14.05.2024 11:29 Uhr schrieb Ricky-Oh
Ich habe nie behauptet, dass es in Deutschland keine begabten Synchronsprecher gibt. Es bleibt aber dabei, diese Arbeit kann (bis jetzt) niemals die Stimme des echten Schauspielers ersetzen.
Doch, kann sie. Gerade in der schauspielerischen B- und C--Riege sind die F�higkeiten der Mimen teilweise arg begrenzt und da kann eine gute Synchro wirklich einen enormen Unterschied machen. "Sindbads 7. Reise" hat z. B. eine absolut hochkar�tige deutsche Vertonung, w�hrend das Englische ziemlichen B-Movie-Charme verspr�ht. Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Filme, die im alten Rom oder Griechenland spielen, sind f�r mich auf Englisch grunds�tzlich ungenie�bar, weil sich mir bei deren Aussprache von Namen wie Zeus, Herkules oder Augustus die Zehenn�gel aufrollen. Wenn man sich Spongebob im Original anh�rt, w�rde man am liebsten den Fernseher erschlagen, weil dessen Stimme einfach unertr�glich ist. Pets 2 wollte ich im O-Ton ansehen und hab nach ein paar Minuten genervt auf deutsch umgestellt, weil mir die englischen Stimmen tierisch auf den Sack gingen. Bei �lteren Trickfilmen und -serien ist es sogar ziemlich h�ufig so, da� die deutsche Synchro das Original schl�gt.
Wortspiele und kulturelle Anspielungen kann man zudem auch in den Untertiteln h�ufig nicht r�berbringen, weil sie schlicht un�bersetzbar sind, und wie soll man einen bestimmten Dialekt oder Slang schriftlich darstellen? Das geht selbst in einer Synchronisation noch leichter. Und wer jetzt sagt, er k�nne gut genug Englisch, um das alles zu verstehen und rauszuh�ren, den will ich fragen: Japanisch, Chinesisch, Russisch, Franz�sisch, Italienisch usw. auch?
Wenn man eine Sprache nicht auf dem Niveau eines Muttersprachlers beherrscht und mit einer Kultur aufs engste vertraut ist, fallen auch bei O-Ton mit Untertiteln zwangsl�ufig unz�hlige Details unter den Tisch, die f�r das heimische Publikum ganz offensichtlich sind. Aber selbst das reicht oftmals nicht aus, um alles zu verstehen. Man braucht sich ja nur mal 30 Jahre altes Kabarett anzuschauen. Da f�ngt das Hirn an zu rauchen, w�hrend man versucht sich daran zu erinnern, was die ganzen politischen Anspielungen eigentlich bedeuten. Bei den alten Simpsons-Folgen ist das nicht anders, wo f�r einen Deutschen mittlerweile nicht nur die kulturelle Kluft zum Problem wird, sondern auch die zeitliche. Und genau deshalb ist �bersetzung und Synchronisation eine hohe Kunst, denn wenn sie gut gemacht ist, schafft sie es, diese Kluft zu �berwinden, oder, wenn das nicht m�glich ist, einen mindestens gleichwertigen Ersatz zu schaffen.
Zudem l��t sich f�r unsereins die Qualit�t des Originals oftmals gar nicht richtig beurteilen. Wenn die deutsche Synchro minderwertig ist oder ein einziges Wort falsch betont wird, h�ren wir das sofort und es verdrie�t uns, aber wer merkt hierzulande schon, wenn der indische Schauspieler seinen Text auf Hindi einfach nur runterleiert oder die Aussprache v�llig gestelzt und widernat�rlich ist? Keine Sau. Und so ist das Original f�r uns pl�tzlich top und die deutsche Synchro beschissen, w�hrend ein Inder wom�glich zu der genau gegenteiligen Einsch�tzung gelangt.
Aber um jetzt auch mal pr�tenti�s zu werden: Wer Beowulf nicht im altenglischen Orignal gelesen hat, hat ihn eigentlich gar nicht gelesen, und bei skaldischer Lyrik brauchst du mit der �bersetzung gar nicht erst anfangen, weil da mitunter der halbe Inhalt verlorengeht.