoifest ist Sehring schon viel länger fest verbunden. Seit 1973 gehört er dem Vorstand des Verkehrs- und Verschönerungsvereins (VVV) an, ist somit auch bei der berühmten Jahreshauptversammlung im März 1974 zugegen, auf der das Fest erfunden wird, und von Anfang an in die Organisation der Feierlichkeiten eingebunden. Zusammen mit seinem Vater Georg schlägt Sehring zudem im Wald die Birkenbäumchen, die die Altstadt säumen, zieht als Schlagwerker mit dem Orchesterverein durch die Gassen und fungiert als Schiedsrichter bei der Ebbelwoistaffel. Außerdem besorgt er für die gesamte Altstadt den Schmuck, mit dem die Bewohner ihre Häuser dekorieren, was ihm eine Zeit lang den Spitznamen „Fahnen-Schorsch“ einbringt. „Ich habe mich schon immer stark eingebracht, dass die vier Tage einen Festcharakter bekommen“, erzählt Sehring.

Als Brunnenwirt kommt für ihn natürlich eine ganze Reihe von Aufgaben hinzu. Mit schwarzer „Kapp“, weißem Hemd und roter Weste führt Sehring durch das Veranstaltungsprogramm – von der Krönung des Ebbelwoikönigs, bei der der beste Kelterer prämiert wird, über die „Daaf“, wo „Eingeplackte“, also Zugezogene, aus dem Bembel zu „echten Langenern“ getauft werden, bis zur Staffel, bei der es im Team Geschicklichkeitsspiele zu meistern gilt. Auch eine neue Tradition führt Sehring nach Amtsantritt ein: Die erste Stunde am Freitagnachmittag und die letzte am Montagabend zapft der Brunnenwirt den Äppler höchstpersönlich aus dem Vierröhrenbrunnen. „Das ist immer schön, vor allem am Montag bekommt man von vielen Besuchern ein Kurzfeedback, wie ihnen das Fest dieses Jahr gefallen hat“, meint Sehring.

Brunnenwirt hat ganze Reihe von Verpflichtungen

Unter seiner Ägide wird 2012 auch die Staffel vom SSG-Sportplatz aufs Festgelände verlegt. „Wir wollten die Leute wieder mehr in die Altstadt ziehen“, begründet Sehring. Vor allem beim jüngeren Publikum erfreut sich die Veranstaltung zunehmender Beliebtheit, dem Moderator macht das Geplänkel mit der Jugend großen Spaß. So kreiert das Team „Hacketours“ auch den Leitspruch „Eins, zwei, drei – Ebbelwoi!“, den der Brunnenwirt irgendwann einfach übernimmt.

Besonders zu eigen macht sich Sehring mit seinem losen hessischen Mundwerk die Moderation der „Daaf“. Als prominenteste Täuflinge seines nunmehr 14-jährigen Wirkens bleiben ihm Professor Klaus Cichutek, damaliger Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts („Ihn wollten wir für seine Verdienste um die Corona-Impfung würdigen“) und Pfarrer Steffen Held, mittlerweile Dekan, in Erinnerung: „Er hat nach der Ebbelwoidaaf noch richtig Karriere gemacht“, scherzt Sehring. Gerne denkt er auch an die Taufe des türkischen Busfahrers Nadir Kurttas, Spitzname „Rambo“, im Jahr 2014 zurück. „Er war bei den Kindern sehr beliebt, ihn habe ich selbst vorgeschlagen.“ Seinen Taufstil beschreibt der Brunnenwirt derweil so: „Ich taufe etwas heftiger als Hoffart, ich mache alle nass.“

2013 gab es eine „Doppeldaaf“ mit den beiden evangelischen Pfarrern Steffen Held und Susanne Alberti.
2013 gab es eine „Doppeldaaf“ mit den beiden evangelischen Pfarrern Steffen Held und Susanne Alberti. © Strohfeld

Wenn zwischen all den Verpflichtungen noch Zeit bleibt, stattet Sehring jeder Heckenwirtschaft mindestens einen Besuch ab („Das gehört sich so“), zieht mit dem Orchesterverein durch die Altstadt („eine harte Tour, oft ist es sehr heiß und man kriegt überall einen eingeschenkt“) oder packt in der Hofreite in der Wassergasse mit an, wo die Sehrings seit 2012 ihre eigene Heckenwirtschaft betreiben. Dann sieht man den Brunnenwirt auch mal Geschirr spülen oder Zwiebeln schneiden.

Als Botschafter des Ebbelwoifests sei es ihm wichtig, „das Familiäre, Persönliche rüberzubringen“. Für die Zukunft wünscht sich Sehring deshalb, dass wieder mehr Anwohner ihre Höfe öffnen und ihre Häuser schmücken. „Früher gab es eine größere Begeisterung, die Leute haben vor dem Fest extra ihre Hoftore gestrichen, Girlanden und Fahnen aufgehängt“, erinnert sich das Altstadt-Urgestein. „Das wäre mir ein Anliegen: dass die Langener nicht nur das Fest besuchen, sondern sich auch aktiv einbringen.“

In diesem Jahr wird das Ebbelwoifest vom 21. bis zum 24. Juni gefeiert. Bis dahin erscheinen die weiteren Teile unserer Serie in loser Folge.

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