Abzocke über PayPal: Aus „Versehen“ bringen Betrüger ihre Opfer um ihr Geld
  1. Startseite
  2. Verbraucher

Abzocke über PayPal: Mit einem „Versehen“ bringen Betrüger ihre Opfer um ihr Geld

KommentareDrucken

PayPal-Kunden sind zur Vorsicht aufgerufen. Eine bereits bewährte Betrugsmasche nutzt deren Anständigkeit auf perfide Weise aus.

Kassel – Die Betrugsmasche ist nicht neu, doch sie funktioniert immer wieder. Denn sie setzt auf die Anständigkeit der Kundinnen und Kunden, die den Online-Bezahldienst PayPal nutzen. Und darum geht es genau: Ein Kunde erhält Geld via PayPal auf sein Konto überwiesen. Bei der Transaktion handelt es sich allerdings um eine „vermeintliche“ Fehlüberweisung. Daraufhin meldet sich eine unbekannte Person mit der Bitte, die fälschlicherweise getätigte Überweisung über die „Familie und Freunde“- Funktion zurückzuüberweisen.

Die meisten der Nutzenden kämen jetzt sicher nicht auf die Idee, das Geld einfach zu behalten. Schließlich wäre das eine „ungerechtfertigte Bereicherung“ laut BGB § 812 Abs. 1 Satz 1. Das wissen natürlich auch die Betrüger, denn sie spielen mit der Anständigkeit der PayPal-Kunden. Auch Netto-Kunden sind bereits Opfer von einer PayPal-Betrugsmasche geworden.

Geldabzocke mit PayPal: Das perfide Spiel mit der Gutgläubigkeit

Sobald der gutgläubige Kunde beziehungsweise die gutgläubige Kundin das Geld über die Funktion „Freunde und Familie“ zurücksendet, greift der sogenannte „Käuferschutz“ nicht. Das heißt: Das Geld ist jetzt weg. Denn die „Freunde-Bezahlfunktion“ hebelt den Käuferschutz aus, nachzulesen auf den PayPal-Seiten: „Persönliche Zahlungen, einschließlich Zahlungen über die PayPal-Funktion „Freunde und Familie“, fallen nicht unter den Käuferschutz.“

Was bedeutet der Käuferschutz für Käufer und Verkäufer?

Für Käufer: Wenn ein berechtigter Artikel, den Käufer mit PayPal online bezahlt haben, zum Beispiel nicht ankommt oder nicht der Beschreibung des Verkäufers entspricht, können Sie den gesamten Kaufpreis des Artikels sowie die ursprünglichen Versandkosten erstattet bekommen.

Für Verkäufer: Wenn Verkäufer zum Beispiel eine nicht autorisierte Zahlung erhalten haben oder der Käufer behauptet, dass er die bestellte Ware nicht erhalten hat, können Verkäufer gemäß den Voraussetzungen des PayPal Verkäuferschutzprogramms einen Anspruch auf den gesamten Betrag der Zahlung haben.
Quelle: PayPal -Käuferschutz

Außerdem bucht PayPal jetzt selbst proaktiv den Betrag ein weiteres Mal von dem Konto des Kunden oder der Kundin ab. Damit entsteht betrogenen Kunden ein tatsächlicher Verlust in Höhe der erhaltenden Geldsumme.

Entschuldigung, ich habe mich bei der E-Mail-Adresse vertan. Könnten Sie das Geld über die Option ‚Freunde und Familie‘ zurücksenden?

Betrugsmail einer angeblich versehentlich getätigten Transaktion auf ein PayPal-Kundenkonto

PayPal Betrugsmasche: Klingt unproblematisch, ist aber ein perfider Trick – so reagieren Kunden richtig

Zunächst sollte jede Fehlbuchung einen Kunden hellhörig machen. Auf keinem Fall sollte das Geld über „Freunde und Familie“ zurückgesendet werden. Denn jede Transaktion lässt sich laut Verbraucherzentrale über die Funktion „Rückzahlung senden“ zurücküberweisen. Dabei werde automatisch die Zahlungskategorie verwendet, die der Sender angegeben habe und PayPal könne die Rücksendung mit der trügerischen Geldsendung der Kriminellen verknüpfen. Damit übernimmt PayPal die Rückabwicklung.

Kunden sollten die Funktion „Geld an Freunde senden“ nur nutzen,

  • wenn sie Kleinbeträge an bekannte Personen wie Freunde, Familie und sonstige Bekannte senden.
  • wenn sie bei Online-Käufen den Vertragspartner bereits aus früheren Rechtsgeschäften kennen und daher darauf vertrauen, dass der Vertrag erfüllt wird.
    Quelle: Verbraucherzentrale NRW „Kein Käuferschutz mit „PayPal-Freunde“

Wer allerdings bereits in die Falle gestapft ist, sollte sich umgehend mit dem Kundendienst der Plattform in Verbindung setzen und den Betrug melden.

Auf dem Smartphone ist das PayPal-Logo abgebildet. Daneben: ein Krimineller sitzt am Laptop und hält eine Kreditkarte hoch.
PayPal-Kunden sollten eine E-Mail besser ignorieren. © Michael Bihlmayer/Bihlmayerfotografie/Imago; Elnur/Pond5 Images/Imago; Collage: RUHR24

PayPal-Betrugsmasche: Internet-Betrug greift um sich

Nicht nur PayPal auch Klarna, Giropay, Amazon Pay, Trusted Shop und bestimmte Kreditkarten böten den sogenannten Käuferschutz an. Das berichtet die Verbraucherzentrale. Vorsicht ist also mittlerweile immer auf Online-Plattformen geboten. Auch das beliebte Kleinanzeigen-Portal Ebay zieht inzwischen immer mehr Betrüger an. Manchmal wird der Trick auch erst sehr viel später von den Opfern bemerkt wie im Fall des „Dreiecksbetrugs“.

Laut Bundeskriminalamt gehört Cybercrime zu den Phänomenbereichen mit dem höchsten Schadenspotenzial in Deutschland. Der Schaden liege im Milliardenbereich. Der Digitalverband Bitkom bezifferte ihn auf 203 Milliarden Euro im Jahr 2022.

Ob Enkeltrick, der falsche Polizeibeamte, Internetbetrug mit Love-Scamming – die Kriminellen haben es immer auf das Geld ihrer Opfer abgesehen. Im Fall einer jungen Frau führte das sogar dazu, dass sie sich wegen angeblicher Geldwäsche erhebliche Scherereien bekam. (sthe)

Auch interessant

Kommentare