Wieviele Menschen braucht es für die Therapie eines kranken Kindes? - Fräulein Flora

Wieviele Menschen braucht es für die Therapie eines kranken Kindes?

Maria Ledesma hat viel erlebt: Ihren Job als Opernsängerin hat sie gegen eine Stelle als diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin in der Kinderintensivstation getauscht. Jetzt leitet sie das Pflegeteam am reKIZ, der Früh-Neuro-Rehabilitation für Kinder und Jugendlichen mit Hirnschädigungen. Weiter auseinander, möchte man meinen, könnten Berufungen nicht liegen. Da die Bühne, dort das Krankenzimmer. Weil Maria Ledesma und ihr Team nicht so denken, wird am reKIZ zwar hervorragend medizinisch und pflegerisch gearbeitet. Aber es werden auch Musik und Kunst in der Therapie eingesetzt, sogar in Kooperation mit der Uni Mozarteum. Warum Maria manchmal glaubt, dass sie im Kindergarten ist und immer zuerst fragt „warum“ und nicht „wie“, erzählt sie uns.

Lange suchen wir nach dem Eingang des reKIZ, dabei lag er immer vor unseren Augen. Das reKIZ, stellen wir fest, liegt gleich über dem Haupteingang des Uniklinikum Salzburg, da, wo unten der Portier sitzt. „Ich sage immer, wir sind das Zentrum der Welt“, lacht Maria Ledesma. Sie ist die leitende Pflegeperson sowie externe Dozentin an der PMU und an der FH Salzburg und irgendwie hat sie recht, mit dem, was sie sagt. Nicht nur geografisch führt das reKIZ das Uniklikum an, auch inhaltlich wird hier wahnsinnig fortschrittlich gearbeitet. 

"Das wirklich Schöne an der Kinderkrankenpflege, ist, dass man sofort weiß: Wie geht’s dem Menschen vor mir? Kinder sind grundehrlich, das ist so gut!"

Maria Ledesma

Fortschrittlich, das heißt:

Patient*innen werden sehr indiviudell angeschaut, sie werden als die Person gesehen, die sie sind. Mit allen Stärken und Schwächen, in ihrem Menschsein. Dieser personenzentrierte Ansatz gilt aber nicht nur für die Patient*innen, sondern wird auch im Therapie-Team gelebt. Im reKIZ herrscht eine sehr flache Hierarchie. Therapeut*innen, Pflegepersonen, Mediziner*innen begegnen sich auf Augenhöhe. Es ist ein Miteinander, niemand ist wichtiger als der andere, niemand wird überstimmt. Wöchentlich kommen die Kolleg*innen zu einem Round Table zusammen und besprechen gemeinsame Therapiewege. Es ist ein starkes Team, das antritt, um mit den maximal acht Patient*innen auf der Station zu arbeiten. Warum wir das hier so betonen? Weil es am reKIZ um wirklich viel geht. 

„Die Kinder“, sagt Maria, „kommen aus hochtraumatischen Situationen zu uns. Unsere Hauptzuweiser sind Kinderintensivstationen aus ganz Österreich. Die Familien müssen sich in einem komplett neuen Alltag zurecht finden. Das ist ein schwieriger, langwieriger Prozess, den wir mit ihnen gehen dürfen.“ Am reKIZ, oder Früh- Neuro- Rehabilitationszentrum, wird mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet, die Schädigungen am Hirn haben, entweder angeboren oder erworben. Wenn zum Beispiel ein Kind nach einem Skateboard-Sturz im Wachkoma liegt und dann, langsam, sehr langsam, wieder lernen muss, zu husten, zu schlucken, sich der Welt mitteilen zu können. 

Wieviele Personen braucht es, um ein krankes Kind zu therapieren?

