Eine der besten Nachwuchsköchinnen kommt aus Zimmern – Was Jenny Stier und Tim Mälzer vereint
Zimmern u.d.B.

Eine der besten Nachwuchsköchinnen kommt aus Zimmern – Was Jenny Stier und Tim Mälzer vereint

16.05.2024

Von Daniel Seeburger

Eine der besten Nachwuchsköchinnen kommt aus Zimmern – Was Jenny Stier und Tim Mälzer vereint

© Daniel Seeburger

In heimischen „Paradies“: Jenny Stier freut sich über die Auszeichnung.

Kochen ist kreativer Umgang mit Lebensmitteln, die Kunst, verschiedene Aromen zu etwas ganz Neuem zusammenzuführen. Kochen macht aber auch Spaß. Und wer es richtig beherrscht, kann Leckeres zaubern. So wie Jenny Stier aus Zimmern u.d.B. Die 22-Jährige ist eine der besten Nachwuchsköchinnen Deutschlands.

Was bietet sich in der Spargelzeit besser an, als ein kleiner Exkurs über das leckere Gemüse? Jenny Stier lässt sich nicht lange bitten. In zwei Minuten erklärt sie, wie man die Spargel am besten schält, was ins Kochwasser muss, weshalb der bittere Radicchio und das milde Stangengemüse so gut harmonieren, wie man Spargel grillen kann und weshalb Erdbeeren so gut mit dem leckeren Gemüse auskommen.

Wer der 22-Jährigen einige Minuten zugehört hat, weiß, dass man da einem ausgemachten Profi gegenübersteht. Kein Wunder hat die junge Zimmernerin den dritten Platz beim renommierten Rudolf-Achenbach-Preis an den Schwarzenbach geholt. Nachdem sie den Landesentscheid gewonnen hatte, war sie beim Finale in Frankfurt die beste Nachwuchsköchin Deutschlands. Sie stand neben zwei Köchen auf dem Treppchen, holte den dritten Platz.

Doch nicht nur Jenny Stier kann sich mit der Auszeichnung schmücken. Auch ihre Eltern, die in Zimmern das „Paradies“ führen, freuen sich über den Preis. Und natürlich die Anton Häring KG in Bubsheim. Denn dort lernt die 22-Jährige das Kochhandwerk im Betriebsrestaurant „Antonis“.

Ausbildung im Betriebsrestaurant der Anton Häring KG in Bubsheim

“In der Kantine?“, fragt man sich da ungläubig. Ja, in einer Kantine, die sich völlig zu Recht Betriebsrestaurant nennt. Rund 250 bis 300 Werksangehörige werden dort von 10 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bekocht. Jene Bekochten bekommen nicht nur Currywurst mit Pommes, sondern können täglich aus drei Menüs auswählen. Da steht Fleisch auf der Karte, aber es gibt auch vegetarische und süße Gerichte. Ihr Chef kreiere die Menüs, sagt Jenny Stier, seine Helferinnen und Helfer haben aber Mitspracherecht.

In Bubsheim ist man stolz auf die Leistung der Zimmernerin. „Ich kann Jenny nur gratulieren und den Hut ziehen vor dieser großartigen Leistung“, freut sich Geschäftsleiterin Miriam Häring. Ihr Lob geht auch an Patrick Schönwalder, Küchenchef und Ausbilder im Betriebsrestaurant der Anton Häring KG. Er habe die junge Köchin zu diesem Wettbewerb ermutigt, sie unterstützt und gefördert.

Karriere begann im Zimmerner „Paradies“

Ihre noch junge Karriere begann Jenny Stier im heimischen „Paradies“. Schon als Kind habe sie ihrem Opa in der Wurstküche geholfen, dann war sie beim Partyservice ihrer Mutter Sandra Stier aktiv. „Das hat mir schon immer Spaß gemacht“, erzählt sie. Auch heute noch kocht sie gerne die Klassiker aus der schwäbischen Küche. Maultaschen dürfen da ebenso wenig fehlen wie Spätzle oder Gulasch. „Zuhause kann ich sagen, was es gibt“, erklärt sie und schmunzelt. Ihr Vater Joachim Stier kann das bestätigen. „Hier hat sie den Hut auf“, verrät er.

Jenny Stier zaubert auch gerne süße Gerichte. Das geht auf ihre Ausbildung zurück. Beim Felsenbäck in Spaichingen lernte sie das Konditor-Handwerk, bevor sie nach Bubsheim ging. Zuvor machte sie das Abitur am Rottweiler Leibniz-Gymnasium. Ein Praktikum im Betriebsrestaurant der Anton Häring KG hat sie dann auf ihren Weg gebracht. „Da habe ich mich sofort wohlgefühlt“, erklärt sie.

