Das Forschungsprojekt unter der Leitung von Prof. Dr. Marina Martinez Mateo (Lehrstuhl für Medien- und Technikphilosophie) und Prof. Sandra Schäfer (Bild&Raumpolitiken in der Kunstpädagogik) ist Teil eines Forschungsverbundes (ForGeRex), das den Rechtsextremismus in Bayern untersucht.

 

Ästhetik und Bildpolitik im Kontext von Rechtsextremismus und Rassismus bilden den Mittelpunkt des Projekts "DisIgnoranz – Sehen im rassistischen Nebelfeld“.  Die Untersuchung von ästhetischen Strategien zur Normalisierung rechten sowie rassistischen Denkens – nicht nur, aber auch im digitalen Raum – stellt die Grundlage der Untersuchung dar. Dabei sind aber vor allem die Leerstellen der Wissensproduktion von Bedeutung, die mit der Normalisierung rechten und rassistischen Denkens einhergehen. Diese Leerstellen sollen sichtbar gemacht werden, indem andere Formen der Wissensproduktion, aber auch andere Ästhetiken, Bild- und Raumpolitiken, vor allem aus migrantischer und postmigrantischer Perspektive, ins Zentrum gestellt werden.
Damit soll sowohl der weiteren Reproduktion und Gewichtung einer ohnehin schon ständig stattfindenden Flut rechter Bildpolitik und der damit einhergehenden Überforderung entgegengearbeitet, als auch die darin stattfindende Normalisierung zurückgestoßen werden. Den daraus resultierenden Fragen und Herausforderungen nähert sich das Projekt auf prozesshafte Art und Weise.

 

Dieses Forschungsprojekt findet im Austausch zwischen Kunst und Philosophie in Zusammenarbeit mit den Studierenden der Akademie statt. Es handelt sich hierbei sowohl um eine theoretische als auch um eine künstlerische Auseinandersetzung.

 

Mit einem Vortrag von Natascha Sadr Haghighian findet eine erste öffentliche Veranstaltung des Forschungsprojektes statt.

 

Vortrag von Natascha Sadr Haghighian am Montag, den 13.5. um 18 Uhr im Auditorium im EG/Neubau der Akademie, Akademiestr. 4.

 

„Wir versuchten, über diese Störung hinwegzukommen, indem wir die Wahrnehmung von rassistischen Strukturen zu unterdrücken lernten. Dadurch wurde auch die Entwicklung einer Gemeinsamkeit, eines Austausches über die Erfahrung von Rassismus erschwert. Sprachen die entwickelt wurden, um die eigene Wahrnehmung zu artikulieren, Literatur, Lieder – sie hatten höchstens street credibility in Deutschland, wenn sie überhaupt registriert wurden. Jede*r war in der epistemischen Blase der Integration als Ausländer*in alleine. Jede Form der Zusammenrottung wurde als gescheiterte Integration erachtet.“
(aus Was ich noch nicht erkenne, jetzt in diesem Moment, HaFI 019, 2023)

In „Was ich noch nicht erkenne, jetzt in diesem Moment“ erzählt Natascha Sadr Haghighian von Erkenntnis und strategischer Ignoranz im deutschen strukturellen Rassismus. Das Wie und Warum des „Nicht-Sehens“ des NSU (der neonazistischen Organisation, die von 2000 bis 2011 in Deutschland rassistische Morde begehen konnte, ohne „entdeckt“ zu werden) wird beispielhaft nachgezeichnet. Mit Texten, Liedern und kollektiven Praktiken wird der manipulierenden Realität des Unwissens begegnet.

 

"DisIgnoranz" ist unter dem Kurztitel „Ästhetische Interventionen in eine rassistische Normalität“ Teil des Forschungsverbunds für Gegenwartsanalysen, Erinnerungspraxis und Gegenstrategien zum Rechtsextremismus in Bayern (ForGeRex), das für die kommenden 4 Jahre mit einer Gesamtsumme von 4,5 Millionen Euro vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst ge-fördert wird.

Der Forschungsverbund „ForGeRex" untersucht den Rechtsextremismus in Bayern. Dabei werden die spezifischen Erscheinungsformen des Phänomens, seine Wirkungen auf den gesellschaftlichen Alltag sowie Strategien gegen den Rechtsextremismus betrachtet. Konkret liegt der Fokus auf aktuellen Entwicklungen, Akteur*innen, Strukturen und Diskursen, aber auch historische Perspektiven werden berücksichtigt. Ziel des Verbunds ist es, diese Befunde nicht nur zu dokumentieren, sondern sie auch in den wissenschaftlichen Diskurs zu überführen. Dadurch können die aktuellen Ausprägungen des Rechtsextremismus in Bayern besser verstanden und Veränderungen im Laufe der Zeit analysiert werden.


„ForGeRex“ ist ein interdisziplinärer Forschungsverbund aus 18 Wissenschaftler*innen von elf bayerischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften, Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen und hat zu Beginn des Jahres seine Arbeit aufgenommen, um wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Rechtsextremismus zu vertiefen.

 

Initiiert wurde das Forschungsvorhaben von Prof. Dr. Martina Ortner und Prof. Dr. Clarissa Rudolph von der Fakultät Angewandte Sozial- und Gesundheitswissenschaften an der OTH Regensburg. Über das Ziel des Forschungsvorhabens sagen sie: „Wir wollen das Wissen über das Ausmaß von rechtsextremen Aktivitäten und Akteur*innen erweitern und vertiefen. Dies ist entscheidend, um den Einfluss der extremen Rechten in verschiedenen gesellschaftlichen Teilbereichen zu erfassen und Gegenstrategien zu entwickeln."

 

Prof. Dr. Martina Ortner äußert ihre Freude über die breite Beteiligung der Forscher*innen aus verschiedenen Institutionen und betont die Bedeutung der hochschulübergreifenden und interdisziplinären Zusammenarbeit: „In neun Teilprojekten wird exzellente Forschung zu einer Vielzahl von Themen zum Rechtsextremismus betrieben. Die Zusammenführung unterschiedlicher Fachrichtungen ermöglicht eine umfassende Analyse des Phänomens.“