Martin Moszkowicz nimmt Carl-Laemmle-Produzentenpreis entgegen
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Ehrung für sein Lebenswerk

Filmemacher Martin Moszkowicz nimmt Carl-Laemmle-Produzentenpreis entgegen

Laupheim / Lesedauer: 4 min

Er produzierte „Fack ju Göthe“ und „Der Baader Meinhof Komplex“: Für sein Lebenswerk wurde Martin Moszkowicz nun in Laupheim der Produzentenpreis verliehen. Mit Videos und Fotos.
Veröffentlicht:17.05.2024, 17:00

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Er zeichnet verantwortlich für mehr als 300 nationale und internationale Filmproduktionen, darunter „Fack ju Göthe“ (2013), „Der Baader Meinhof Komplex“ (2008) und „Das Geisterhaus“ (1993), in dem unter anderem Filmgrößen wie Meryl Streep, Glenn Close und Antonio Banderas in den Hauptrollen zu sehen sind. Nun ist Martin Moszkowicz im Laupheimer Kulturhaus für sein Lebenswerk mit dem Carl-Laemmle-Produzentenpreis ausgezeichnet worden.

„Martin Moszkowicz ist ein ebenso vielseitiger wie wagemutiger Produzent, der mit Elan und Enthusiasmus, mit strategischem Weitblick und kundigem Instinkt für Stoffe, Themen und Menschen eindrucksvolle Filme ermöglicht“, begründete Jurymitglied und Filmproduzentin Corinna Mehner die Entscheidung für die mit 40.000 Euro dotierte Auszeichnung von Moszkowicz.

400 Gäste aus Film, Fernsehen, Politik und Wirtschaft waren am Donnerstagabend zur Preisverleihung nach Laupheim gekommen, darunter der letztjährige Preisträger Thomas Kufus, die Schauspielerinnen Kathrin Anna Stahl und Amanda da Gloria, die Schauspieler Adnan Maral und Luis Vorbach sowie ARD-Programmdirektorin Christine Strobl und Arne Braun, Staatssekretär im Landesministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst.

Moderiert wurde die Preisverleihung von Nina Eichinger, die Moszkowicz als Tochter des Produzenten und Regisseurs Bernd Eichinger seit ihrer frühen Kindheit kennt. Sehr persönlich und zugleich mit viel Lockerheit führte sie durch den Abend. So saß sie etwa mit Oberbürgermeister Ingo Bergmann und Björn Böhning, CEO der Produzentenallianz, zu Beginn der Gala entspannt plaudernd an einer Bar auf der Bühne.

Jüdische Schicksalsgemeinschaft

Bergmann gab dabei einen Einblick in die Verbindung der Stadt Laupheim mit „Uncle Carl“, wie Laemmle zu Lebzeiten genannt wurde. Böhning betonte indes die Wichtigkeit des Carl-Laemmle-Produzentenpreises, der in Deutschland und der Welt seinesgleichen suche: „Der Produzent sonst nur dann auf der Bühne, wenn der beste Film ausgezeichnet wird.“

Nina Eichinger verwies auf die jüdische Schicksalsgemeinschaft, die Martin Moszkowicz mit dem Namensgeber des Preises verbindet: So sei der Vater von Moszkowicz mit 17 Jahren nach Auschwitz deportiert worden und habe als einziges von sieben Geschwistern das KZ überlebt. „Die Geschichte von Carl Laemmles und Martin Moszkowiczs Familien und die von Millionen anderen erinnert uns an Vielfalt und Toleranz“, sagte Eichinger. „Lieber Martin, du bist jemand, der sich engagiert, der aufsteht und laut etwas sagt. Alleine das finde ich schon preiswürdig.“

Das sagt Günter Rohrbach in seiner Laudatio

Ähnlich drückte es der Film- und Fernsehproduzent Günter Rohrbach in seiner Laudatio aus: Moszkowicz habe sein Jüdischsein lange nicht öffentlich gemacht. „Warum sollte er auch?“ Neuerdings gebe es jedoch erschreckende Gründe, daran etwas zu ändern, sagte der 95-Jährige in Anspielung auf das Erstarken rechter Gruppierungen in Deutschland und der Welt.

Daneben verwies Rohrbach auf das umfangreiche Schaffen des Carl-Laemmle-Preisträgers, das ihn zu einem Frontmann der deutschen und europäischen Filmpolitik gemacht habe. Martin Moszkowicz habe „das sichere Gespür dafür, was die Menschen sehen und erleben wollen, was sie zum Lachen und zum Weinen bringt, was sie im Innersten bewegt. Darum geht es beim Film.“

Moszkowicz war in seiner Dankesrede hörbar gerührt von der Auszeichnung und der Laudatio: „Wow, ich bin völlig platt.“ Der Carl-Laemmle-Produzentenpreis sei mit großem Abstand der wichtigste Preis, den er bisher entgegennehmen durfte - weil er nicht nur einen einzelnen Film auszeichne, „sondern mein ganzes Leben“. Der Preis verleihe ihm viel Kraft und Optimismus. „Ich werde jeden Tag, wenn ich aufstehe, denken: It can be done“, sagte der Preisträger in Anlehnung an Laemmles Lebensmotto.

Für mich ist der Erfolg im Kino die einzige unverhandelbare Größe.

Martin Moszkowicz

Die Jury habe Mut bewiesen, mit ihm jemanden auszuzeichnen, der Publikumsfilme mache, betonte Moszkowicz weiter. Zugleich brach der Produzent für diese Art des Films eine Lanze: „Für mich ist der Erfolg im Kino die einzige unverhandelbare Größe.“ Man könne über Filme streiten. „Aber das einzige, was völlig unkorrumpierbar ist, sind die Besucherzahlen im Kino.“ Mit dieser Denkweise erinnert Moszkowicz an Carl Laemmle, dem es als Universal-Boss auch stets um die Finanzierbarkeit und den Erfolg seiner Filme ging.

Zum Schluss wandte sich Moszkowicz noch an die Gäste von außerhalb, die größtenteils nur für den Abend nach Laupheim gekommen waren. „Wenn ihr irgendwann Zeit habt, kommt her und geht in diese Ausstellung“, sagte er mit Verweis auf die neue Dauerausstellung im Museum zur Geschichte von Christen und Juden im Schloss Großlaupheim. Diese zeige, was verloren gegangen ist mit dem Verschwinden der Juden, die Teil der bürgerlichen Gesellschaft waren. „Mich hat das wahnsinnig berührt.“

Ein Leben wie im Film

In Teilen glich der Abend im Kulturhaus selbst einem Film. Das fing an mit Szenen aus dem Leben und Wirken von Carl Laemmle, die zu Beginn der Veranstaltung über eine Leinwand flimmerten, und ging weiter mit einem Zusammenschnitt einiger Glückwünsche und von Moszkowicz produzierter Filme - ein Trailer für das Wirken des Filmemachers. Wie es sich für einen guten Film gehört, kam auch die Musik nicht zu kurz: Virtuos performten Joo Kraus (Trompete) und Loreen Sima (Gesang und Kontrabass) das Titellied aus dem Film „Das Perfekte Geheimnis“: „Stone Cold Sober“.

Die Gala klang entspannt aus mit gutem Essen vom „Laupheimer Hof“ und „Mizu Catering“ sowie beschwingter Musik des Ulmer DJs „Roter Freibeuter“.