Eine große Herausforderung

Und dann winkte eine Herausforderung, über die sie einige Zeit grübelte, bis sie dann die Entscheidung traf. „Ich mache mit, habe ich beschlossen.“ Dann stürzte sie sich in das Abenteuer Rudolf-Achenbach-Preis. Beim Entscheid in Baden-Württemberg konnte sie sich gegen acht Kollegen durchsetzen. Nach einem Theorieteil erhielt sie einen Warenkorb, aus dessen Inhalt sie ein Menü zaubern durfte. Jenny Stier schickte ihr Rezept ein – und erhielt den ersten Preis und damit die Qualifikation für den Bundesentscheid.

Als Vertreterin für das Land Baden-Württemberg trat sie gegen neun weitere Vertreterinnen und Vertreter aus den verschiedenen Bundesländern an. Am ersten Tag hatten die jungen Köchinnen und Köche einen Theorieteil in der Achenbach-Manufaktur zu absolvieren.

Der zweite Tag war der Tag der Entscheidung, die 22-Jährige musste an den Herd. Sie bekam einen Warenkorb, hatte 30 Minuten Zeit, um ihre Rezepte zu kreieren – „und dann hat das Kochen begonnen“, erzählt sie.

Kochen auf höchstem Niveau

Was Jenny Stier am Herd gezaubert hat, ließ schließlich nicht nur der Jury das Wasser im Mund zusammenlaufen. Schon das Lesen macht da Appetit. Als Vorspeise bereitete sie Zweierlei von der Wachtel mit Pastinaken-Püree und glasierten Karotten zu. Zum Zwischengang gab es ein Zander-Apfel-Tartar mit Apfel-Sellerie-Salat, gepickelten Zwiebeln und einem Salzcrumble. Beim Hauptgang zeigte die Zimmernerin, dass sie auch die vegane Küche beherrscht. Zu einem mit Quinoa gefüllten Portobello, das ist ein Riesenchampignon, gab es Süßkartoffelpüree und gegrillten Blumenkohl. Zum Dessert servierte sie schließlich Sanddorn-Eis mit Buttergebäck und einem Espouma aus weißer Schokolade.

Insgesamt hatte die Zimmernerin fünfeinhalb Stunden Zeit für das gesamte Menü. Sie musste für insgesamt acht Personen kochen. „Jeder Teilnehmer hat denselben Warenkorb bekommen“, erzählt Jenny Stier, „das Menü konnte dann jeder selbst gestalten.

Ganz neue Möglichkeiten

Die Tatsache, dass Jenny Stier nun eine der besten jungen Köchinnen Deutschlands ist, eröffnet ihr ganz neue Möglichkeiten. Es sei ein Novum, dass ein Betriebsrestaurant bei einem solchen Wettbewerb teilnimmt, verrät die 22-Jährige. „Meine Kolleginnen und Kollegen waren total geflasht“. Und die haben sie in der Vorbereitungszeit kräftig unterstützt. An drei Trainingstagen hat sie sich intensiv vorbereitet, hat selbst Warenkörbe zusammengestellt und Gerichte ausprobiert. Insgesamt drei Wochen lang hat sie zusätzlich zu ihrer Arbeitszeit gekocht, angerichtet und zusammen mit ihren Arbeitskollegen verkostet.

Wichtig für sie seien regionale Lebensmittel von Landwirten aus der Region. Dort holt sie sich dann auch die Zutaten für ihre Gerichte, „von den Eiern bis zum Fleisch.“ Klar für sie sei, dass ihre Küche saisonal ist. Das heißt, im Winter gibt es bei Jenny Stier keine Erdbeeren. Nach ihrer Ausbildung im Juli will die 22-Jährige erst einmal in Bubsheim weitermachen. „Nach der Lehre hat man noch lange nicht ausgelernt“, sagt sie, „ich bin immer auf der Suche nach neuen Erfahrungen.“ Und die kann sie auch bei den Weiterbildungsangeboten und Workshops machen, die in ihrem dritten Platz enthalten sind.

Spitzengastronomie am Schwarzenbach?

Und später dann einmal Spitzengastronomie im Zimmerner „Paradies“? Jenny Stier lächelt. „Der Gedanke ist nicht abwegig“, erklärt sie. Dass sie eine ganz Große der deutschen Kochkunst werden kann, ist durchaus möglich. Das zeigt einer ihrer Vorgänger beim Rudolf-Achenbach-Preis, der heute eine echte Kochkoryphäe ist. Vor 30 Jahren stand kein Geringerer als Tim Mälzer auf dem Siegerpodest.

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