„Die Therapien dauern oft lange und es braucht ganz viele Menschen, die mithelfen. Die Mediziner*innen, Pflegepersonen, die Ergotherapeut*innen, Logotherpeut*innen, Psycholog*innen und Physiotherapeut*innen. Es braucht die Familien, es braucht das Entlassungsmanagement, es braucht die Heilstättenschule und die Sozialarbeiter*innen. Die Pflege ist dabei der Dreh- und Angelpunkt des multiprofessionellen Versorgungsteams, bei uns läuft alles zusammen“, erzählt Maria. Der Pflegeprozess ist dabei ein Instrument der Beziehungsgestaltung, im Rahmen dessen gemeinsam mit den Eltern und den Kindern die Pflegeziele und die Pflegeinterventionen festgelegt werden. 

Acht Kinder oder Jugendliche haben auf der Station Platz. Wenn die Familien mit ihren Kindern von den Intensivstationen kommen, sind sie meistens noch im Funktionieren-Modus. Das reKIZ ist der erste Ort, an dem viele realisieren, was war, was ist und was sein wird. Dass sich ihr Leben ab jetzt komplett verändern wird. „Das braucht Zeit“, sagt Maria. 

Der Therapiegarten: zum Garteln, arbeiten mit Klangobjekten, Wasser spielen oder schaukeln.

Und Zeit haben sie im reKIZ. „Das hier herinnen ist eine Mischung aus Turnsaal, Kindergarten, Schule und Krankenhaus. Aber auch Zuhause.“ Zuhause deswegen, weil viele Kinder und Familien monatelang hier sind, bis sie sich so zurecht gefunden haben, um ihr Leben zuhause in Angriff zu nehmen. Im reKIZ wird gemeinschaftlich daran gearbeitet, dass die Familien in einen Alltag entlassen werden können, in dem sie sich sicher fühlen. „Um einen Alltag neu zu erlernen, muss man ihn vorher leben“, meint Maria. Deswegen geht es auf ihrer Station auch oft anders zu, als man das vielleicht von einem Krankenhaus gewöhnt ist. „Manchmal glaube ich echt, im Kindergarten gelandet zu sein“, lacht die Maria. Hier wird gespielt, gemalt und gelacht, eben genau der Alltag gelebt, in dem die Familien ausprobieren können: Was geht in unserer Situation, was geht nicht und warum? Was müssen wir ändern, damit das kranke Kind auch Teil der Spielsituation sein kann, Teil vom normalen Leben? „Wir bringen hier unsere klinische Expertise als Gesundheits- und Krankenpfleger*innen ein. Die Pflege am Uniklinikum Salzburg erfährt eine sehr gute Ausbildung. Nach dem Bachelorstudium an der PMU oder FH Salzburg absolvierten meine MA den Universitätslehrgang für pädiatrische Pflege“, erklärt Maria.

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Warum ist dein Team so stark, Maria? Was machst du richtig?

„Es geht darum, dass sich jede*r Einzelne gut fühlt. Mein Führungsansatz basiert auf dem warum und nicht auf dem wie. Wie sich Menschen verhalten, Familien, Patient*innen oder Mitarbeitende, das ist ein Symptom. Ich bin aber immer auf der Suche nach der Ursache: Warum sagen Menschen die Dinge, wie sie sie sagen und vor allem, was sagen sie nicht? Genau das ist für mich Teil eines personenzentrierten Miteinander. Ich versuche, Menschen mit ihren Bedürfnissen, ihren Ressourcen, ihren Stärken und Schwächen zu erkennen und dann ist es eigentlich gar nicht mehr so schwer. Damit ein so großes Team aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen gut arbeiten kann, braucht es außerdem eine gemeinsame Basis und ein sehr stabiles Fundament, mit den selben Werten und der selben Kultur. Wir haben hier jeden Tag mit Herausforderungen zu tun. Da sind häufig schwer gebeutelte Familien, die selbst mit einer posttraumatischen Belastungsstörung kämpfen. Als Pflegeperson muss man sich darauf besinnen: Warum verhält sich die Person so? Wenn man das versteht, kann man weitermachen.“ 

