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FC Bayern München: Harry Kane nach titelloser Saison in der Kritik - der Superstar und das Lewandowski-Syndrom

Christoph Niederkofler

Update 14/05/2024 um 12:27 GMT+2 Uhr

Der FC Bayern München beendet die Saison ohne einen einzigen Titel - und Königstransfer Harry Kane steht trotz seiner beachtlichen 44 Tore in 45 Pflichtspielen im Fokus der Kritiker. Doch die Wurzel des bayerischen Übels ist viel tiefgreifender als die Frage nach fehlender Kaltschnäuzigkeit. Der klassische Mittelstürmer scheint mit Blick auf die Spitze Europas ausgedient zu haben.

Harry Kane bleibt mit dem FC Bayern in dieser Saison titellos

Fotocredit: Getty Images

187 Millionen Euro Transferausgaben, null Titel - es ist ein Schreckensszenario, das sich der FC Bayern München definitiv nicht ausgemalt hatte. Das dramatische Aus im Halbfinale der Champions League gegen Real Madrid hat den letzten Funken Hoffnung auf eine Trophäe 2024 verpuffen lassen. Nun steht Aufarbeitung an der Säbener Straße auf dem Programm.
Doch wo soll der deutsche Rekordmeister ansetzen? Wenn es nach Ex-Spieler Dietmar Hamann geht, dann beim Prunkstück des letztjährigen Transfersommers: Harry Kane.
"Die Bayern haben letztes Jahr ohne Kane mehr Tore geschossen, als sie es jetzt gemacht haben", erklärte er in der Talkshow "Sky90" und fragte in die Runde: "Hätte ein Tel da vorne gespielt, würden sie zwingend schlechter dastehen?"
Eine These, die im Nachhinein jeder aufstellen kann - und trotzdem grübeln lässt. Waren Kane und der FC Bayern doch keine Liebe auf den ersten Blick?

Leidet Kane am Lewandowski-Syndrom?

Die nackten Zahlen geben Hamann natürlich Recht. Mit Kane in der Sturmspitze konnte der FC Bayern sein Torkonto wettbewerbsübergreifend - trotz dessen Schnitt von knapp einem Tor pro Spiel - nicht aufstocken.
2023/24 stehen die Bayern bei 118 Treffern in 48 Pflichtspielen, in der Saison zuvor waren es 134 Tore in 49 Partien.
Trotzdem hat der Kapitän der englischen Nationalmannschaft seinen Job erfüllt und in seiner Debütsaison auch einen gewissen Robert Lewandowski, der in seiner ersten Spielzeit für die Bayern 2014/15 "nur" 25 Pflichtspieltore erzielt hatte, in den Schatten gestellt.
Doch wie einst Lewandowski wird nun auch Kane von verschiedenen Seiten nachgesagt, in den wichtigsten Momenten der Saison abgetaucht zu sein.
Bis auf seine Elfmetertore gegen den FC Arsenal und Real Madrid sowie die Vorlage im Halbfinal-Rückspiel im Bernabeu war vom Mann von der Insel in der heißen Phase der Königsklasse zu wenig zu sehen.
In der Rückrunde der Bundesliga fand er in den Topspielen gegen Bayer Leverkusen (0:3) und Borussia Dortmund (0:2) ebenso nicht richtig ins Spiel.
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Harry Kane vom FC Bayern

Fotocredit: Getty Images

Leidet Kane also am Lewandowski-Syndrom? Jein.
"Ich finde, die anderen haben ihn etwas im Stich gelassen", stellte sich Rio Ferdinand bei "TNT Sports" vor Kane: "Er ist der Mann, der auf den Platz kommt und Tore erzielt und Chancen für die anderen kreiert. Und genau das hat er getan."
Mit anderen Worten: Es wäre vermessen, einem einzigen Spieler die Schuld für das Ausbleiben von Titeln zuzuschieben. Wäre dem so, dann müssten neben Kane auch Manuel Neuer und Min-Jae Kim nach deren Patzern gegen Real Madrid infrage gestellt werden.
Von derart reaktionären Ansichten dürfte man in München aber spätestens seit Juan Bernat Abstand genommen haben.

Hat der klassische Superstürmer ausgedient?

Wie Ferdinand richtig hervorhebt, ist das Kollektiv entscheidend. Und das spiegelt sich auch in der Spitze des europäischen Fußballs wider.
Ob Bayer Leverkusen, Real Madrid oder Borussia Dortmund - will man auf der ganz großen Bühne bis zum Schluss um den Titel spielen, braucht es offensichtlich mehr als nur einen Superstürmer.
In Leverkusen teilen sich beispielsweise 64 Treffer auf vier Spieler unterschiedlichster Positionen auf: Das Quartett Victor Boniface (20 Tore/Stürmer), Florian Wirtz (18/offensives Mittelfeld), Jeremie Frimpong (14/rechte Außenbahn) und Alejandro Grimaldo (12/linke Außenbahn) ist nun mal schwieriger aus dem Spiel zu nehmen als ein Kane (44), ein Kylian Mbappé (44/Paris Saint-Germain) oder ein Erling Haaland (36/Manchester City).
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Florian Wirtz von Bayer Leverkusen

Fotocredit: Getty Images

Bei Bayern kommen nach Kane gerade mal noch Jamal Musiala (12) und Leroy Sané (10) auf eine zweistellige Torausbeute - Sané traf in der Rückrunde nur im Hinspiel gegen Real Madrid.

Verletzungen und Formtiefs: Kane allein holt keinen Titel

Kane konnte sich in München toretechnisch also nur selten auf seine Offensivkollegen verlassen - was auch an Verletzungen lag. Serge Gnabry und Kingsley Coman verpassten beispielsweise zusammen über 45 Spiele.
Das gepriesene Kollektiv, das im Notfall für seinen Superstürmer einspringt, war beim FC Bayern in dieser Saison schlichtweg nicht vorhanden, die Verletztungsmisere brach dem Rekordmeister auf der Titeljagd das Genick.
Wenn alle Zahnräder ineinandergreifen - dazu zählen übrigens auch ein Trainer und Transfers - geht die Titel-Tür für die Bayern standegemäß wieder ganz weit auf.
In den letzten zehn Monaten haben es andere Mannschaften aber deutlich besser gemacht.
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