Oberding: Feinstarbeit mit der Kettensäge: Künstler Wolfgang Fritz hat Live-Auftritt bei Landesgartenschau in Kirchheim
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Feinstarbeit mit der Kettensäge: Oberdinger Künstler mit Live-Auftritt bei Landesgartenschau

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Wie er mit der Kettensäge feingliedrige Skulpturen herstellt, weiß Wolfgang Fritz ganz genau.
Wie er mit der Kettensäge feingliedrige Skulpturen herstellt, weiß Wolfgang Fritz ganz genau. © privat

„Das Holz selbst spricht das letzte Wort“, sagt Holzbildhauer und freischaffender Künstler Wolfgang Fritz. Wie er das genau meint, das können die Besucher der Landesgartenschau in Kirchheim bei München nun live erleben. Die Schau beginnt heute, und ab morgen wird der Oberdinger drei Tage lang vor ihren Augen mit der Motorsäge eine Skulptur aus dem Holzstamm schneiden.

Oberding – Der Künstler, Jahrgang 1949 und gebürtiger Baden-Württemberger aus Tiengen, ist verheiratet und Vater von zwei Söhnen. In der Vergangenheit hat er schon etliche internationale Holzbildhauersymposien organisiert und geleitet. Er stellt in Kirchheim eine 70 mal 210 Zentimeter große Skulptur aus regionalem Eichenholz aus beziehungsweise zunächst einmal her. Titel und Gestalt der Skulptur namens „Wachstum.Entfaltung“ sind angelehnt am Motto der Schau „Zusammen.Wachsen“.

„Die Skulptur symbolisiert etwas aus der Natur Gewachsenes. Sie steht für die Verbindung zweier Teile einer Gemeinde, die eins werden. Dabei bilden die Wülste, die um die Figur geschwungen sind, die unterschiedlichen Akteure der Landesgartenschau: den Freistaat Bayern, die Gemeinden, die Unterstützer sowie die Kommunalpolitik. Sie erzeugen Energie, die in die oberen Blütenblätter gelangt. Diese streben luftig frei nach oben und entfalten sich, getragen vom soliden Unterbau. Dynamik, Energie und Bewegung zeigt sich im Zusammenspiel aller Elemente“, erklärt Fritz.

Das klingt alles recht geschmeidig – und doch hat sich die Kettensäge bei Fritz als zentrales Werkzeug für die Bearbeitung von Holzskulpturen herauskristallisiert. Es erfordert neben viel Übung, Technik und Feingefühl auch Erfahrung im Umgang mit der Maschine. „Auch mit einer Kettensäge lassen sich feinste Arbeiten durchführen, man muss es nur können“, lacht Fritz.

Im vergangenen Sommer unterbreitete die Landesgartenschau dem Oberdinger Künstler ein Angebot, dass er dort ausstellen könne. Für Fritz die ideale Gelegenheit, einem breiteren Publikum die künstlerische Bearbeitung von Holz zugänglich zu machen. Raus aus dem Atelier, um den Dialog über Werkzeuge, Materialien und Know-How mit den Interessierten zu öffnen, darauf freut sich Fritz.

Er, der seit 2002 als freischaffender Künstler tätig ist und zuvor in Erding Gymnasiallehrer für die Fächer Sport, Ethik, Sozialkunde und Geschichte war, ist es ein Anliegen, zu zeigen, wie viele Schritte notwendig sind, bis eine Skulptur vollendet ist.

Das Besondere an der Live-Präsentation: In einem überschaubaren zeitlichen Rahmen von drei aufeinanderfolgenden Tagen stellt er die Skulptur unmittelbar vor den Augen der Besucherinnen und Besucher fertig.

Zum Start mit dem „Kettensägen-Event“ am Donnerstag von 10.30 bis 12 Uhr kann man Fritz bei seiner Arbeit über die Schulter schauen – und dabei beobachten, wie sich der Stamm in die Skulptur verwandelt, die daneben auf der Skizze auf einem Plakat zu sehen sein wird. Details werden anders als auf der Skizze aussehen, das sei die Eigenart des Materials Holz, so Fritz. Das letzte Wort eben, das der Rohstoff selbst spricht. Die endgültige Form der Skulptur wird dann am Samstag zu bewundern sein.

Das Besondere für Fritz: „Es ist hochinteressant und macht Spaß, sich mit dem Publikum auszutauschen über Kunst, über die eigene Arbeit und das Kunstwerk selbst. Kunst ist immer auch Kommunikation, und der Dialog mit den Gästen macht so ein Live-Format zu etwas ganz Besonderem.“

Den Eichenstamm hat Fritz im Vorjahr bei der Waldbesitzervereinigung Erding angefragt. Ende Februar kam die Nachricht, dass er ihn haben könne. Er ist bereits am 7. Mai von Oberding nach Heimstetten transportiert und im Atelier von Fritz entrindet, vorgeformt und gestaltet worden. In Kirchheim kommen an ihm dann neben elektrischen Kettensägen auch Schleifgeräte zum Einsatz. Eichenholz eigne sich am besten für eine Lagerung oder Bearbeitung im Freien.

Die Faszination für Holz hegt Fritz seit jeher. „Skurril geformte Baumstämme erweckten in mir den Wunsch, mit diesem Naturmaterial handwerklich zu arbeiten und damit künstlerisch tätig zu werden. Etwas entstehen zu lassen aus dem, was von der Natur bereits erschaffen wurde“, sagt Fritz.

Nicht nur Faszination, sondern auch Magie verspürt er beim Anblick des naturgegeben Unperfekten, Unvollkommenen: krumme, verletzte und faule Bäume, die vom Wetter gezeichnet sind und eine Geschichte erzählen, erregen die Aufmerksamkeit des Bildhauers, der gerne gesellschaftliche Themen mit Holz umsetzt.

Fritz, der in der Freizeit am liebsten diverse Sportarten in der Natur betreibt, hofft, dass die Skulptur dann auch auf weiteren Ausstellungen in der Region ihren Platz finden wird. Oder vielleicht ja einen festen eigenen Platz in der Region zum Bestaunen.

Zur Landesgartenschau:

Die Landesgartenschau findet heuer in Kirchheim bei München statt, und zwar vom heutigen Mittwoch bis 6. Oktober. Rund 3500 Veranstaltungen für alle Altersgruppen sind an 145 Tagen geplant. Die Tageskartenpreise reichen von 16 bis 19,50 Euro. Es gibt auch Dauerkarten und Führungen. Wer mit dem Navi anreisen möchte, gibt den Henschelring 2a in 85551 Kirchheim bei München ein. Alle Infos unter https://kirchheim2024.de.

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