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WIEN/ MuTh: GESANGSWETTBEWERG JOHANN STRAUSS-Finale

Wien, Mut: 08.Mai 2024 „ Gesangswettbewerb „Johann Strauss“  Finale

 Anläßlich des 200.Geburtstages von Johann Strauß – dem unzweifelhaft bekanntesten Wiener und „Botschafter Österreichs“ in der Welt – wurde eine „Johann Strauss-Festjahr2025 GmbH“ ( welch grauenvoller Name “  – wessen Idee war das den bitte? Unfassbar! ) gegründet, von der  Wien Holding  – also sprich der Gemeinde -, und da er ja nach dem Theater an der Wien offenbar wenig zu tun hat, wurde Roland Geyer dort zum Intendanten eingesetzt. Seine Qualifikation für JohannStrauß wage ich in Zweifel zu ziehen, bei der – sehr holprigen und amateurhaften – Siegerehrung war er nicht imstande, die gemeinsame Zugabe der 12 Finalisten – die sogar im Programm angeführt war! – zu nennen! Er stammelte herum, blickte um Hilfe an die hinter ihm stehenden Kandidaten, die bis in die dritte Reihe bestens vernehmbar „Im Feuerstrom der Reben“ riefen – aber damit schien er nichts anzufangen und ging dann einfach ab…!  Davor schon  brachte die offenbar unvermeidliche Marika Lichter „Seitenblicke“ – Flair in den Abend: sie übergab den ersten Sonderpreis, beglückwünschte die Jury zu ihrer Entscheidung und sprach bereits von der „Siegerin“, der sie ihren Preis der Juristenvereinigung – bei deren Ball „darf“ die junge Dame singen – nahm also völlig unbedarft die Spannung sofort heraus – üblicherweise wird der Hauptpreisgewinner als Letzter bekannt gegeben.

    Während sich Geyer am Ende, als alles vorbei war, noch bei einer Dame bedankte, die den Melodienstrauß zusammengestellt haben soll und bei den Kandidaten, die das gesungen haben, hörten wir im Laufe des Abends von Ursula Magnes , daß die Kandidaten schon eine Finalrunde ohne Publikum absolviert hätten, jetzt aber ihre Kür mit selbstgewählten Arien darbringen: Nun, eine der beiden Meinungen wird wohl gestimmt haben…Nachdem auch erklärt wurde, daß dieser Wettbewerb – unter anderem Namen – vom Gärtnerplatztheater des Öfteren schon durchgeführt wurde, hätte der Herr Intendant Köpplinger schon ein wenig auf Professionalität achten können. Der aber nutzte seinen „Finalauftritt“ um sich um“die Freiheit der Kunst“ zu sorgen und und gleichzeitig nonchalant zu postulieren, daß bei manchen unmöglichen Operettenlibretti (die es  tatsächlich gibt!) ja ohnedies „wir drauf schauen“!!!  Eine gefährliche Drohung, denn er meinte offensichtlich Regisseure damit….

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   Friederike MEINKE  aus Halberstadt im Harz ( Sachsen-Anhalt )       privat

