Kommentar: Kickers oder Kaiserlei - oder: welches Problem ist einfacher zu lösen?
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Kommentar: Kickers oder Kaiserlei - oder: welches Problem ist einfacher zu lösen?

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Geht es nach der Becken-Gruppe um Jörn Stobbe, Sprecher der Geschäftsführung, könnten 2027 die ersten Studenten in die KWU-Türme einziehen.
Geht es nach der Becken-Gruppe um Jörn Stobbe, Sprecher der Geschäftsführung, könnten 2027 die ersten Studenten in die KWU-Türme einziehen. © Axel Häsler

Jörn Stobbe von der Becken-Gruppe hat eine Vision: vom Kaiserlei zum Bieberer Berg. Damit meint er nicht nur die KWU-Türme und das Quartier drumherum, sondern auch Kickers Offenbach. Ein Kommentar.

Es ist ein Projekt, das Offenbach noch Jahre beschäftigen wird – und dessen finanzielle Größe am Ende in die Milliarden gehen könnte: das Kaiserlei-Quartier rund um die KWU-Türme. Die drei rund 100 Meter hohen Gerippe sind schon aufgrund der Nähe zur A661 und damit zum großen Nachbarn Frankfurt eine prestigeträchtige Sache. Umso ärgerlicher ist der jahrelange Stillstand auf der Baustelle, gepaart mit den Querelen um die inzwischen finanziell arg gebeutelte Adler-Gruppe und dem daraus folgenden Imageschaden in puncto Stadtentwicklung.

Ausgang des Projektes liegt außerhalb des Einflussbereiches der Stadt Offenbach

In Sachen Kommunikation und Auftreten haben Jörn Stobbe und die Becken-Gruppe schon jetzt klare Vorteile – entsprechend offen sind die Türen bei der Stadt. Gute Beziehungen und visionäre Ideen allein werden dem Projekt aber nicht zur Verwirklichung verhelfen. Am Ende zählen vor allem klare politische und finanzielle Entscheidungen – und da sitzen neben Adler und Becken auch die Städte Offenbach und Frankfurt, das Studierendenwerk sowie das Land Hessen in Form von Wirtschafts- und Finanzministerium mit im Boot. Diese Gemengelage gilt es ständig zu moderieren – eine Herkulesaufgabe für Oberbürgermeister Felix Schwenke und seine Mitarbeiter. Doch viel mehr kann Offenbach nicht tun, Wohl und Wehe des Projekts liegen am Ende in den Händen anderer.

Es ist also eher optimistisch als vermessen zu behaupten, dass die ersten Erfolge auch bei einer positiven Entwicklung nicht vor Ende dieses Jahrzehnts zu sehen sein werden. Die Fertigstellung des Quartiers nach den Vorstellungen Stobbes dürfte wohl noch weitere Jahre dauern, schließlich müssten sich dazu andere private Investoren beteiligen. Am Ende könnte bei positivem Ausgang für Offenbach ein mindestens so großer Erfolg wie bei der Entwicklung des Hafenviertels stehen: ein hochwertiges und modernes Quartier mit einer Mischung aus Wohnen, Arbeiten, Freizeit, Gastronomie und Handel und entsprechend guter Aufenthaltsqualität.

Jörn Stobbe hat eine Vision: Vom Kaiserlei zum Bieberer Berg

Dass damit womöglich weiterer Zuzug einhergeht, liegt, bei aller Hervorhebung von günstigem studentischem Wohnen und gefördertem Wohnraum, auf der Hand. Doch mit Blick auf die Kaufkraftstatistik und die angespannte Lage in der Innenstadt wäre das für die Gesamtentwicklung Offenbachs sicher nicht nachteilig, obwohl mit weiterer Steigerung der Einwohnerzahl die Anforderungen an die Infrastruktur von Verkehr über Kinderbetreuung bis zu Sport- und Freizeitangeboten wachsen.

Ob davon am Ende auch – wie Stobbe in seiner Vision „vom Kaiserlei zum Bieberer Berg“ skizziert – die Offenbacher Kickers durch eine zusätzliche Integration in die Stadtgesellschaft profitieren können, bleibt fraglich, solange auf dem Bieberer Berg weiterhin die Viertklassigkeit regiert. Da ist also auch der Verein gefragt, frischen Wind in seine Außendarstellung zu bringen, sich in finanzieller Hinsicht nachhaltig aufzustellen sowie in sportlicher Hinsicht mindestens einen Schritt nach vorn zu machen.

Für beide Vorhaben braucht es vor allem zwei Dinge: ausreichend finanzielle Mittel und einen langen Atem in den Entscheidungsprozessen. Was die Frage aufwirft, welche Aufgabe für den „Problemlöser“ Stobbe am Ende leichter zu lösen sein wird – Kickers oder Kaiserlei?

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