Barry Adamson: Cut To Black

Barry Adamson credit Jone Reed

Seit 45 Jahren ist Barry Adamson als Band- und Solomusiker, als Studio-Sidekick und Singer-Songwriter unterwegs. Sein zehntes Album „Cut To Black“ klingt nun wie ein Querschnitt durch die eigene Karriere.

von Werner Herpell

Wer die künstlerische Vita von Barry Adamson kennt, kann nachvollziehen, warum sich dieser britische Multiinstrumentalist gegen eine Schubladisierung seiner Musik vehement zur Wehr setzt. „It’s not gospel, it’s not soul, it’s not blues and it ain’t rock n’ roll. It’s all of ’em – and with good reason“, sagt der 65-jährige in einem Statement zu „Cut To Black“, der zehnten Soloplatte seiner Karriere.

Ein Mann mit vielen Talenten

Barry Adamson Cut To Black Cover

Und was steht da nicht alles drin in den Adamson-Annalen: Er mischte prominent bei den New-Wave-Legenden Magazine und der New-Romantic-Band Visage mit, spielte Bass neben/hinter Nick Cave bei The Birthday Party und The Bad Seeds, schrieb gleich als Solo-Debüt mit „Moss Side Story“ (1989) den ambitionierten Soundtrack für einen fiktiven Thriller, wurde zum gefragten Studiomusiker, Produzenten, Remixer und Score-Komponisten.

„Cut To Black“ klingt nun wie ein Querschnitt durch das Solo-Schaffen des Mannes aus der Nähe von Manchester. Bläserlastiger Soul (gleich im Opener, der dann auch noch „The Last Words Of Sam Cooke“ heißt und damit an einen großen Helden der schwarzen Musik der Sixties erinnert), soundtrackartige, jazzige Kompositionen à la John Barry („These Would Be Blues“, „Waiting For The End Of Time“), Folk-Soul mit Dylan-Zitat („One Last Midnight“), Blues und Pop werden unter den kundigen Händen des Allrounders und Auskenners Adamson zu einer ebenso mitreißenden wie hochklassigen Mixtur.

Nostalgisch und zeitlos zugleich

Das hört sich dann gelegentlich an wie eine in zehn Songs gegossene Fortsetzung seiner Memoiren, deren erster Teil „Up Above The City, Down Beneath The Stars“ 2021 veröffentlicht wurde. Diese Tracks haben einerseits etwas zutiefst Nostalgisches, sie gehen textlich zu Sam Cookes Tod 1964 und – im anschließenden „Demon Lover“ – sogar noch weiter, nämlich in Adamsons Geburtsjahr 1958, zurück. Andererseits ist dieser toll produzierte Sound absolut zeitlos.

Und wenn man beispielsweise das lässig mit Disco-Funk-Elementen jonglierende „Manhattan Satin“ hört, fragt man sich, warum dieser Singer-Songwriter mit seiner groovenden, ambitionierten „British Black Music“ nie ähnliche Crossover-Erfolge feiern konnte wie ein Paul Weller, der in Kürze seinen 66. Geburtstag mit dem Album „66“ (VÖ 24.05.2024) gebührend feiern wird (und vorab eine auch bei Sounds & Books als „Song des Tages“ gewürdigte Duftmarke gesetzt hat).

Eines der besten Alben von Barry Adamson

Ein paar Worte noch zum Cover-Artwork von „Cut To Black“, weil es nicht nur äußerst stilvoll in Schwarz-Weiß daherkommt, sondern ganz bewusst an „Moss Side Story“, die erste Soloplatte von Barry Adamson, anknüpft. Hier schließt sich also ein Kreis.

Bleibt nur zu hoffen, dass damit – und mit dem nach Abschied klingenden Album-Closer „Waiting For The End Of Time“ – nicht ein Karriere-Ende angedeutet sein soll. Wäre sehr schade, wo Barry Adamson doch gerade eines seiner besten Werke veröffentlicht hat. Auf Tour geht er übrigens auch demnächst: Am 09.06.2024 steht der dann fast 66-jährige Musiker in Hamburg (Nochtspeicher) auf der Bühne, am 10.06.2024 in Düsseldorf (Zakk) und am 12.06.2024 in Berlin (Privatclub).

Das Album „Cut To Black“ von Barry Adamson erscheint am 17.05.2024 beim eigenen Label Barry Adamson Incorporated/[INTEGRAL]. (Beitragsbild: Jone Reed)

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