Preiswerte Autos: Nissan und Seat versuchen es mit Leichtfahrzeugen

Der Weg nach unten ist oft schwieriger als nach oben. Das bekommen die Automobilhersteller zunehmend zu spüren. Die hohen Fahrzeugpreise schrecken die Verbraucher ab, vor allem junge Käufer. Um den Einstieg ins Markenportfolio zu erleichtern, suchen sie nach Alternativen.

Nissan kooperiert nun mit dem spanischen Kleinfahrzeugherstellern Silence (Acciona). Ab September sind das elektrische Kleinstfahrzeug Silence S04 Nanocar (L6e/L7e) und die zweirädrigen E-Roller in Deutschland zu haben. Schon im Juni starten die Nissan-Partner in Frankreich und Italien.

„Durch die neue Partnerschaft mit Acciona stellen wir sicher, dass noch mehr Menschen die Kraft und den Reiz der Elektromobilität erleben und den ersten Schritt auf dem Weg zum Elektroauto machen können“, sagt Leon Dorssers, Nissan-Vertriebschef der AMIEO-Region (Afrika, Naher Osten, Indien, Europa und Ozeanien).

Der Weg nach unten ist nicht neu: Die Stellantis-Marken Opel, Fiat und Citroen runden ihr Angebot nach unten mit einem Leichtfahrzeug ab. Seat hat dafür extra die Submarke Mo geschaffen. Hier bieten die Spanier derzeit vor allem Elektroroller von Silence, dem künftigen Nissan-Partner, unter eigener Marke.  

Doch das Rollergeschäft von Seat Mo läuft nicht. „Zu teuer, zu schlechte Qualität“, bringt es Seat-Mo-Händler, der nicht genannt werden will, auf den Punkt. „Wir haben kaum E-Roller verkauft.“ Dafür gebe es keine Nachfrage. Er ist nicht der Einzige der rund 100 Seat-Mo-Partner in Deutschland, der schlechte Erfahrungen mit der Submarke hat.

Das Rollergeschäft will der spanische Hersteller nun kippen, wenn die Lagerware abverkauft ist. Über die Einführung eines Leichtfahrzeugs laufen Gespräche. Mit Silence? „Das Unternehmen wird weiterhin Mobilitätsoptionen analysieren, die an die aktuellen Bedürfnisse des Marktes angepasst sind“, teilt das Unternehmen auf Anfrage mit.

Beim Silence S04 Nanocar handelt es sich um ein Leichtfahrzeug. Als L6e-Modell, das in Deutschland bereits 15-Jährigen fahren dürfen, schafft es maximal 45 km/h und hat eine Reichweite von 175 Kilometer. In der L7e-Version kommt es auf 85 km/h, die maximale Reichweite beträgt 149 Kilometer. Laut Silence-Webseite ist das Nanocar in der kleineren Version ab 14.700 Euro zu haben, in der größeren für 16.500 Euro. Nicht gerade günstig mit Blick auf die aktuellen Verbrenner-Angebote.

Die Krefelder Preckel-Gruppe hat als einer der ersten Händler auf die Roller von Silence gesetzt. An ihrem Hauptsitz in Krefeld hat sie ein Silence-Flagshipstore eingerichtet, in Düsseldorf einen Showroom. Jetzt steigt der Mehrmarkenhändler wieder aus. „Silence hat zwar gute Produkte, aber sie waren bei uns zu wenig gefragt“, sagt Jörn Wohlers, Geschäftsführer der Preckel-Gruppe.

Auch die Einführung des neuen Microcars macht es für Wohlers, der mit der Preckel-Gruppe auch Nissan verkauft, nicht attraktiver. „Ich sehe in Microcars für uns eher kein Geschäftsmodell. Die Fahrzeuge sind eher für den städtischen Verkehr, unsere Standorte eher in ländlichen Regionen.“ Allerdings: Mit 45 km/h über die Landstraße – das ist vielen Eltern zu gefährlich. Und in den Großstädten? U-, S- und Straßenbahnen sind für viele junge Menschen eine Alternative.

Im Handel sind die Zweifel also groß, ob E-Roller und E-Leichtfahrzeuge das richtige Einstiegsangebot sind, um junge und weniger finanzkräftige Verbraucher an eine Marke heranzuführen.

Aus dem Datencenter:

Angebotspreise von E-Autos und Verbrennern auf Mobile.de und AutoScout24 Nov. 2022 bis Nov. 2023