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Europawahl: Warum Maria Harutyunyan für die SPD antritt

Am 9. Juni wird ein neues Europaparlament gewählt. Dafür tritt auch Maria Harutyanyan aus Rheinland-Pfalz an. Im Interview erklärt die 26-Jährige, was sie an Europa stört und welches Wahlkampferlebnis sie kürzlich beeindruckt hat.

von Jonas Jordan · 14. Mai 2024
Maria Harutyunyan ist SPD-Europakandidatin in Rheinland-Pfalz.

Maria Harutyunyan ist SPD-Europakandidatin in Rheinland-Pfalz.

Was bedeutet Europa für Sie?

Für mich ist Europa eine einzigartige Errungenschaft der Demokratie und Solidarität. Mich fasziniert es, dass Staaten, die sich jahrzehntelang bekriegt haben, sich für gemeinsame Ziele zusammengeschlossen haben und eine gute Völkerverständigung aufgebaut haben. Darum ist Europa meines Erachtens weit mehr als eine wirtschaftliche Kooperation von Staaten. 

Die EU garantiert politische Rechte, hat eigene rechtsstaatliche Mechanismen und schützt individuelle Freiheitsrechte von EU-Bürger*innen. Das sind wichtige demokratische Ziele, um das Leben der Menschen besser und gerechter zu machen. Die Europäische Union sollte keine Selbstverständlichkeit sein. 

Was ärgert Sie am aktuellen Zustand der EU?

Mir fallen einige politische Entscheidungen auf europäischer Ebene ein, die ich in Teilen kritisieren würde. Aber wenn wir darüber sprechen, dass mich etwas am Zustand der EU ärgert, dann sind das Menschenrechte die nicht vollumfänglich geschützt werden. 

Mich ärgert es, dass Menschen auf ihrer Fluchtroute auf dem Mittelmeer weiterhin sterben, weil es keine effektive Seenotrettung gibt und Migrant*innenschleusung durch kriminelle Organisationen nicht stärker bekämpft wird. 

Hinzu kommt das große Ärgernis des europäischen Menschenhandels. In Zeiten der voranschreitenden Digitalisierung ist der Menschenhandel für Kriminelle ein leichteres Spiel geworden, um insbesondere junge Frauen aus Osteuropa über Ländergrenzen hinweg zur Zwangsprostitution zu führen. Wir brauchen europaweit klare Bekämpfungsmechanismen des Menschenhandels und effektive Schutzmaßnahmen für die Opfer. 

 

Warum wollen Sie ins Europaparlament?

Ich kandiere für das Europäische Parlament, weil ich der Meinung bin, dass die Perspektiven junger Menschen mit Migrationshintergrund und Armutserfahrung nicht ausreichend repräsentiert sind im Europaparlament. Darum möchte ich mich für die Interessen derjenigen in unserer Gesellschaft einsetzen, die für Chancengleichheit und Gleichberechtigung kämpfen. 

Wichtig ist mir dabei, dass wir das europäische Erfolgsprojekt Erasmus+ weiter ausbauen und mehr jungen Menschen in Europa grenzüberschreitende Erfahrungen und Wissensvermittlung ermöglichen.

Welches Lied passt am besten zu Europa?

Meiner Meinung nach passt „Wind of Change“ von den Scorpions gut zu Europa. Viele Menschen in Deutschland verbinden das Lied mit dem Berliner Mauerfall. Es feiert aber nicht nur den Mauerfall, sondern den gegen Ende der 1980er-Jahre eingetretenen politischen Wandel in ganz Europa, geprägt durch den Zerfall der Sowjetunion. 

Heute erleben wir auch einen „Wind of Change“. Die Europäische Union ist im Umbruch. Wir kämpfen gegen den Klimawandel, gegen den Rechtsextremismus und gegen den kriegerischen Imperialismus Russlands. 

Auf welche Wahlkampfaktion sind Sie besonders stolz?

Ich bin auf unsere Verteilaktion am Bahnhof am Weltfrauentag, dem 8. März, besonders stolz. Denn das, was die Verteilaktion bewirkt hat, war einmalig. 

An diesem frühen Morgen stand ich mit einem Genossen am Bahnhof und habe den vorbeilaufenden Passant*innen meine Europawahl-Flyer mit einem Schokoherz mitgegeben. Wenige Tage danach war ich in der Nähe des Bahnhofs in meiner Heimatstadt Oppenheim bei einer Schule zu Gast in einer Podiumsdiskussion, bei der eine der Lehrerinnen mich mit folgenden Worten angesprochen hat: „Frau Harutyunyan, sie haben neulich Flyer von Ihnen am Bahnhof verteilt. Eine Schülerin aus meiner Klasse hat Ihren Flyer auch erhalten und mir am selben Tag noch darüber berichtet, dass sie von Ihrer politischen Botschaft im Flyer sehr inspiriert sei. Sie, als afghanische, junge Frau hat in ihrem Familienkreis mit Gleichberechtigung zu kämpfen. Der Flyer hat die junge Schülerin so ermutigt, das sie diesen sogar eingerahmt hat.” 

Der Output dieser Wahlkampfaktion hat mich nicht nur stolz gemacht, sondern auch zutiefst berührt.

Pizza oder Piroggen?

Piroggen! Eines der Dinge, worauf ich mich am Meisten freue, wenn ich nach Polen reise.

Baltikum oder Balearen?

Ich war leider noch nie im Baltikum, also Balearen.

Augustiner oder Aperol Spritz?

Nichts geht über ein gut gekühltes Augustiner Bier.

 

Dieses Interview wurde schriftlich geführt.

Zur Serie:

In loser Folge stellt der „vorwärts“ bis zur Europawahl am 9. Juni Kandidat*innen der SPD vor. Maria Hartyunyan kandidiert auf Platz 23 der SPD-Bundesliste.

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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