Pop-Ikone Kylie Minogue im Interview
Kylie Minogue Album Tension
© Ed Cooke
Music

Pop-Ikone Kylie Minogue

Kylie Minogue bewegt mit ihrem Ohrwurm «Padam Padam» nun auch die GenZ. Aber was macht die Dance-Pop-Ikone so zeitlos? Die Vibes von Las Vegas, ihre Wohnzimmer-Disco – und Wellenreiten ohne Wasser.
Autor: Marcel Anders
4 min readveröffentlicht am
«Wenn ich mir anhöre, was meine Kollegen so sagen, sollte man auf keinen Fall länger hierbleiben, sonst verliert man den Verstand», sagt Kylie Minogue. Mit «hier» meint die australische Pop-Ikone Las Vegas. Und mit «länger» jene sechs Monate, für die sie die neondurchflutete Wüstenstadt zur Homebase machte: Mit ihrer Konzertreihe im Mega-Nightclub «Voltaire», die sie im Mai abschliesst, reiht sich Minogue in eine Riege legendärer musikalischer Langzeitgäste – von Elvis bis Lady Gaga. Und das ist noch lange nicht alles: Nach Musikgrössen wie den Beatles und Taylor Swift wurde sie bei den diesjährigen BRITS Awards zur «Global Icon» gekürt. Und mit der Single-Auskopplung «Padam Padam» gewann sie nicht nur ihren zweiten Grammy (Best Pop Dance Recording), sondern auch die Aufmerksamkeit der globalen Generation TikTok. Kylie, wie macht man der Generation Z Beine?

THE RED BULLETIN: Deine Karriere hält schon 36 Jahre an. Fühlst du dich immer noch so motiviert wie zu Beginn?

Kylie Minogue: Manchmal stelle ich mir diese Frage auch und denke: «So, das war’s jetzt, ich muss aufhören.» Aber dann rollen alle in meinem Team die Augen und sagen: «Wir wissen ja ohnedies, dass du nicht aufhören wirst.» Ich mache das alles, weil ich durstig nach Kreativität bin. Und ich liebe die Aufregung!

Keine Lust, ein Weingut in Südfrankreich zu kaufen und dort zu leben? Du vertreibst ja bereits eine Weinmarke …

Kylie Minogue: Ich bin alles andere als eine Weinkennerin, das habe ich auch im Zusammenhang mit ­«Kylie Minogue Wines» immer gesagt. Mir schmeckt einfach guter Wein. Aber das mit dem französischen Weingut ist schon eine meiner Fantasien. Allerdings müsste ich mir dort auch ein Tonstudio einrichten lassen, was mich endgültig zum typischen Popstar machen würde – Bono und Sting haben ja auch ihre eigenen Weingüter.

Als ich 20 war, hielt ich alle 40-Jährigen für steinalt, das kennt man ja.
«Erfrischend» fand Kylie Minogue, 55, die Reaktionen junger Musikfans auf «Padam Padam».

«Padam Padam» ist deine erfolg­reichste Single seit langem. Hast du diese Resonanz erwartet?

Kylie Minogue: Die hat uns alle überrascht – der Erfolg insgesamt und dass «die Jugend» so darauf abfährt. Die junge Genera­tion ist so offen und unvoreingenommen. Als ich zwanzig war, hielt ich alle Vierzigjährigen für steinalt. Aber ich glaube, die jungen Leute erleben heute so vieles und haben gelernt, wie uncool Vorurteile sind. Die Einstellung gegenüber dem Alter muss sich ändern, finde ich. Und erfreulicherweise ändert sich diese gerade tatsächlich.

Viele deiner Songs sind Dancefloor-Klassiker. Gehst du noch oft in Clubs?

Kylie Minogue: Ehrlich gesagt eher weniger. Meine ­krasseste Clubbing-Zeit war Mitte der Neunziger. Ich verkläre diese Zeit immer mehr, weil wir da noch keine Handys hatten und nicht ständig auf Twitter und Instagram und TikTok hingen – wir waren einfach da. Den Jüngeren geht es wohl auf die Nerven, dass wir Älteren immer von dieser Zeit schwärmen, aber es war einfach unglaublich. In letzter Zeit passiert es immer öfter, dass ich einfach zu tanzen beginne. Wenn nach dem Abendessen die Musik lauter wird, schiebt man die Möbel an die Wand und hat plötzlich die beste Disco!

Hat eine Residency in Vegas immer schon zu deinen grossen Zielen gehört?

Kylie Minogue: Vegas ist neu für mich, eine produktive Herausforderung – für eine Künstlerin gewissermassen ein Initiationsritus, und darin besteht auch der Reiz der Stadt. In meiner Show geht es aber eher um die Intimität des alten Las Vegas – also um das Gegenteil dessen, was die meisten Leute erwarten.

Wie war es, für die letzte Folge zur TV-Serie «Neighbours» zurückzukehren, die dich in den 80ern bekannt machte?

Kylie Minogue: Es war ein sehr kurzes Vergnügen. Ich habe seit «Neighbours» immer wieder ein bisschen geschauspielert, und es macht mir wirklich Spass, auf dem Set zu stehen. Ich fühle mich bei Film- und Fernsehdrehs einfach zu Hause, weil das in meiner Jugend zweieinhalb Jahre lang mein Alltag war. Mir gefällt, dass alle ­zusammenarbeiten müssen, als Team – deshalb bin ich wahrscheinlich nie eine «Diva» geworden.

Und was kommt als Nächstes?

Kylie Minogue: Ich reite auf einer per­fekten Welle. Hin und wieder muss ich auch paddeln, aber es bereitet mir grosse Freude. Ich bin keine Surferin, aber ich war schon mal surfen – deswegen weiss ich, wie es ist, auf die nächste Welle aufzuspringen. Und genau dieser Moment ist es, den ich geniesse.