Päpste, ihr Verhältnis zu Tieren und die Rolle der Deutschen – Römisches Institut der Görres-­Gesellschaft

Manche Päpste stehen mit Tieren auf Kriegsfuß und halten Haustiere für ein Zeichen der Dekadenz, während Tiere auf dem Teller willkommen sind. Leo XIII. hat in den vatikanischen Gärten noch Vögel gejagt - für das Mittagessen. Der hl. Franziskus hat alle Lebewesen seine Schwestern und Brüder genannt. In dieser Tradition stand in jüngerer Zeit Benedikt XVI., der bekanntlich seine Hauskatze hatte.

Der unübertreffliche Paul Maria Baumgarten hat 1905 im Historischen Jahrbuch der Görres-Gesellschaft "Curiosa aus dem Vatikanischen Archiv" veröffentlicht. Dort fragt er sich, woher wohl der Cortile del Papagallo im Päpstlichen Palast am Vatikan seinen Namen hat.

Ich zitiere einige Sätze:

Seit Plinius sind Papageien in Italien bekannt gewesen, und zur Zeit der Kreuzzüge müssen sie wohl auch nach Deutschland gebracht worden sein.

Im Vatikanischen Palast heißt der zwischen dem Cortile di San Damaso, dem Cortile del Maresciallo und dem Cortile della Torre Borgia liegende Hof Cortile dei Papagalli, Hof der Papageien. In einzelnen päpstlichen Schlössern des Kirchenstaates finden wir auch eine Sala dei papagalli oder del papagallo, Bezeichnungen, die ganz unzweifelhaft auf Papageivögel zurückzuführen sind. 

Im 14. und 15. Jahrhundert finden wir, genau wie im 19. Jahrhundert unter Leo XIII. (1878-1903), gelegentlich am päpstlichen Hofe allerlei seltenes Getier, das entweder von fremden Gesandtschaften oder durch Missionare, in seltenen Fällen auch durch Händler dorthin gekommen war.

Anschließend berichtet Baumgarten, dass die ersten Papageien wohl im 15. Jahrhundert durch Missionare von den Kanarischen Inseln kamen, und besonderes Erstaunen erregte es, daß die Vögel zum Sprechen abgerichtet werden konnten.

Auf diese Weise kamen auch regelmäßig Papageien an den päpstlichen Hof, und es bedarf wohl keiner längeren Ausführung, um die Entstehung der oben mitgeteilten Bezeichnungen annähernd klargestellt zu haben.

Die früheste beglaubigte Nachricht über einen Papagei an der Kurie fällt in die Zeit Martins V. (1417-1431). Ein Deutscher namens Johannes wird als Familiare des Papstes und Wärter des Papagei bezeichnet, und ihm werden von der apostolischen Kammer die nötigen Gelder für den Unterhalt des Vogels angewiesen: 

Johannes Teotonicus familiaris domini nostri pape et custos papagalli erhält pro commestione dicti papagalli die fälligen Summen ausbezahlt.

Als dann Papst Martin V. im Frühjahr des Jahres 1424 in Tivoli gewesen war, hatte man beim Weggehen den Papagei vergessen. Ein Bote wird hingesandt, um ihn zu holen:

Item Gordinoctio cursori, qui rediit Tiburtum ad portandum papagallu ibidem dimissum floren. unum.

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