Hankook übernimmt Mehrheit bei Hanon Systems

Der koreanische Reifenhersteller Hankook & Company Group will die Mehrheit an Hanon System, einem der größten Anbieter auf dem Gebiet der Fahrzeugklimatisierung, übernehmen. Der Deal soll über das Hankook-Tochterunternehmen Hankook Tire & Technology vorbehaltlich der Genehmigungen durch die Kartellbehörden bis Ende des Jahres abgeschlossen werden. Der Bereich Thermomanagement ist für die Zulieferindustrie eines der großen Wachstumsfelder bei E-Autos.

Mit der geplanten Übernahme will der Hankook-Konzern im Bereich Reifen, Batterien und Thermomanagement-Systemen mit einem Umsatz von rund 17,6 Milliarden Euro zu einem der 30 größten Unternehmen in Südkorea aufsteigen. Vor drei Jahren hatten sich bereits der Stuttgarter Zulieferer Mahle, das französische Unternehmen Valeo sowie Finanzinvestoren für einen Mehrheitsanteil an Hanon Systems interessiert.

Anfang Mai hatte der Hankook Tire-Vorstand beschlossen, den 25-prozentigen Anteil der Private-Equity-Firma Hahn & Company an Hanon Systems und 12,2 Prozent neuer Aktien zu erwerben. Die Papiere waren im Rahmen einer Kapitalerhöhung für insgesamt knapp 1,2 Milliarden ausgegeben werden.

Nach Abschluss der Übernahme wird die Hankook Group einen Anteil von 50,53 Prozent an Hanon Systems halten. Die Gruppe hatte bereits im Jahr 2014 für 730 Millionen Euro 19,49 Prozent an Hanon Systems erworben. Mit dieser zusätzlichen Beteiligung umfasst das Hankook-Investment in Hanon Systems nun insgesamt rund 1,9 Milliarden Euro.
 
Laut Hankook-Chef Hyunbum Cho will die Gruppe bis 2030 mehr als 20 Milliarden Euro Umsatz erreichen, „indem sie zusätzliche Geschäftsbereiche auf der Grundlage zukünftiger Technologien über die Automobilindustrie hinaus ausbaut“.

2023 setzte Hanon Systems knapp 6,5 Milliarden Euro um. Mit 53 Produktionsstandorten in 21 Ländern und drei Technologie-Innovationszentren forscht und entwickelt das Unternehmen unter anderem an elektrischen Kompressoren und Wärmepumpen. Zu den Kunden gehören Hyundai, Ford, Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz.

Welche Bedeutung der Bereich Thermomanagement für die Zulieferer hat, lässt sich auch an der jüngsten Bosch-Ankündigung ablesen, eine Thermomanagement-Entwicklung anzusiedeln. Auch andere Unternehmen verstärken ihre Aktivitäten auf diesem Gebiet. So hatten kürzlich die Zulieferer Vitesco Technologies und Sanden angekündigt, ein integriertes Thermomanagement-System für batterieelektrische Fahrzeuge zu entwickeln.

Mahle hatte im April zwei Großaufträge für Thermomanagement-Module an Land gezogen. Zusammen haben sie ein Volumen von 1,5 Milliarden Euro. Im ersten Fall, dem größten Einzelauftrag in der Unternehmensgeschichte, kommt die Bestellung nach Angaben des Zulieferers von einem „etablierten, global aufgestellten Fahrzeughersteller“. Details verrät das Unternehmen nicht. Der zweite Auftrag kommt von einem „aufstrebenden, innovativen Autobauer“ aus dem asiatischen Raum.

Mahle führt bislang einzeln verbaute Komponenten in Thermomanagement-Modulen zusammen, die die Temperierung von Batterie, Fahrzeuginnenraum, Antriebsstrang und Leistungselektronik steuern. Die Module sollen deutlich effizienter als ihre Einzelteile arbeiten und die Reichweite eines E-Autos um bis zu 20 Prozent erhöhen sowie die Ladezeiten verringern.

Auch der Zulieferer ZF Friedrichshafen hatte im vergangenen Jahr angekündigt, ins Geschäft mit Thermomanagement-Systemen einzusteigen. Im Zusammenspiel mit dem elektrischen Antriebsstrang, bestehend aus Leistungselektronik, Motor und Reduziergetriebe auf 800-Volt-Siliziumkarbid-Basis, soll das ZF-System besonders kompakt und leicht ausfallen. Das Unternehmen verspricht mit 74 Kilogramm ein um 30 Prozent geringeres Gesamtgewicht für den Antrieb.