Coming Out im Profifußball - das Warten geht weiter | BR24
Regenbogenfahne im Fußballstadion
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Coming Out im Profifußball - das Warten geht weiter

Die Kampagne "Sports Free" hat ein Gruppen-Coming-out homosexueller Fußballer aus mehreren Ländern angekündigt. Doch der Start war verhalten.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport am .

Marcus Urban vom Verein für Vielfalt in Sport und Gesellschaft hatte für den 17. Mai ein Gruppen-Coming-out angekündigt. Der 17. Mai ist der internationale Tag gegen Homophobie. Viele Fangruppierungen und Prominente unterstützen diese Aktion.

Doch Urban, ehemaliger Jugendnationalspieler, dämpfte schon im Vorfeld des Tages die Erwartungen. Denn Homosexualität gilt noch immer das große Tabuthema im Profifußball der Männer. "Aktive Profifußballer halten sich noch zurück", gab Urban in einem Interview mit dem "Stern" zu und räumte auf Nachfrage ein, selbst keinen direkten Kontakt zu schwulen Profis zu haben: "Die Kommunikation läuft über Kontaktleute. Die Spieler sind extrem vorsichtig. Keiner traut sich aus der Deckung." Es herrsche "höchste Vorsicht".

Hitzlsperger: "Die Idee hat viele Vorteile"

Der ehemalige Fußball-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger outete sich vor zehn Jahren - nach seiner aktiven Karriere. Im Interview mit der Sportschau sagte der Bayer: "Ob heute und in den nächsten Tagen und Wochen noch etwas passieren wird, kann ich nicht vorhersagen, ich würde es jedoch sehr begrüßen. Ich würde mich darüber freuen, neue Geschichten zu hören und vor allen Dingen viele Unterstützer zu finden im Kampf gegen Diskriminierung und Homophobie."

Thomas Hitzlsperger ist am Samstag ab 15.15 Uhr zu Gast in Heute im Stadion bei Bayern 1.

Auf die Frage, ob ihm eine Initiative wie Sports Free zu seiner aktiven Profizeit geholfen hätte, sagte Hitzlsperger: "Die Idee und die Umsetzung eines Gruppen-Coming-outs hat bestimmt viele Vorteile. Als ich damals vor der Frage stand, mich öffentlich zu outen, hatte ich jedoch viel zu wenig Selbstvertrauen und Zutrauen zu den Kollegen aus der Mannschaft und der ganzen Branche. Ich bin diesen Weg alleine gegangen und habe dennoch viele positive Erfahrungen gesammelt."

Der 17. Mai solle "ein Anfang sein, ein erstes Angebot an Spieler und Funktionäre, sich zu outen, oder besser: sich zu positionieren", erklärte Urban im "Stern". Er sei nicht auf diesen einen Tag fixiert, vielmehr wolle er mit der Kampagne "einen Rahmen schaffen, der es den Profis leichter macht". Doch der Auftakt der Kampagne verlief bisher verhalten - auch weil die Seite vorübergehend nicht erreichbar war.

Im Audio aus dem Archiv: Fußball - Wie offen ist der Sport für queere Menschen?

Eine Regenbogenflagge weht im Wind
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