"Daughter of Genghis" erzählt die Geschichte einer alleinerziehenden Mutter, die eine gewalttätige Frauenbande anführt.
Poulsen & Als

Eine mongolische Feministin, die gegen Bordellbetreiber kämpft, ist die Heldin im Eröffnungsfilm des diesjährigen Ethnocineca-Dokumentarfilmfestivals. Daughter of Genghis von Kristoffer Poulsen und Christian Als porträtiert über sieben Jahre eine durchaus ambivalente Person und holt damit eine interessante Doku-Protagonistin auf die Leinwand des Wiener Votiv-Kinos. Die alleinerziehende Mutter ist nämlich auch Ethno-Nationalistin (mit mongolischer Hakenkreuzfahne!) und führt mit ihrer gewalttätigen feministischen Frauenbande einen Kampf gegen alles Chinesische.

Bis zum 22. Mai werden beim Ethnocineca insgesamt 47 Kurz- und Langfilme aus 34 Ländern gezeigt. Darunter finden sich auch fünf heimische Dokus. Die guten Jahre von Reiner Riedler, der im Juni in die Kinos kommt, begleitet einen Fotografen, der zu seiner pflegebedürftigen Mutter zieht. Caravan von Lucy Ashton folgt vier afghanischen Flüchtlingen auf ihrer österreichischen Asyl-Odyssee, über weite Strecken als Videotagebuch der Freunde gefilmt.

Vielfältiges Programm

Der wilde Essay Hacking at Leaves von Johannes Grenzfurthner macht sich auf die Suche nach der Verbindung indigener Amerikaner und der Hacking-Kultur und findet dabei die koloniale Ursünde der USA. Anqa von Helin Çelik, der bei der heurigen Berlinale Premiere feierte, öffnet sich den gewaltvollen Traumata dreier jordanischer Frauen. Und in Mâine Mă Duc – Tomorrow I Leave porträtieren Maria Lisa Pichler und Lukas Schöffel eine rumänische 24-Stunden-Pflegerin.

Als Diskursfestival hat das Ethnocineca auch ein Auge auf die Theorie des Dokumentarfilms, heuer unter dem Motto "Re-Rendering Perspectives". Diskutiert wird "die Kraft von Film, Veränderung anzustoßen und andere Sichtweisen aufzuzeigen", oder wie Film als Aufarbeitungswerkzeug und "kathartisches therapeutisches Mittel" funktioniert. Die Preise des International Documentary Film Festival Vienna werden am 22. Mai verliehen. (Marian Wilhelm, 15.5.2024)