     Aber zu Erfreulicherem: Friederike Meinke aus dem Sachsen-Anhaltischen Halberstadt am Rande des schönen Harzgebirges  (geboren 1993) war eine Saffi allererster Güte: „So elend und so treu“ wurde mit üppiger, ausladender  Stimme ungemein differenziert und technisch souverän dargeboten. Die angenehm timbrierte Stimme mit leuchtenden Höhen meisterte problemlos das gar nicht so einfache Stück ( ich habe das auch auf größeren Bühnen schon anders gehört..) Dazu auch bereits der nötige „Diven-Aplomb“ und selbstbewusstes Auftreten der im Ensemble der Oper Leipzig beheimateten jungen Dame, die erfreulicherweise so gar nicht dem heute – leider – landauf landab bevorzugten „Ideal“ der zierlichen Soprane mit netten Stimmchen entspricht. Sie gewann hochverdient den ersten Preis- brava!  Die zweitplatzierte Verena Tranker (Ö) mit einem „Mein Herr Marquis“  hätte ich persönlich nicht unter die Preisträger eingereiht. Ja, es war eine spritzige Darbietung  mit – für mich zu – vielen Lachern, positiv ihr Stimvolumen, ihr Timbre scheint mir Geschmackssache. Bei der drittgereihten Deutschen Marie-Dominique Ryckmanns war ich einverstanden. Ein sehr charmante Person  mit einnehmendem, nie forciertem, aber im Volumen offenbar (noch?) begrenztem Umfang  sang und spielte prickelnd „Kommt ihr Leute, bleibet stehen“ aus „Der Karneval in Rom“ . Unverständlich, daß die Kärtnerin Nicole Lubinger nicht unter den drei Ersten zu finden war. Sie sang – und spielte großartig – „Bald war in Schlummer ich gesunken“ aus „Simplicius“: eine Szene, die durch die intensive Dastellung und das feurige Spiel, auch mit dem (imaginären) Schwert, bei mir Assoziationen zur Sieglinde aufkommen ließ. Das sehr persönliche Timbre ist bronzen gefärbt und sie gefiel durch die nuancierte stimmliche Interpretation. Sie wurde aber vom Jurymitglied Katrin König mit dem Sonderpreis an das Salzburger Landestheater geholt und wird in der nächsten Spielzeit in mehreren Produktionen autreten können. Brava – auch an die Frau Direktor! Völlig ohne Preis ausgegangen – und nach meiner Wertung absolut unter die Preisträger gehörend – der Bayer Carl Rumstadt, der auch aus „Simplicius“ das doch bekannte Lied „Ich denke gern zurück“ mit dem nötigen Operettencharme, bestens geführtem angenehmen Bariton und einer schönen „linea di canto“ darbot. Er hat aber ohnedies genug zu tun, ist – in Hauptpartien ! – an der Oper Bonn etc. ziemlich im Einsatz! An Sonderpreisen (die aber sehr unterschiedlich von der „Wertigkeit“ her waren) abgeräumt hat hingegen Antonia Schuchart mit dem „Schwipslied“ aus „Eine Nacht in Venedig“, das sie wirklich sehr gekonnt und mit Geschmack, nicht outrierend, aber eher im Stile einer Chansonniere darbot – über ihre stmmlichen Mittel getraue ich mich nur danach nicht zu urteilen.

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  Beim „Feuerstrom der Reben“  von links   Carl RUMSTADT, Christoph GERHARDUS, Simon BURKHALTER, Nicole LUBINGER, Gewinnerin Friederike MEINKE, , Annika WESTLUND und Zweitplatzierte Verena TRANKER. Foto: privat

        Insgesamt waren 9 Damen und nur 3 Herren ins Finale gekommen, weit über Hundert hätten sich beteiligt erzählte Moderatorin Ursula Magnes von „Radio Stephansdom“, die zwar interessantes und fundiertes zu berichten wusste : aber in der Art ein bisserl weniger eintönig und leblos hätte – gerade bei einem Operettenwettbewerb – nicht geschadet. Nicht gut war das „Strauss Festival Orchester Wien“ ( wieder mit dem falschen“s“!! )-  mit Ausnahme der einleitenden Polka schnell „Leichtes Blut“, das alle Beteiligten offenbar schon hunderte Male gespielt hatten. Ansonsten klang alles viel zu schwerfällig, behäbig, der luftige, tänzelnde Straußklang fehlte über lange Strecken völlig. Offen-„hörlich“  hatte man der jungen Dirigentin Hannah Eisendle, die sehr bemüht schien, auch kaum Proben zugestanden. Man liest im Programm, daß sie – im Rahmen von  „Johann Strauss 2025“ für die musikalische Leitung von „Wiener Blut“ verantwortlich sein soll – wo das stattfindet wird allerdings verschwiegen. Inwieweit der  „Walzerkönig“, der selber paradoxerweise selbst gar nicht tanzen konnte,  mit dieser GmbH  würdig  gefeiert werden wird…?  Hoffen wir es mal!

 Michael Tanzler

 

 

 

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