„Gerade über Musik- oder Kunsttherapie sind uns schon sehr schöne Momente gelungen.“

Wissen, was eine*r kann, wie es einem geht, was jemand erlebt, wird am reKIZ als Therapiebasis groß geschrieben. „Wir versuchen wirklich, jedes Kind und jede Familie so individuell wie möglich zu betreuen. Das heißt, es braucht eine große Varianz an Menschen und es braucht eine große Varianz an Möglichkeiten. Gerade über Musik- oder Kunsttherapie sind uns schon schöne Momente gelungen“, erzählt Maria. 

Wir haben uns gefragt: Wie ist das, wenn im Wachkoma ist und 24/7 in einem Bett liegt? In einem Krankenhaus. 

Was hört man, was spürt man, was riecht man? Im Zuge der Marke young.art wurde ein Projekt in Kooperation mit der Universität Mozarteum Salzburg umgesetzt. „… im Augenblick“ heißt es und dafür wurden z. B. alle Geräusche im Krankenhauszimmer aufgezeichnet. Der Perspektivenwechsel ist nötig, weil erst, wenn man weiß, was der Mensch wahrnimmt, kann eine Versorgungskultur optimiert werden. Das ist der Grundgedanke, der personenzentrierten Pflege: Die Person in seinem Menschsein erkennen. Was hat sie für Bedürfnisse? Was zeigt sie für Muster, welche Momente sind erkennbar, wo es besser oder schlechter geht? Das ist die Basis der pflegerischen Versorgung. Gerade Kinder sind für Musik und Kunst einfach so empfänglich, sie sind so vorurteilsfrei, man merkt sofort, was funktioniert und was nicht. 

Philip Scherer arbeitet als Radiologietechnologe mit KI, um Krebs zu erkennen.

Arbeiten in den Salzburger Landeskliniken

Für euch nichts? Macht nix. Denn: Auch wenn wir noch nie so wirklich darüber nachgedacht haben: Die Salzburger Landeskliniken bestehen nicht nur aus Ärzten, Ärztinnen und Pflegepersonen. Knapp 6.500 Personen arbeiten daran, dass wir im Fall der Fälle behandelt werden, 3.000 davon sind Pflegekräfte  – alle auf ihre ganz eigene Art. Da gibt’s die IT, in der man über die Versorgungssicherheit nachdenkt. Da gibt’s die Reinigungskräfte, die schauen, dass alles so sauber ist, wie es sein muss. Da gibt’s die Neonatologie, auf der schon Kinder mit einem Geburtsgewicht von 350 Gramm auf die Welt gekommen sind. Wir schauen uns einige dieser Berufe an und stellen Fragen.

Übrigens: Die Salzburger Landeskliniken haben fünf Standorte, das Uniklinikum Salzburg Campus LKH und Campus CDK sowie die Landeskliniken Tamsweg, Hallein und St. Veit. Wegen dem Arbeitsweg warad’s gwesen. Maria und ihrem Team begegnet ihr allerdings nur in der Stadt Salzburg. Sie haben sich dazu entschieden, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Wenn euch diese Arbeit gar nicht interessiert, seid ihr vielleicht im reKIZ falsch, aber woanders goldrichtig. Wo? Das finden wir in den nächsten Wochen heraus.  

Schleichwerbung, nein danke!

Wir nehmen für unsere redaktionelle Berichterstattung niemals Geld an. Werbung gibt es beim Fräulein, aber selten. Wenn wir Werbung machen, steht das außerdem ganz klar im Titel und nicht irgendwo versteckt – deswegen ist es uns wichtig, dass ihr wisst: Dieser Artikel ist in schöner Zusammenarbeit mit den Salzburger Landeskliniken entstanden. Danke, dass ihr euch so viel Mühe gebt!

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