Philipp Hochmair über Berlin: „Das Berghain ist für mich zu einer Art Sehnsuchtsort geworden“

Philipp Hochmair: „Das Berghain ist für mich zu einer Art Sehnsuchtsort geworden“

Der Schauspieler Philipp Hochmair pendelt zwischen Wien und Berlin. Uns hat er erzählt, was die österreichische Hauptstadt besser kann als die deutsche – und umgekehrt.

„Wien ist blasierter und weniger freigeistig als Berlin“: Philipp Hochmair.
„Wien ist blasierter und weniger freigeistig als Berlin“: Philipp Hochmair.Stephan Brückler

Er hat sich als vielseitige Bühnenfigur einen Namen gemacht, war Meisterschüler von Klaus Maria Brandauer, überzeugte als SS-Scherge und Sitzungsleiter Reinhard Heydrich in „Die Wannseekonferenz“ und als Gerichtsmediziner Otto Prokop in der hochgelobten ARD-Serie „Charité“. Außerdem ist Philipp Hochmair auch noch Frontmann der Dresdner Rockband Die Elektrohand Gottes, die mit ihrer Produktion „Jedermann Reloaded“ im Wiener Burgtheater und auf vielen anderen Bühnen auftritt.

Vielseitig zeigt sich der Österreicher auch in der Wahl seiner Wohnsitze. „Eigentlich lebe ich aus dem Koffer“, hat der 50-jährige Schauspieler mal in einem Interview gesagt. „Ich löse mich sehr für meine Arbeit auf, sodass auch mein Gefühl für Heimat immer wieder verschwindet.“

Aktuell ist Philipp Hochmair wieder im Wien-Krimi „Blind ermittelt“ im Ersten zu sehen. In der TV-Reihe spielt er seit 2018 die Titelrolle des erblindeten Ex-Chefinspektors und Sonderermittlers Alexander Haller. Für uns ein guter Anlass, den Schauspieler für unseren Berlin-Fragebogen über seine Sicht auf die Stadt zu befragen, in der er zumindest zeitweilig zu Hause ist: Aktuell pendelt Hochmair zwischen Berlin und Wien – und wohnt, wenn er hier ist, in Charlottenburg.

1.     Herr Hochmair, was hindert Sie eigentlich daran, ganz in Berlin sesshaft zu werden?

Ich glaube, ich bin nicht dazu gemacht, sesshaft zu werden.

2.      Was kann Wien besser als Berlin – und umgekehrt?

Wien ist, weil es wesentlich kleiner und kompakter ist, vielleicht in manchen Punkten fokussierter, zum Beispiel auf Kulturevents. Aber eben auch blasierter und weniger freigeistig als Berlin.

3.     Wann kamen Sie das erste Mal nach Berlin?

Als junger Theaterschauspieler zum Theatertreffen 1999. Das war unglaublich beeindruckend. Ich wurde dann etwas später von René Pollesch an den Prater engagiert. Das war sicher eine der intensivsten und verrücktesten Erfahrungen meines Lebens. In der Zeit habe ich in einer WG in Prenzlauer Berg gewohnt.

4.     Ihr Lieblingsort in der Stadt? 

Die vielen großen Flohmärkte. Das ist schon wirklich einzigartig!

5.     Ihre persönliche No-Go-Area? 

Ich habe in Berlin bis jetzt noch keine No-Go-Area für mich entdeckt.

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ARD Degeto/Mona Film/Tivoli Film/Philipp Brozsek
Zur Person
Philipp Hochmair kam 1973 in Wien zur Welt. Weil seine Mutter als Ärztin am Burgtheater arbeitete, geriet er schon früh mit der Theaterwelt in Berührung. Von 1993 bis 1997 studierte er Schauspiel am Max-Reinhardt-Seminar in Wien und am Conservatoire national supérieur d'art dramatique in Paris.

Erste Engagements führten ihn ans Schauspielhaus Hamburg, an die Berliner Volksbühne und das Schauspielhaus Zürich. Sein Ein-Personen-Stück „Werther!“ ist seit 1997 ein Dauerbrenner. Aus dem deutschen und österreichischen Fernsehen ist Hochmair spätestens seit dem Erfolg der Serie „Vorstadtweiber“ nicht mehr wegzudenken, in der er einen zynischen homosexuellen Politiker verkörperte. Sein neuer Wien-Krimi „Blind ermittelt – Tod im Palais“ (Foto mit Andreas Guenther) ist am 9. Mai um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen und ab dem Vortag in der Mediathek abrufbar. Dort gibt es auch die neue Folge „Tod im Kaffeehaus“ aus der Vorwoche.

6.     Wo in Berlin wollten Sie immer schon mal hin, haben es aber noch nie geschafft?

„Berlin von unten“ – da gibt es diese Untergrundführungen vom Verein Berliner Unterwelten. Das finde ich total spannend und würde die Stadt gerne mal dort erfahren, mit allem Geschichtlichen, was dahintersteckt.

7.     Ein Abend mit Freunden – in welchem Restaurant wird reserviert? 

Ich liebe die vielen asiatischen Lokale in der Kantstraße. Da würde ich mit meinen Freunden von einem ins nächste hoppen. Mir gefällt authentisches fernöstliches Flair ganz besonders.

8.     Einkaufen in der Stadt: In diesem Store kennt Ihre Kreditkarte kein Limit.

Wenn ich die ArtBerlin als Store bezeichnen darf, dann würde meine Kreditkarte da keine Grenzen kennen.

9.     Wie oft waren Sie schon im Berghain? 

Ahhh! Leider noch nie. Es ist für mich zu einer Art Sehnsuchtsort geworden.

10.     Der beste Stadtteil Berlins – von diesem Kiez kriege ich nie genug.

Das Gesamterlebnis Berlin ist für mich immer noch nicht komplett erfasst. Von dem Variantenreichtum, den die Stadt bietet, bin ich immer wieder aufs neue geflasht; so etwas wie das Tempelhofer Feld ist einzigartig.

11.     Das nervt mich am meisten an der Stadt:

Dass es doch manchmal richtig lange dauern kann, von A nach B zu kommen.

12. Wenn Sie sich nun doch zwischen Wien oder Berlin entscheiden müssten – auf welche Stadt würde Ihre Wahl fallen?

Die Wahl fällt wirklich schwer, weil ich zur Zeit die jeweiligen Vorteile so genießen darf und sich die beiden Städte sehr gut ergänzen.