Wirtschaftswissenschaftlerin Köppl-Turyna: „Man nimmt den Verlust... | DiePresse.com
Interview

Wirtschaftswissenschaftlerin Köppl-Turyna: „Man nimmt den Verlust der Freiheit in Kauf“

Monika Köppl-Turyna leitet das industrienahe Forschungsinstitut Eco Austria.
Monika Köppl-Turyna leitet das industrienahe Forschungsinstitut Eco Austria. Caio Kauffmann
  • Drucken

Wirtschaftsliberale Ideen werden nicht gern gehört, weil sie psychologisch unangenehm sind, sagt die Ökonomin Monika Köppl-Turyna. Ein Gespräch über Interventionismus, Sozialstaat und Freiheit anlässlich des Jubiläumsjahrs von Friedrich August von Hayeks Buch „Der Weg zur Knechtschaft“.

Die Presse: Vor 50 Jahren erhielt Friedrich August von Hayek den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften, vor 80 Jahren veröffentlichte er sein bekanntestes Buch „Der Weg zur Knechtschaft.“ Hayek wurde in den USA und Großbritannien berühmt, in Österreich fristen wirtschaftsliberale Ideen eher ein Nischendasein. Woran liegt das?

Monika Köppl-Turyna: Es hat sicher mit kultureller Prägung zu tun. Es gibt eine starke Tradition des Absolutismus, später eine starke Sozialpartnerschaft, die natürlich zum wirtschaftlichen Erfolg beigetragen hat. Wobei wir das Kontrafaktum nicht kennen: Wir wissen nicht, wie sich Österreich entwickelt hätte, hätten sich mehr von Hayeks Ideen durchgesetzt. Für mich als jemanden, der im Kommunismus aufgewachsen ist, ist es unglaublich, dass man gerade in Österreich so wenig mit liberalen Ideen anfangen kann. Das Problem, das liberale Ökonomen haben, ist, dass liberale Ideen psychologisch betrachtet nicht angenehm sind. Viele Menschen, die in die Politik gehen, sind tatendurstig, sie wollen etwas verändern. Und dann kommt ein liberaler Ökonom und erklärt, dass es eigentlich das Beste ist, die Grundregeln zu setzen und die anderen entscheiden zu lassen. Das ist schwer zu ertragen.

Können Sie ein aktuelles Beispiel nennen, wo dieser Tatendurst zu schlechten Ergebnissen geführt hat?

Tatendurst oder politischen Opportunismus gab es ganz klar im Umgang der Politik mit der Energiekrise. Praktisch jeden Tag wurde eine neue Idee geboren, wie man alles noch besser regulieren könnte, verschiedene Stromkostenzuschüsse etc. Das hat möglicherweise sogar zu viel Nachfrage generiert, weswegen die Inflation auch länger und höher geblieben ist als in anderen Ländern. Man muss natürlich die Schwachen der Gesellschaft zielsicher unterstützen. Aber sonst sollte man die Preismechanismen wirken lassen.

Abgesehen von der Energiekrise: In welchen Bereichen der Wirtschaftspolitik brauchen wir heute mehr Hayek?

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.